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DGB Bensheim kritisiert die Stadt Bensheim wegen H&M

„H&M kein sicherer Verhandlungspartner – Bürgerinnen und Bürger sollen bezahlen“

 

BENSHEIM. - „Nun ist die Katze aus dem Sack: die von Bürgermeister Richter (CDU) vielgepriesene Textilkette H&M will sich nicht an die Kette legen lassen“, reagiert die DGB-Vorsitzende Jutta Mussong-Löffler auf die jüngste Veröffentlichung. Der schwedische Konzern möchte keinen langfristigen Mietvertrag eingehen, heißt es in einer Internetveröffentlichung vom 3.1.2017.

Genau das war aber die Voraussetzung für den sehr teuren Neubau des derzeitigen Hauses am Markt. Die Finanzierung über die MEGB mit 40% Eigenkapital braucht einen verlässlichen Partner, der Mieteinnahmen mindestens 10 Jahre lang garantieren sollte. Amortisieren sollte sich das Gebäude nach 20 Jahren.

Ein Märchen

Rückblick: Irgendwann sei in Bensheim das „Märchen“ in die Welt gesetzt worden, dass nur eine Filiale von H&M die Zukunft der Innenstadt retten könne. Aber auch nur dann, wenn das alte Haus am Markt abgerissen würde und auf dem Marktplatz unbedingt ein neues, speziell auf die Wünsche von H&M zugeschnittenes Gebäude entstehen würde.

„Als dies von den Bensheimer Kaufleuten immer wieder bestätigt wurde, wollten es auch die jeweiligen Mehrheiten im Bensheimer Parlament glauben. So verhandelten ihre Vertreter über 10 Jahre mit H&M. In das bestehende nur 30 Jahre alte Gebäude haben sie zukunftsweisend auch 10 Jahre lang nichts mehr investiert.

Diese Instandhaltung hätte bis 2030 ungefähr zwei Millionen EUR gekostet. Der Neubau wurde bisher mit 8,4 Mio. Euro konzipiert. Aber irgendetwas ist schief gelaufen, denn die Vertreter von H&M wollen „plötzlich“ einen Mietvertrag auf 10 Jahre nicht akzeptieren.“ Auch die Miete sei zu hoch.

„Warum sind die Vertreter der Stadt überrascht? Warum hält Bürgermeister Richter weiterhin zum schwedischen Textilriesen, indem er es immer noch begrüßt, wenn es klappen würde? >Aber wir machen es nicht um jeden Preis<, heißt es nun.

Dennoch hat die Stadt viel Steuergeld für die Planung und Werbung ihres Projektes in die Hand genommen. Der DGB verlangt, dass diese Zahlen transparent gemacht werden. Indessen ist H&M überhaupt nicht beeindruckt. Vielleicht ist den H&M-Vertretern bekannt, dass die Stadt die Interessen der Kaufleute sehr stark im Auge hat.“

Weiterhin Problem mit Menschenrechtsverletzungen

„Der DGB kennt die Praktiken der Textilindustrie, die keine Hemmungen hat wenn es um die Ausbeutung der Menschen in den Produktionsländern geht. Mehrfach hat die Menschenrechtsinitiative Bergstraße (MIB e.V.) um Rainer Scheffler gemeinsam mit dem Bensheimer DGB auf die dortigen katastrophalen Arbeitsbedingungen in Veranstaltungen hingewiesen.

Es wurde deutlich, dass H&M keine eigenen Produktionsstätten hat, der Konzern in Indien, Pakistan und Myanmar produzieren lässt, wo die Beschäftigten von dem erhaltenen Lohn kaum leben können. Gerade über die Weihnachtsfeiertage streikten Tausende Textilarbeiter, die auch für H&M arbeiten, für bessere Löhne – als Konsequenz wurden nach Gewerkschaftsangaben über 3.000 Menschen entlassen und teilweise inhaftiert (Handelsblatt v. 4.1.2017). Grund genug, auf eine Ansiedlung von H&M in Bensheim zu verzichten.“

Alle Kritiker seien nun bestätigt: „H&M ist kein sicherer Vertragspartner für das millionenschwere Projekt am Marktplatz.“ Die Erhaltung müsse vor einem Neubau kommen, „H&M soll sich einen anderen Marktplatz suchen“, schließt der DGB.