Weit verbreitet, zu selten bemerkt: die heimliche Volkskrankheit Fettleber

Ăber Ursachen, Folgen und mögliche Therapien einer Fettleber sprach die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz im Heppenheimer Landratsamt mit Privatdozent Dr. Uwe Seitz (links), Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I des Kreiskrankenhauses Heppenheim, sowie Dr. Hans-Peter Filz (rechts), Oberarzt der Internistischen Abteilung der Eleonoren-Klinik Lindenfels. Foto: Pressedienst BergstraĂe
BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Obwohl es sich in westlichen LĂ€ndern um eine weit verbreitete Krankheit handelt, ist sie wenig bekannt â und bleibt oft zu lange unbemerkt: die Verfettung der Leber.
Bei einer sogenannten Fettleber verĂ€ndert sich die Leber durch eine vermehrte Einlagerung von Fetten im Gewebe des Organs krankhaft. Die Deutsche Leberstiftung geht davon aus, dass rund ein Drittel der Erwachsenen hierzulande eine durch Fetteinlagerung vergröĂerte Leber habe. Und auch Kinder mit Ăbergewicht können bereits eine Fettleber entwickeln.
Da die Erkrankung in den meisten FĂ€llen zunĂ€chst symptomlos verlĂ€uft, kann sie ĂŒber Jahre unerkannt bleiben. Die weiteren Folgen können schwerwiegend sein: Narbenbildung, Leberfibrose, Leberzirrhose oder Leberkrebs. Festgestellt wird eine Fettleber meist bei einer Ultraschalluntersuchung.
Im Blut ist eine Erhöhung der Leberwerte erst nachweisbar, wenn bereits entzĂŒndliche VerĂ€nderungen am Gewebe des Organs vorliegen. Das Kreiskrankenhaus in Heppenheim verfĂŒgt seit kurzem auch ĂŒber ein Fibroscan-GerĂ€t, mit dem Lebererkrankungen wie die Fettleber, ĂŒber eine Elastographie frĂŒher erkannt werden können.
Um ĂŒber die Folgen einer Verfettung der Leber, aber auch ĂŒber Ursachen und mögliche Therapien aufzuklĂ€ren, lud das Gesundheitsamt des Kreises BergstraĂe die beiden Experten Prvatdozent Dr. Uwe Seitz, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin I des Kreiskrankenhauses Heppenheim, und Dr. Hans-Peter Filz, Leitender Oberarzt der Internistischen Abteilung der Eleonoren-Klinik Lindenfels, zum GesprĂ€ch ins Landratsamt.
Die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz betonte dabei: âAufklĂ€rung und PrĂ€vention sind bei diesem Thema besonders wichtig, weil die Krankheit weit verbreitet, aber lange Zeit nur schwer erkennbar ist.
Mit Projekten wie dem âBewegten Kindergartenâ oder dem YOLO-Day setzen wir als Kreis darauf, schon Kinder zu einem möglichst aktiven und gesunden Leben zu ermutigen.â
Denn die Ursachen fĂŒr eine Fettleber, das stellten Dr. Seitz und Dr. Filz beim GesprĂ€ch im Landratsamt klar, sind in vielen â nicht in allen - FĂ€llen in einer ungesunden Lebensweise zu finden. Alkoholkonsum, starkes Ăbergewicht (Adipositas), mangelnde körperliche AktivitĂ€t, Diabetes Mellitus, Fettstoffwechselstörungen, aber auch bestimmte Medikamente können eine Verfettung der Leber begĂŒnstigen.
âIn westlichen LĂ€ndern ernĂ€hren wir uns zu hĂ€ufig von Lebensmitteln, die viele gesĂ€ttigte FettsĂ€uren enthalten, wie etwa Chips oder Fast Food. In Kombination mit mangelnder Bewegung steigt dadurch das Risiko, an einer Fettleber, aber auch an Diabetes oder Herz- und GefĂ€Ăkrankheiten zu erkrankenâ, so Dr. Filz.
An den Folgen einer durch Alkohol verursachten Lebererkrankung sterben in Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium jedes Jahr rund 20.000 Menschen. âAlkohol ist ein Zellgift und daher auch in geringen Mengen immer schĂ€dlich fĂŒr den Körper.
Das Risiko fĂŒr GesundheitsschĂ€den lĂ€sst sich allenfalls verringern, wenn man bestimmte Grenzwerte einhĂ€ltâ, betonte Dr. Seitz. Laut dem Bundesministerium fĂŒr Gesundheit entwickeln etwa 90 Prozent der Menschen, die ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum viel Alkohol konsumieren, eine Fettleber. Als viel Alkohol gelten zum Beispiel fĂŒr einen Mann bereits zwei Flaschen Bier und mehr pro Tag.
Auch die Behandlung einer Fettleber richtet sich nach den zugrundeliegenden Ursachen. Dies kann schwerpunktmĂ€Ăig die Umstellung auf eine kalorienreduzierte, ausgewogene ErnĂ€hrung sein, der Verzicht auf Alkohol oder das regelmĂ€Ăige Treiben von Sport sein.
In seltenen FÀllen sind Verfettungen der Leber nicht ernÀhrungsbedingt und können auch schlanke Menschen betreffen, etwa bei Speicherkrankheiten. In diesen FÀllen wird der zugrundeliegende Defekt meist mit Medikamenten behandelt.
Eine Fettleber, betonte Dr. Seitz, sei umkehrbar, mit der richtigen Behandlung könne sie sich sogar komplett zurĂŒckbilden. In einem spĂ€teren Stadium, bei einer Leberzirrhose, einem Leberversagen oder Leberkrebs, sei die Krankheit dagegen allenfalls stabilisierbar. Die 5-Jahres-Ăberlebensrate liegt hier bei nur 35 Prozent.