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Gerichtssaal-Freundschaft hilft Not im ukrainischen Kriegsgebiet zu lindern

Verabschiedeten die Bergsträßer IPA-Vorstandsmitglieder Josef Simon (4. von rechts) und David Weiser (Mitte, mit Bart) zu ihrer Fahrt über 1.800 Kilometer mit dem Rettungswagen in die Ukraine: Karin Schmidt, 1. Vorsitzende des Vereins „AKIK“ Frankfurt / Rhein-Main e.V., Katharina Theobald, Jugendkoordinatorin Stadt Darmstadt und Landkreis Darmstadt Dieburg, Benjamin Henne, Leiter der Polizeidirektion Bergstraße, Hartmut Scherer, Leiter der Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, Frank Sauer, Vorsitzender des DRK Odenwaldkreis, Reinhard Müller, Vorsitzender des DRK-Förderkreises Erbach, Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck, Oliver Hoffmann, Präsident der IPA-Sektion Deutschland, Jürgen Linker, IPA-Landesgruppenleiter Hessen und Dirk Fornoff, Abteilungsdirektor der Abteilung Einsatz beim Polizeipräsidium Südhessen (von links).

Gute Wünsche für die Fahrt von David Weiser (links) und Josef Simon (2. von rechts) in die Ukraine von Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck (2. von links) und dem IPA-Präsidenten der Sektion Deutschland, Oliver Hoffmann (rechts).

Mitgefahren ist er nicht, Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck (Mitte), gab den beiden Fahrern David Weiser (links) und Josef Simon aber alle guten Wünsche mit auf die 1.800 Kilometer lange Reise. Fotos: er

IPA Bergstraße bringt Rettungswagen vom DRK-Ortsverein Erbach in die Ukraine + + + Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck lobt „die vorbildliche Aktion“

BENSHEIM / ERBACH. - So wünscht man sich jeden Ausgang eines Gerichtsprozesses, wenn dabei eine Männerfreundschaft entsteht, die Gutes bewirkt. So geschehen vor längerer Zeit, als der Erbacher Reinhard Müller und der Bensheimer David Weiser sich im Landgericht Darmstadt begegneten.

Müller war einer der ehrenamtlichen Richter in einem Strafprozess beim Landgericht Darmstadt, und Weiser war als Kripobeamter in den Zeugenstand berufen worden. Nach Weisers Zeugenaussage tauschte man sich in einer Prozesspause über Privates aus und eine lose freundschaftliche Verbindung entstand.

IPA als Gemeinsamkeit

Dies nicht zuletzt, weil eine Gemeinsamkeit bestand: Reinhard Müller ist seit 25 Jahren aktives Mitglied der International Police Association (IPA), David Weiser der designierte Vorsitzende der Sektion Bergstraße dieser Organisation.

Dieser kleine, an der Bergstrasse wenig bekannte Verein feiert in diesem Jahr sein 62-jähriges Bestehen. Die Dachorganisation wurde am 1. Januar 1950 von Arthur Troop unter dem Leitmotiv „Servo per Amikeco“ (Dienen durch Freundschaft) gegründet und entwickelte sich mit nunmehr 360.000 Mitgliedern aus derzeit 68 Staaten zur größten Berufsvereinigung der Welt.

Seit 1962 IPA Bergstrasse mit aktuell 299 Mitgliedern

Ihr Ziel ist der politisch und gewerkschaftlich unabhängige Zusammenschluss von Angehörigen des Polizeidienstes, ohne Unterschied von Rang, Geschlecht, Hautfarbe, Sprache oder Religion. Die 1962 in Bensheim gegründete Verbindungsstelle umfasst als Regionalabteilung aktuell 299 Mitglieder. Da stellte Hessens Innenminister Roman Poseck gleich in Aussicht, das 300. Mitglied der IPA Bergstraße werden zu wollen.

Ferner unterhält sie in der Bensheimer Hauptstraße eine von insgesamt neun IPA-Gästewohnungen in Deutschland, die regelmäßig von Polizeibeamten aus dem In- und Ausland bzw. auch von Delegationen der Bensheimer Partnerstädte besucht wird. Dies beschert den Bergsträßer IPA-Freunden den Ruf als hervorragende Gastgeber.

„Die Kommunikation mit Reinhard Müller war zwar einige Zeit etwas heruntergefahren, lebte aber zuletzt wieder erfreulich auf“, sagt David Weiser. Und das war gut so. Denn Weiser war zusammen mit dem aktuellen Vorsitzenden Josef Simon auf der Suche nach einem günstigen Rettungswagen, der im Kriegsgebiet in der Ukraine eingesetzt werden sollte.

Müllers Verbindungen ermöglichen Spende eines Rettungswagens

Da traf es sich freilich gut, dass Reinhard Müller, als ehrenamtlicher Vorsitzender des Förderkreises beim DRK-Ortsverein Erbach, über die nötigen Verbindungen verfügte. Schnell hatte man ein beim DRK außer Dienst gestelltes Fahrzeug gefunden, das dem Anliegen der IPA Bergstraße entsprach.

Nach gut dreimonatiger Zeit des Vorlaufs – es mussten bürokratische Hürden überwunden werden, die gar darin mündeten, dass das Blaulicht am Fahrzeug für die Überfahrt in die Ukraine abgeklebt werden musste – war es dann am Freitag soweit und die Überfahrt des Rettungswagens in die ukrainische Stadt Khmelnitsky konnte beginnen.

Josef Simon und David Weiser mit Rettungswagen in Richtung Ukraine gestartet

Gemäß dem Leitspruch „Dienen durch Freundschaft“ sind die beiden Polizeibeamten und Vorstandsmitglieder der IPA-Bergstraße Josef Simon und David Weiser am Freitag mit dem in Erbach außer Dienst gestellten Rettungswagen des DRK zu der rund 1.800 Kilometer langen Fahrt in die Ukraine aufgebrochen.

Damit hat ein wichtiges humanitäres Projekt in Bensheim seinen Anfang genommen, das die Beiden über fünf Etappen bis nach Khmelnitsky führen wird.

Die Verabschiedung fand in Anwesenheit zahlreicher Gäste statt. Selbst der hessische Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck ließ es sich nicht nehmen den beiden Polizeibeamten vor Ort seine guten Wünsche wie auch eine finanzielle Zuwendung mit auf die Reise zu geben.

Innenminister: „Wertvolle humanitäre Unterstützung“

„Die IPA leistet wertvolle humanitäre Unterstützung und zeigt damit, dass Solidarität nicht an Landesgrenzen Halt macht“, sagte der Innenminister.

„Noch immer leiden die Ukrainer unter dem schrecklichen Angriffskrieg Russlands. Hessen steht seit Beginn des Krieges fest an der Seite der Ukraine, die einen aufopferungsvollen Kampf gegen einen brutalen Aggressor führt.“

87 Hilfstransporte und sieben Feuerwehrfahrzeuge aus Hessen bereitgestellt

Die Hessische Landesregierung habe bereits unter anderem 87 Hilfstransporte und sieben Feuerwehrfahrzeuge bereitgestellt, um den Menschen in der Kriegsregion zu helfen.

„Ich danke allen Beteiligten für diese humanitäre Aktion, die mit Sicherheit dringend gebraucht wird.“ Posecks Dank galt auch Polizeipräsident Björn Gutzeit, der sich als Schirmherr besonders für dieses Projekt engagiert habe.

300 Schutzwesten kurzfristig zur Verfügung gestellt

„Es freut mich, dass die hessische Polizei zudem 300 Schutzwesten kurzfristig zur Verfügung gestellt hat. Auch diese werden den Ukrainern zeitnah bereitgestellt. Ich hoffe sehr, dass wir damit zumindest einen kleinen Beitrag leisten können, den leidgeprüften Ukrainern in dieser schrecklichen Notlage zu helfen.

Wir werden die Ukraine auch in Zukunft bestmöglich unterstützen. Auch in Zeiten des andauernden Krieges unterstreichen wir unsere enge Verbundenheit zwischen Hessen und der Ukraine“, verdeutlichte der Innenminister.

Dirk Fornoff: „Freude über das ehrenamtliche Engagement unserer Kollegen“

Für das Polizeipräsidium Südhessen war der Leiter der Abteilung Einsatz, Dirk Fornoff, als Vertreter des urlaubsbedingt abwesenden Polizeipräsidenten bei der Verabschiedung anwesend.

„Wir freuen uns über das ehrenamtliche Engagement unserer Kollegen, die damit auch die grenzüberschreitende Solidarität innerhalb der Polizeifamilie zum Ausdruck bringen“, erklärte Fornoff.

Frank Sauer, Vorsitzender des DRK des Odenwaldkreises, das über seinen Ortsverein Erbach den ausgemusterten Rettungswagen im März für diese Mission zur Verfügung gestellt hat, war ebenfalls vor Ort.

Besonderes Geschenk von „AKIK“ Frankfurt / Rhein-Main e.V.

Ein besonderes Geschenk erhielten die beiden Rettungswagenfahrer von Karin Schmidt, 1. Vorsitzende des Vereins „AKIK“ Frankfurt / Rhein-Main e.V. (Aktionskomitee Kind im Krankenhaus / www.akik.de).

Gemeinsam mit Hartmut Scherer, dem Leiter der Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, überreichten sie 72 Rettungsteddys, die Dank der finanziellen Unterstützung und Kooperation mit der Stiftung GIERSCH seit vielen Jahren zum Einsatz kommen.

Schirmherrin des Projekts ist Sen. E.h. Karin Giersch, der diese Unterstützung eine Herzensangelegenheit ist. Die Rettungsteddys werden normalerweise im Rhein-Main Gebiet und von der Darmstädter Polizei, den Rettungsdiensten und der Notfallseelsorge eingesetzt, um potenziell verängstigte oder traumatisierte Kinder bei krisenhaften Ereignissen zu unterstützen.

Mit dem Projekt setzt sich der Verein und die Polizei für den emotionalen Beistand traumatisierter Kinder ein. Die Teddybären dienen als Trostspender und zeigen, dass Hilfe nicht nur materiell, sondern auch emotional geleistet werden kann.

Die gespendeten Rettungsteddys werden in Khmelnitsky an ukrainische Kinder übergeben, um dort Trost zu spenden und für ein Kinderlächeln zu sorgen.

„Überführung des Rettungswagens ist ein Zeichen der Solidarität“

Die IPA und die anwesenden Unterstützer machten deutlich, dass sie mit diesem Projekt insbesondere das humanitäre Ziel verfolgen, die Kollegen in der Ukraine direkt zu unterstützen und ihnen in einer schwierigen Zeit beizustehen.

Die Überführung des Rettungswagens ist darüber hinaus ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts unter Polizeibeamten und Rettungskräften in Europa. Diese humanitäre Reise führt die beiden Fahrer über vier europäische Grenzen, bis sie den dringend benötigten Rettungswagen an ihre ukrainischen Kollegen übergeben.

Hierbei sind David Weiser und Josef Simon bereits geübt, da sie schon 2022 einen Rettungswagen an die ukrainische Grenze gefahren haben.

„Dank unserer Kollegen in den europäischen Ländern sind wir in jedem Land bestens betreut“

„Dank unserer Kollegen in den europäischen Ländern sind wir in jedem Land bestens betreut und erhalten auch vor Ort die entsprechende Unterstützung durch unser einzigartiges europaweites Netzwerk“, erklärte David Weiser.

„Wir möchten mit der Überführung eines Rettungswagens ein wichtiges Zeichen für eine internationale Zusammenarbeit setzen und den Zusammenhalt demonstrieren“, erklärte Josef Simon. Dieses Netzwerk und das Zeichen der Solidarität erscheine in Zeiten politischer Spannungen und humanitärer Krisen besonders wichtig.

Die Überführung des Rettungswagens solle weiterhin zeigen, dass die ukrainischen Kollegen nicht allein sind und auf die Unterstützung ihrer internationalen Partner zählen können.

„Solche Gesten der Hilfeleistung stärken die Freundschaft und das Vertrauen zwischen den Nationen und fördern den Zusammenhalt innerhalb der internationalen Gemeinschaft.“ 

Unterstützung auch von der Stadt Bensheim und „Wir sind Bergstraße e.V.“

Dieses Projekt fasst die IPA in ihrem Leitspruch „Dienen durch Freundschaft“ zusammen. Unterstützt wird die Aktion auch von der Stadt Bensheim, Bürgermeisterin Christine Klein und dem Verein „Wir sind Bergstraße e.V.“.

Diese verfügen über gewachsene Kontakte nach Khmelnitsky und haben bislang mehrere Hilfstransporte in die dortige Region organisiert bzw. unterstützt.

Um die Ukraine weiterhin zu unterstützen, hatte die Stadt Bensheim dieses Jahr unter anderem beschlossen, die ehemalige Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bensheim-Mitte nach Khmelnitsky zu spenden. Die Übergabe fand bereits im Juni statt.

Geldspenden für dringend benötigte Medikamente

Aufgrund der bestehenden Kontakte fragten Simon und Weiser im Vorfeld die ukrainischen IPA-Kollegen, wie sie darüber hinaus sinnvoll unterstützt werden können. Daraufhin übermittelten diese eine Liste dringend benötigter Medikamente.

Um diese erbetene Hilfe bestmöglich gewährleisten zu können, entschied sich die IPA Bergstraße in einer gemeinsamen Spendenaktion mit dem Verein „Wir sind Bergstraße e.V.“ Geldspenden zu sammeln, welche direkt an die ukrainische IPA-Sektion weitergeleitet werden sollen.

Hierdurch soll der Kauf und die Verteilung der Medikamente vor Ort ermöglicht und die Hilfe transparent gestaltet werden. „Als wir von der Überführung des Rettungswagens gehört haben, wollten wir uns ebenfalls einbringen und unterstützen“, erklärt Jürgen Pfliegensdörfer.

Er ist ein aktives Mitglied von „Wir sind Bensheim e.V.“., ehemaliger Kriminalbeamter und langjähriges Mitglied der IPA Bergstraße.

Der Präsident der deutschen IPA-Sektion, Oliver Hoffmann, hatte ein besonderes Geschenk vom Internationalen IPA Weltverband im Gepäck.

„Wichtiger und lebensnotwendiger Beitrag zur Unterstützung der Menschen vor Ort“

„Wir sind stolz darauf, euer Projekt und die damit verbundene Spendenaktion mit einer Summe von 2.000 Euro zu unterstützen. Diese finanzielle Hilfe wird es ermöglichen, in der Ukraine dringend benötigte Medikamente zu kaufen.

Damit leisten wir einen wichtigen und lebensnotwendigen Beitrag zur Unterstützung der Menschen vor Ort“, so Hoffmann, der auch dem geschäftsführenden IPA-Vorstand angehört.

Dem pflichtete IPA-Landesgruppenleiter Jürgen Linker bei und fasste die Mission während der Verabschiedung treffend zusammen: „Es ist unsere Pflicht und unser Herzensanliegen, unseren Kollegen in der Ukraine zu helfen und ihnen die notwendige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre lebenswichtige Arbeit fortsetzen können.“

Reise von David Weiser und Josef Simon wird auf Facebook und Instagram verfolgt

Die Reise von David Weiser und Josef Simon wird mit großer Aufmerksamkeit auf Facebook und Instagram verfolgt, und ihre sichere Ankunft in der Ukraine wird mit Spannung erwartet.

Ihre Mission ist nicht nur ein Zeichen der Hilfeleistung, sondern auch ein symbolisches Band der Freundschaft und Unterstützung über Ländergrenzen hinweg.

„Wir danken allen Beteiligten für die Unterstützung“, erklärten Weiser und Simon, bevor sie einen Rettungsteddy als Maskottchen in die Windschutzscheibe des Rettungswagens stellten, den Zündschlüssel umdrehten und zu ihrem langen Weg aufbrachen.

Die Spendenaktion läuft noch bis Ende August. Weitere Informationen finden Interessierte auf www.ipa-bergstrasse.de oder www.wirsindbergstrasse.de.