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Kurz vor Kriegsende 1945 gab's ein Verbrechen am Bensheimer Kirchberg

Die Bensheimer GRÃœNEN erinnern seit vielen Jahren an die Verbrechen am Kirchberg mit einer Gedenkfeier - so auch am Volkstrauertag 2023.

Im Gedenken an die Opfer legten die GRÃœNEN ein Blumengesteck am Gedenkstein nieder. Foto: Pressedienst GRÃœNE Bensheim

Die GRÜNEN erinnern am Volkstrauertag an die Kirchbergmorde vom März 1945 / Vorsitzende des Synagogenvereins Ursula Schlosser hielt die Rede

BENSHEIM. - Am Bensheimer Kirchberg wurden 1945 zwölf Menschen von den Gestapo erschossen. Die Bensheimer GRÜNEN erinnern mit ihrer Gedenkfeier seit vielen Jahren an dieses Verbrechen.

Michael Krapp vom Vorstand Bündnis 90/Die GRÃœNEN begrüßte alle Besucher. Besonders Ursula Schlosser, die Vorsitzende des Auerbacher Synagogenvereins, die die Gedenkrede hielt und Hannelore Schmanke mit ihrer Schülerin Marie Arnold, die mit Querflöten für den musikalischen Rahmen sorgten.

Ursula Schlosser begann ihre Rede mit den Worten: „Heute ist Volkstrauertag – ein ambivalenter Feiertag. Denn allzu oft haben wir erlebt, dass der Tag umgemünzt wurde zum Heldengedenktag, wie in die Nationalsozialisten feierten.

Um dem entgegenzutreten, gedenken wir an dieser Stelle auch immer der Ermordeten auf dem Kirchberg – stellvertretend für die Opfer des Faschismus. Es gibt viele Kriege auf dieser Welt und Völker, die momentan Anlass zur Trauer haben.“

Sie erinnerte daran, dass nicht die Deutschen sich 1945 vom Faschismus befreit haben. Es waren amerikanische Soldaten, die wenige Tage nach den Kirchbergmorden als Befreier nach Bensheim kamen.

Ursula Schlosser fragt sich: „Wie war das damals? Was haben die Nachbarn gesehen oder gehört?“ Die Gefangenen wurden über die Kirchbergstraße, Ernst-Ludwig-Straße zu dieser Stelle am Kirchberg getrieben und durch Genickschuss hingerichtet. Für sie dauerte der Krieg 3 Tage zu lang.

Unter abenteuerlichen Umständen schafften es zwei Gefangene in letzter Sekunde zu fliehen. Einer von ihnen, der Pole Johann Goral, berichtete in den 80er Jahren von diesen Stunden. Mit der Broschüre „3 Tage fehlten zur Freiheit“ haben Fritz Kilthau und Peter Krämer 1986 die Biografien der Opfer zusammengestellt und damit diese Vorgänge dokumentiert.

So erfuhr die Bensheimer Öffentlichkeit auch, dass zwei amerikanische Soldaten, ebenfalls am Abend des 24. März im Garten der Gestapozentrale an der Ecke Kirchbergstraße/Darmstädter Str. erschossen und dort sofort begraben wurden. Für die Leitung der Gestapo standen schon die Fluchtfahrzeuge bereit. Vier der Mörder wurden später von den Amerikanern gefasst und hingerichtet.

Ursula Schlosser schlug den Bogen zur heutigen Zeit mit der Frage:„Worum ging es damals, worum geht es heute?“ und gab gleich ihre Antwort: „Dafür einzustehen, was richtig und was falsch ist.

Es war damals falsch einen Soldaten wegen Fahnenflucht zu erschießen, eine Frau umzubringen, weil sie Jüdin war oder einen Zwangsarbeiter, nur weil er im Weg war. Genauso ist es heute falsch, wenn eine demoralisierte russische Armee 1.000 Zivilisten grausamst ermordet, obwohl in Butscha keine ukrainischen Soldaten waren.

Genauso falsch war es, dass Hamas Terroristen Babies aus ihren Betten holten in Öfen steckten, um sie umzubringen“, um nur wenige Beispiele zu nennen. „Was hätten wir damals getan?“ war über viele Jahrzehnte eine theoretische Frage. Aber der überall aufflammende Antisemitismus rückt sie näher an unsere Realität heran.

Am 10. November gedenken wir in Bensheim der Judenpogrome von 1938. Das „Nie wieder“ war allerorts zu hören. Schnell wurde die Erweiterung „nie wieder ist jetzt“ in die Spruchbänder von facebook, instagram etc. übernommen. Doch mit Klicks und Likes sei es nicht getan. „Wir müssen laut werden gegen jede Art von Antisemitismus und das überall“.

Die Fläche um den Gedenkstein wird von der Stadt gepflegt und am Volkstrauertag mit einem Kranz bedacht. Ebenfalls im Gedenken an die Opfer legen die GRÜNEN ein Blumengesteck nieder. Mit der Gedenkfeier wollen die Grünen Bewusstsein schaffen und dafür eintreten, dass dieses Verbrechen nicht in Vergessenheit gerät.

„Wir haben eine Verantwortung mit der Vergangenheit sorgsam umzugehen und künftige Generationen zu mahnen, damit sich diese Geschichte in unserem Land nicht wiederholt“, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der GRÃœNEN.