LESERBRIEF: Nutzen der Windkraft steht nicht im Verhältnis zur Schädigung der Waldflächen
Bei den Buchen- und Buchenlaubmischwäldern an der Bergstraße und im vorderen Odenwald handelt es sich, begünstigt durch die Höhenlage von 300 bis 600 Meter und die im Gebiet wirksamen abiotischen Faktoren, um ein naturnahes Ökosystem.
Diese Buchenbestände stellen eine Besonderheit dar und wurden wegen ihrer hohen ökologischen Bedeutung als FFH-Gebiet ausgewiesen.
Die Eingriffe in die hiesigen Waldflächen werden von den Windkraftakteuren als gering bagatellisiert, jedoch stellen Eingriffe in dieses Ökosystem eine schwerwiegende Störung dar, da gerade Buchen aufgrund ihrer Ansprüche an Bodenfeuchtigkeit und klimatische Faktoren sehr empfindlich sind.
In den verschiedenen Regionalplanungen wurde dieses Gebiet als "Vorranggebiet für Natur und Landschaft" dargestellt und als „Vorbehaltsgebiet für besondere Klimafunktionen“ ausgewiesen. Außerdem hatte das RP Darmstadt die hiesigen Waldgebiete zum „Gebiet mit hoher avifaunistischer Bedeutung" eingestuft.
Die Errichtung von Windanlagen würden neben enormen Flächenverlusten durch Kahlschlag und Verbreiterung vorhandener und der Anlage neuer Wege zu beträchtlichen Zerschneidungen des Gebietes, mit der Gefahr von Folgeschäden durch Windwurf, Sonnenbrand, Erosion und der Veränderung des Mikroklimas führen.
Die Reduktion und Zerschneidung der geschlossenen Waldflächen würden sich zugleich äußerst nachteilig auf die klimawirksamen Faktoren des Gebietes auswirken.
So strömen durch die Blätter eines Baumes pro Sonnentag 3.600 m3 Luft. Ein Baum spendet pro Jahr über 1.000 kg Sauerstoff – genug für 10 Menschen - und filtert eine Tonne Staub, Bakterien und Pilzsporen aus der Luft.
Mit einer Wurzelmasse von 300 bis 500 kg durchzieht ein Baum 1 Tonne Humusboden und 50 Tonnen Mineralboden. Dadurch wird der Abfluss von 70.000 Liter Wasser pro Jahr verhindert.
Eine 80-jährige Buche zum Beispiel hat in ihrem Leben 1.270,87 kg CO2 gespeichert, das sind pro Jahr etwa 16 kg CO2. Unsere Wälder kompensieren 7% der Emissionen in Deutschland.
Die großen Anstrengungen beim Aufbau der erneuerbaren Energien haben in den letzten 10 Jahren kaum zu einem Rückgang der CO2 Emissionen in Deutschland geführt. Damit wird deutlich, dass die Klimaziele, auch durch einen weiteren Ausbau der Windenergie nicht zu erreichen sind.
Insofern hat die Klimafunktion des Waldes eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Anstatt die Wälder durch die Stellung von Windanlagen zu belasten, sollten diese in einen guten Zustand versetzt werden, was im Übrigen die EU durch das jüngst beschlossene und zwischenzeitlich rechtskräftig gewordene Renaturierungsgesetz verlangt.
Ein Bericht des „European Academies Science Advisory Council“ zeigt zudem, dass die Europäer den Wert der Ökosystemdienstleistungen – darunter versteht man die Vorteile, die der Mensch aus einer funktionierenden Natur zieht – massiv unterschätzen.
Angesichts des Klimawandels, von Landnutzungsänderungen und der Ausdehnung des Siedlungsraums wird empfohlen, die Dienstleistungen durch eine entsprechende Gesetzgebung zu schützen. Das berichtet der Infodienst Biodiversität Schweiz (IBS) im Juni des Jahres.
Siehe Bundesministerium Umwelt, Klimaschutz und Energie, Österreich. Nicht ohne Grund fordert die EU ein Aufwärtstrend bei den Waldökosystemen und die Pflanzung von drei Milliarden zusätzlicher Bäume.
Der Nutzen der Windkraft steht in keinem Verhältnis zu den durch sie verursachten Schädigungen der Waldflächen und deren Klimafunktionen für den Menschen. Energie können wir einsparen – die Luft zum Atmen nicht. Zumal die Windkraft gegenüber der Solarenergie eine unattraktive Form der Energiegewinnung ist.
Nur durch Subventionen, die für den Bau der Windräder gezahlt werden und den Einspeisevergütungen, die die Windradbetreiber erhalten, egal ob sich das Windrad dreht oder steht, sind Renditen, die über dem Marktzins liegen, darzustellen. Die Zeche zahlt der Verbraucher über die EEG-Umlage und Co2-Abgabe.
Hermann Bazlen
64686 Lautertal