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Gertrud-Eysoldt-Ring für André Jung, den „Zauberer des Wortes und der Gesten“

Preisträger des Gertrud-Eysoldt-Rings 2018 ist der Luxemburger Schauspieler André Jung.

Die musikalische Umrahmung des Festaktes im Bensheimer Parktheater oblag dem Münchener >Quartetto Salterietto<.

Die Preisträger André Jung (3. von rechts) und Robert Icke (2. von rechts), flankiert von Laudator Jossi Wieler, dem Präsidenten der Deutschen Akademie der darstellenden Künste, Prof. Hans-Jürgen Drescher, Laudator Peter Kümmel und Bensheims Bürgermeister Rolf Richter (von links nach rechts).

Der Brite Robert Icke, ausgezeichnet mit dem Kurt Hübner-Regiepreis, bei seiner Dankesrede.

Der Festakt der Preisverleihung zog die Besucher im vollbesetzten Parktheater in seinen Bann.

Jossi Wieler bei der Laudatio auf seinen Freund André Jung.

Peter Kümmel hielt die Laudatio auf den von ihm ausgewählten Kurt Hübner-Regiepreisträger Robert Icke.

Mutierte selbst zum Programmpunkt bei der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings: Moderator Michael Quast, Schauspieler, Regisseur, Kaberettist und Chef der >Fliegenden Volksbühne Frankfurt<.

Intonierte ein altes luxemburgisches Lied bei der anschließenden Gala im Luxor-Filmpalast: Preisträger André Jung (Zweiter von links), flankiert von Michael Quast, Bürgermeister Rolf Richter und dem Geschäftsführer der BPD Frankfurt GmbH, Franz-Josef Lickteig (von links nach rechts), als einem der Hauptsponsoren der Gala.

Tanzfreudig zeigten sich die Gäste der Gala im Luxor-Foyer zu den Klängen der Frankfurter Club-Band >King Kamehameha<. Fotos: er

Kurt-Hübner-Regiepreis für den britischen Regisseur, Autor und Theaterleiter Robert Icke + + + Moderator Michael Quast mutierte selbst zum Star + + + Rund 500 Gäste erlebten kurzweiligen Festakt im Parktheater und die anschließende Gala erstmals im Bensheimer Luxor-Filmpalast

BENSHEIM. - Der Gertrud-Eysoldt-Ring, einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum, geht für 2018 an den Luxemburger André Jung, einen „Zauberer des Wortes und der Gesten, ein Meister der Unmittelbarkeit“, wie die Jury befand.

Der 65-jährige Theater- und Fernseh-Schauspieler erhielt den begehrten Preis am Samstagabend im Bensheimer Parktheater für seine Rolle als Erzähler in Georg Büchners „Lenz“ am Schauspielhaus Zürich.

Jung sei „einer der feinsinnigsten, radikalsten und erstaunlichsten Bühnenkünstler unserer Zeit“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

„Er kennt keinerlei Eitelkeit, ist immer Spieler und Jongleur“

„Seine Gesamtleistung als Protagonist und als überzeugter Ensemblespieler über mehrere Jahrzehnte an großen Häusern und in freien Produktionen ist unvergleichlich.

Er kennt keinerlei Eitelkeit, ist immer Spieler und Jongleur, aber auch Wanderer am Abgrund“, heißt es weiter in der Begründung für die besondere Auszeichnung.

Stadt Bensheim wurdigt schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne

Der Gertrud-Eysoldt-Ring wird seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben. Mit der Vergabe dieses Preises, einem mit 10.000 Euro dotierten Ehrenring, würdigt die Stadt Bensheim im Zusammenwirken mit der Deutschen Akademie der darstellenden Künste eine schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne.

„Ich bin nicht stolz, aber fassungslos und glücklich“

Jung selbst dankte „dieser klugen Jury“ für deren Entscheidung, wie er schelmisch lächelnd anmerkte. „Ich bin nicht stolz, aber fassungslos und glücklich“, sagte der Schauspieler und ergänzte in der ihm eigenen Art: „Jetzt mit 65 kommt der Ruhestand, und klatsch,bekommt man so einen Ring.“

Dank sagte Jung seiner Familie und insbesondere seinen Kindern und hofft darauf, „dass mein Spieltrieb noch lange bleiben wird“.

„Melancholischer Clown, der das Scheitern erhaben und würdevoll spielen kann“

In seiner Laudatio hatte der Schweizer Theater- und Opernregisseur und Intendant Jossi Wieler seinen Freund André Jung als Künstler mit enormer Lust an der Gratwanderung und an der Darstellung fragiler Figuren skizziert.

Er bezeichnete Jung als „melancholischen Clown, der das Scheitern erhaben und würdevoll spielen kann“ und verglich ihn mit Buster Keaton. Auch gebe es keinen, „der so schön stolpern kann, wie André Jung“.

Kurt-Hübner-Regiepreis für Regisseur, Autor und Theaterleiter Robert Icke

Der Kurt-Hübner-Regiepreis, der ebenfalls in Bensheim verliehen wird, geht in diesem Jahr an den englischen Regisseur, Autor und Theaterleiter Robert Icke für seine Inszenierung und Bearbeitung der „Orestie“ am Schauspiel Stuttgart.

Theaterkritiker Peter Kümmel, der den Preisträger ausgewählt hat, sagt zu dieser Entscheidung: „Robert Ickes Orestie hat eine unheimliche Wirkung: als sähen Vergangenheit und Gegenwart einander an - auf misstrauischer Augenhöhe.

„Icke ist fürs deutsche Theater eine Entdeckung“

Und es ist fraglich, wer sich mehr fürchtet vor dem, was er da sieht. Icke ist, als Überbrücker von Schalt- und von Kulturkreisen, fürs deutsche Theater eine Entdeckung.“

Der Kurt-Hübner Regiepreis wird seit 1991 anlässlich der Vergabe des Gertrud-Eysoldt-Ringes von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ebenfalls in Bensheim verliehen.

„Es ist das Schöne am Theater, dass es keine Grenzen kennt“, sagte der Präsident Akademie, Prof. Hans-Jürgen Drescher bei der Preisverleihung.

„Gerade in diesen Zeiten alles unternehmen immer die europäische Perspektive aufzustoßen“

Er sieht ein wichtiges Zeichen darin, dass in diesem Jahr die Preisträger aus Luxemburg und Großbritannien kommen: „Gerade in diesen Zeiten sollten wir alles unternehmen auch immer die europäische Perspektive aufzustoßen, mitzubedenken“, verdeutlicht er.

Zu einem eigenen Programmpunkt mutierte die Moderation von Michael Quast, dem Chef der >Fliegenden Volksbühne Frankfurt<. Der in Heidelberg geborene Schauspieler, Regisseur und Kabarettist verstand es gekonnt das Publikum im voll besetzten Bensheimer Parktheater mitzunehmen auf die Bretter, die die Welt bedeuten.

Grußworte sprachen Hessens Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn (GRÜNE) und Bensheims Bürgermeister Rolf Richter (CDU). Musikalisch umrahmt wurde der Festakt vom Münchener >Quartetto Salterietto< mit Veronika Hofer, Franziska Meier, Anna Pontz und Franz Anton Peter.

Das Quartett verstand es gekonnt mit einem breiten Repertoire unterschiedlichster musikalischer Stilrichtungen das Auditorium mit ihren Hackbrettern zu begeistern.

Die anschließende Gala fand wegen der anstehenden Renovierungsarbeiten im Bensheimer Bürgerhaus erstmals im Foyer des Luxor-Filmpalasts im Bensheimer Westen statt. In ansprechendem Ambiente verbrachten rund 500 Besucher einen unbeschwerten Abend zu den Klängen der >King Kamehameha Club Band< aus Frankfurt.

Info:

Die Stadt Bensheim vergibt zusammen mit der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste seit 1986 den Gertrud-Eysoldt-Ring, ein Vermächtnis des 1981 in Bensheim verstorbenen Theaterkritikers Wilhelm Ringelband, der den Namen der von ihm verehrten Max-Reinhardt-Schauspielerin (1870-1955) mit einer Auszeichnung verbunden sehen wollte.

Der Preis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, wird von einer jährlich wechselnden Jury für eine herausragende schauspielerische Leistung im Theater vergeben.

Der Gertrud Eysoldt Preis wird alljährlich bei einem Festakt verliehen an den sich eine glamouröse Gala anschließt. Den Gertrud-Eysoldt-Ring hat einmal mehr - in diesem Jahr die 34. Auflage - der Bensheimer Goldschmied Fritz Dorsheimer gefertigt.

Gleichzeitig mit dem Gertrud Eysoldt Preis wird der Kurt Hübner Regiepreis verliehen. Der Förderpreis für junge Regisseure wird seit 1991 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.