Für eine weiche Landung
Jugendamt veranstaltet Erlebnispädagogik-Seminar für Pflege- und AdoptivfamilienKREIS BERGSTRASSE. - „Mama, mein Ei ist heile geblieben“, rief der fünfjährige Lukas. Grund war, dass das Familienei, in Naturmaterialien eingepackt, gerade den Sturz aus 3,5 m Höhe überlebt hatte.
Der Pflegekinderdienst des Jugendamts des Kreises Bergstraße hatte 18 Pflege- und Adoptivfamilien zum Erlebnispädagogik-Seminar eingeladen. Gestaltet wurde der Tag auf dem Lindenhof in Mörlenbach-Rohrbach von der Outdoor-Agentur abenteuer natur aus Weinheim.
Für jede Altersgruppe von 3 bis 99 hatten sich die vier Erlebnispädagogen Angebote ausgedacht, die bei sommerlichem Wetter draußen stattfinden konnten.
Zusätzlich wurden die Pflege- und Adoptiveltern am Vormittag über Ziele und Vorgehensweise aufgeklärt. Die erlebnispädagogischen Erfahrungen in der Natur fördern Selbstvertrauen, Körperkräfte und vor allem die Beziehung zueinander. Somit ist die Erlebnispädagogik ein geeignetes Mittel, um Kinder, die dauerhaft nicht bei ihren Eltern leben können, und ihre aufnehmenden Familien zu unterstützen.
Während am Vormittag die Erwachsenen eine theoretische Einführung erhielten, konnten die Kinder in Altersgruppen aufgeteilt erste praktische Erfahrungen sammeln.
Nach einem Kennenlernen und der ersten Übung auf Baumstämmen, bei dem das zuletzt stehende Kind sich an der Reihe der balancierenden Kinder vorbei an die Spitze des Baumstammes bewegen musste, konnten die Kinder Vertrauens- und Kooperationsspiele selbst ausprobieren.
Im sogenannten Schildkrötenspiel versuchten zwei Kindergruppen, die rettende „Insel“ (Plastikplane) auf der Mitte des Sportplatzes zu erreichen, ohne den Boden zu berühren. Die jüngeren setzten sich erfolgreich gegen die etwas älteren Kinder und Jugendlichen durch und erreichten unter großem Jubel als erstes Team die Insel.
Die Erwachsenen erlebten am Nachmittag selbst Kooperationsspiele. So ließen die Referenten die Erwachsenen zwischen zwei Bäumen auf einer Slackline balancieren, und zwar alle gleichzeitig. Die ersten durften die Slackline erst wieder verlassen, nachdem auch das letzte Mitglied der Gruppe am anderen Ende aufgestiegen war.
Dies stellte für manche eine Herausforderung dar, doch nach geglücktem Experiment war man sich einig, dass es nicht nur Spaß gemacht hatte, sondern auch man leicht nachvollziehen konnte, wie eine gemeinsam gemeisterte Herausforderung das Selbstvertrauen und Gruppengefühl stärkt. Dies alles sind Erfahrungen, mittels derer Pflegefamilien und Adoptivfamilien auch ihre Kinder unterstützen können.
Schließlich, zum krönenden Abschluss, erhielt jede Familie die Aufgabe, ein rohes Ei nur mit Naturmaterialien und einer zur Verfügung gestellten Schnur so einzupacken, dass es den Sturz vom großen Klettergerüst aushielt.
Unter großem Gejohle und Geklatsche hielten erstaunlicherweise die meisten Eier dieser Belastungsprobe stand. Es waren sehr kreative Kunstwerke zu sehen, geschmückt mit Blumen oder Rindenstücken oder kunstvoll mit Zweigen zu Flugobjekten umpackte Eier.
Mit diesem Erfolgserlebnis, das den Familienzusammenhalt stärkte, ging dieser erlebnisreiche Tag zu Ende. Alle waren sich einig, dass ein solches Event gerne wiederholt werden kann.