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Zecken – eine unterschätzte Gefahr

Die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz eröffnete gemeinsam mit dem Leiter der Schön Klinik Emre Nazli, der ärztlichen Teamleiterin der Projektkoordination Gesundheitsversorgung und Ärztin des Gesundheitsamtes Sabrina Vanessa Schmitz, dem Leiter der Abteilung Veterinärwesen und Verbraucherschutz beim Kreis Bergstraße Dr. Thomas Faßbender und dem Ersten Stadtrat von Lorsch Alexander Löffelholz (von rechts nach links) die Ausstellung. Foto: Pressedienst Bergstraße

Kreis mahnt zu Vorsicht vor den Blutsaugern + + + Ausstellungseröffnung in der Schön Klinik Lorsch

BERGTRASSE / LORSCH. - Zecken sind für viele Menschen unheimliche Lebewesen, mit denen sich einige lieber nicht beschäftigen möchten. Sie werden den Spinnentieren zugeordnet und gelten als wichtigster Überträger von Infektionserregern auf den Menschen in unseren Breitengraden.

Ein einziger Stich kann theoretisch ausreichen, um sich mit ernstzunehmenden Krankheiten wie der Lyme-Borreliose oder der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu infizieren.

In Deutschland waren laut Robert-Koch-Institut (RKI) 2020 so viele Menschen an der durch Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt wie noch nie seit Beginn der Meldepflicht 2001.

Durch die Klimaerwärmung und die Folgen der COVID-19-Pandemie hat laut der Universität Hohenheim die Zahl der FSME-Erkrankungen zugenommen.

Die Klimaerwärmung verlängert das Aktivitäts- und Reproduktionsintervall der Zecken. Diese sind schon ab einer Temperatur von circa sechs bis acht Grad Celsius aktiv und die milderen Temperaturen im Winter machen es ihnen leicht sich auszubreiten.

Durch die COVID-19-Pandemie verbrachten Menschen ihre Freizeit vermehrt in der Natur, wodurch sich das allgemeine Übertragungsrisiko erhöhte.

Der Kreis Bergstraße zählt seit Jahren zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland. Daher ist Aufklärung, welche Gefahren bestehen und wie man sich schützen kann, wichtig.

Dazu wurde nun eine Ausstellung in der Schön Klinik in Lorsch eröffnet. Zuvor war diese bereits im Neckarsteinacher Rathaus zu Gast. In der Schön Klinik ist die Ausstellung noch bis Freitag, den 13. Mai, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Patientinnen und Patienten sowie deren Besucher zu sehen.

„Ich bin eine große Befürworterin von Prävention. Daher informiert die Kreisverwaltung die Bergsträßer Bürgerinnen und Bürger regelmäßig über verschiedene Gesundheitsthemen. Ich bin unseren Kooperationspartnern, der Schön Klinik Lorsch und der Stadt Neckarsteinach, dankbar“, so die Gesundheitsdezernentin Diana Stolz.

„Auch das Risiko, welches von Zecken ausgeht, ist ein wichtiges Thema unserer Präventionsarbeit. Mir liegt sehr am Herzen, dass die Bürgerinnen und Bürger unseres Kreises über mögliche Gefahren und Maßnahmen, wie man diese verringert, informiert sind und sich dazu zum Beispiel auch bei ihren Hausärztinnen und Hausärzten beraten lassen.“

Über die Ausstellung in der Schön Klinik Lorsch freut sich auch Klinikleiter Emre Nazli: „Es freut uns sehr, die Ausstellung erneut in unserem Haus präsentieren und diese wichtigen Informationen unseren Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen zeigen zu können.

Als orthopädische Fachklinik haben wir sehr viele Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer sportlichen oder generellen Freizeitaktivitäten sehr viel in der Natur unterwegs sind.

Wir haben hier deshalb eine große Chance, viele Menschen mit dieser Ausstellung zu erreichen und ihnen eventuell auch noch nicht bekannte Informationen zur Verfügung zu stellen.“

Eine FSME-Infektion verläuft in den meisten Fällen symptomlos und von Patientinnen und Patienten unbemerkt. In den Fällen, in denen Krankheitssymptome auftreten, kommt es häufig zu unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden, auf die im weiteren Verlauf teils auch neurologische Auffälligkeiten, wie zum Beispiel Lähmungen, Krampfanfälle oder langandauernde (Kopf-)/Schmerzen, folgen können.

Unter Umständen können diese neurologischen Ausfälle dauerhaft bestehen bleiben und sogar zur Arbeits- beziehungsweise Berufsunfähigkeit führen. In seltenen Fällen ist bei einer FSME-Erkrankung eine intensivmedizinische Behandlung notwendig, schlimmstenfalls können lebensbedrohliche Verläufe auftreten.

Das FSME-Virus kann bisher nicht kausal mit Medikamenten bekämpft werden, es steht jedoch eine wirksame und sichere Immunisierung zur Verfügung. In Deutschland sind zwei gleichwertige Impfstoffe gegen FSME zugelassen, die bereits ab dem Kleinkinderalter verimpft werden dürfen und bei vollständigem Impfschema rund 99 Prozent Schutz bieten.

Hierbei sollte beachtet werden, dass die Impfung gegen FSME eine sehr individuelle Entscheidung ist und man sich ärztlich zum persönlichen Risiko und Nutzen beraten lassen sollte.

Daneben gibt es praktische Schutzmaßnahmen, um Zeckenstiche zu vermeiden. Dazu gehört etwa helle, geschlossene Kleidung zu tragen, Hosenbeine in die Socken zu schieben und sich nach jedem Aufenthalt zum Beispiel im Wald oder anderen Orten mit hohem Gras gründlich auf Zecken abzusuchen.

Die ebenfalls von Zecken übertragene Lyme-Borreliose ist ein weiteres Gesundheitsrisiko. Fast jede dritte Zecke trägt deren Erreger, sogenannte Borrelien-Bakterien, in sich und könnte diese in eine Stichwunde einbringen.

Je zügiger und sorgfältiger eine Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko einer Infektion. Handelsübliche Zeckenkarten und -zangen zur Entfernung sind in Apotheken und gut sortierten Drogerien erhältlich, auch der Hausarzt oder die Hausärztin berät hierzu.

Ein charakteristisch bei Lyme-Borreliose auftretendes Symptom und eine Art Alarmsignal kann unter anderem die sogenannte Wanderröte sein. Hierbei tritt einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich eine kreisrunde Hautrötung um die Einstichstelle auf, die allmählich immer größer wird.

Zur Rötung können zusätzlich Fieber, Müdigkeit sowie Muskel- und Kopfschmerzen hinzukommen. Eine antibiotische Therapie der Lyme-Borreliose ist am erfolgreichsten, wenn sie so früh wie möglich begonnen wird. Eine präventive Impfung gegen Lyme-Borreliose gibt es derzeit noch nicht.

Zusammenfassend empfiehlt das Gesundheitsamt, auch in der aktuellen Coronavirus-Pandemie, in der andere gesundheitliche Aspekte im Vordergrund stehen, die Gefahren nicht zu vernachlässigen, die von den von Zecken übertragenen Krankheiten ausgehen.

Denn eines steht fest: Durch eigenes, umsichtiges Verhalten gegebenenfalls zusammen mit einer FSME-Impfung kann jede und jeder aktiv zur Gesunderhaltung beitragen!