Ein Zuhause für Mauersegler und Mehlschwalbe

Werner Eck (Nabu-Stadtverband), Maria Romero Martin (Teamleiterin Klimaschutz, Umwelt und Energie), Anton Ritter (Praktikant Stadt Bensheim), Stephan Schäfer (Nabu-Stadtverband), Tobias Kloster und Jasmin Schmidt (beide GGEW AG, von links) schaffen gemeinsaqm ein Zuhause für Mauersegler und Mehlschwalbe.

Mit Hilfe einer Hebebühne der GGEW wird der Nistkasten oben an der Wand einer Trafostation befestigt. Fotos: Pressedienst Bensheim
BENSHEIM. - Mauersegler gelten als Vorboten des Sommers. Und sie sind zugleich wahre Luftakrobaten. Sie schlafen, essen, trinken und paaren sich im Flug. Bodenkontakt haben sie so gut wie nie.
Wenn sie im Frühjahr wieder an der Bergstraße ankommen, suchen sich die Vögel Nistplätze – das wird allerdings immer schwerer.
Die sogenannten Gebäudebrüter, dazu zählt auch die Mehlschwalbe, nutzen Hauswände, Dachspalten und Hohlräume als Rückzugsorte. Diese gehen allerdings durch Abrisse, Sanierungen und Neubauten zunehmend verloren.
Nisthilfen sind als Ersatz daher eine sinnvoll und gute Alternative zur Stärkung der Artenvielfalt. Diesem Ziel hat sich der NABU Bensheim/Zwingenberg schon seit vielen Jahren verschrieben – und leistet nun mit einem neuen Projekt erneut eine wichtige Unterstützung für Mauersegler, Mehlschwalbe oder Turmfalke.
An drei Trafotürmen der GGEW AG in Auerbach und der Bensheimer Weststadt werden Wohn- und Nisthilfen angebracht.
Der Stadtverband hatte bereits 2023 einen entsprechenden Vorschlag erarbeitet. Finanziert wurden die Kästen aus dem damaligen Naturschutzprogramm der Stadt. Die Mittel für die Förderungen stammen aus dem sogenannten Grubenzins, der von der Firma Rohr für die Auskiesung der Erlache an die Stadt gezahlt wird.
Bisher standen für Vorhaben, die von den örtlichen Natur- und Umweltschutzverbänden umgesetzt werden, bis zu 20.000 Euro insgesamt zur Verfügung.
Für das Naturschutzprogramm schlagen die Verbände jährlich Maßnahmen vor oder erarbeiten diese gemeinsam mit der Verwaltung. Diese prüft die Vorschläge fachlich und auch, ob sie eventuell durch externe Fördertöpfe finanziert werden können.
Für die Anbringung der künstlichen Nester erfolgte die Auswahl der geeigneten Trafotürme und die Abstimmung mit der GGEW AG durch den NABU. In der Kriemhildstraße wurden jetzt die ersten Kästen angebracht.
„Die Aufhängung von Nistkästen schafft notwendige Lebensräume für Vögel und andere Tiere, die auf solche Brutstätten angewiesen sind, und fördert so die Artenvielfalt“, freut sich Erste Stadträtin und Umweltdezernentin Nicole Rauber-Jung über die Kooperation zwischen Stadt, NABU und der GGEW AG.
Werner Eck, Vorsitzender des NABU-Stadtverbands, und sein Vorgänger Stephan Schäfer, Kreisbeauftragter für Vogelschutz, betonten bei einem Ortstermin am Mittwoch, wie wichtig es sei, solche Quartiere für die bedrohten Vögel zu schaffen.
Vor allem die Zahl der Mehlschwalben ist stark rückläufig. Mehlschwalben brüten bevorzugt unter dem Trauf von Dächern, wo sie aus Lehmklümpchen ihre napfförmigen Nester anlegen. Die Schwalben sind sehr ortstreu, Jahr für Jahr kehren sie an ihre angestammten Brutplätze zurück.
Wichtig für den Schutz der Schwalben ist neben den Brutplätzen am Haus ein ausreichendes Angebot an Fluginsekten in der direkten Umgebung, von denen sich die Schwalben und ihre Jungen ernähren.
Das größte Problem beim Schutz der Vögel ist allerdings, dass immer mehr Flächen überbaut, versiegelt, geschottert und asphaltiert werden. Dadurch geht lebendiger Boden verloren und Insekten könnten sich nicht mehr entwickeln.
Schäfer und Eck plädieren daher auch für eine naturnahe Gestaltung von Gärten – ein bisschen wild und weniger streng geordnet schaffen solche Gärten Nahrungsquellen nicht nur für Vögel, sondern auch bekanntlich für andere Arten.
Der NABU Bensheim/Zwingenberg hat 830 Mitglieder und feiert in diesem Jahr am 21. September im Naturschutzzentrum Bergstraße sein 75-jähriges Bestehen.
Durch sein vielfältiges Engagement leistet der Stadtverband einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und zur Sensibilisierung der Bevölkerung für die Bedeutung des Naturschutzes – als unverzichtbarer Bestandteil des Klimaschutzes.
Der Naturschutz und die Erhaltung der Biodiversität sind von zentraler Bedeutung für das Überleben des Planeten und das Wohl der Menschheit, verdeutlicht Werner Eck.
Eine vielfältige Natur sichere die Stabilität von Ökosystemen, ermöglicht die Anpassung an Umweltveränderungen und stellt essenzielle Ressourcen wie Nahrung und sauberes Wasser bereit.
Naturschutz sorgt dafür, dass Ökosysteme als natürliche Klimapuffer erhalten bleiben. Wälder, Moore und artenreiche Wiesen speichern Kohlendioxid, regulieren das Mikroklima und stabilisieren den Wasserkreislauf. Ohne intakte Naturräume verliert der Klimaschutz einen wichtigen Verbündeten.
Gleichzeitig bedroht der Klimawandel viele natürliche Lebensräume und gefährdet die Artenvielfalt. Deshalb müssen Klimaschutz und Naturschutz Hand in Hand gehen, um eine nachhaltige Zukunft zu sichern.
Mit Kooperationspartnern vor Ort arbeitet der NABU an einer nachhaltigen Zukunft. Das Aufhängen von Nisthilfen mit Mitteln aus dem städtischen Förderprogramm ist ein Baustein auf diesem Weg.