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„Hebammen sind extrem wichtige Ansprechpartner für Eltern“

INTERESSANTE EINBLICKE in die Arbeit von freiberuflichen Hebammen in der Region und deren festangestellten Kolleginnen gab eine Veranstaltung des Kreises und des Kreiskrankenhauses Bergstraße. Angesprochen mit dem Tag am Kreiskrankenhaus in Heppenheim waren gleichermaßen am Beruf interessierte junge Leute wie ...

... werdende und junge Eltern. Die Veranstaltung, so die Hoffnung bei den Initiatoren, soll nachhaltig wirken, um die Position von Hebammen und die Wahrnehmung des Berufs in der Öffentlichkeit zu stärken. Auch präsentierte sich die Geburtsklinik am Kreiskrankenhaus interessierten Besuchern. Foto: Thomas J. Zelinger / Kreiskrankenhaus Bergstraße

Gesundheitswesen: Veranstaltung von Kreis und Kreiskrankenhaus Bergstraße stärkt Wahrnehmung des Berufs + + + Hoffen auf nachhaltige Wirkung + + + Bemühungen zur Verbesserung der Hebammensituation in der Fläche

KREIS BERGSTRASSE. - Hebammentag am Kreiskrankenhaus Bergstraße. Konzipiert war die Veranstaltung, eine Initiative von Kreis und Krankenhaus, um die Wahrnehmung des Hebammenberufs im öffentlichen Bewusstsein zu stärken, als Angebot an junge Leute zur Berufsorientierung, aber auch für werdende Eltern, um Einblick in die Arbeit der Geburtshilfe in Heppenheim zu geben.

In der Nachbetrachtung lässt sich das Konzept des kürzlich veranstalteten Tags als gelungen bilanzieren, dafür steht der Zuspruch, einhergehend mit der Hoffnung auf eine langen Nachhall und damit auf nachhaltige Wirkung. Denn gerade die Arbeit der freiberuflichen Hebammen muss dringend gestärkt werden.

„Hebamme im Dienst … auf dem Weg zu Mutter und Kind“ steht auf dem orangefarbenen Kärtchen, das hinter der Windschutzscheibe eines am Straßenrand geparkten Autos häng. Ein Bild, das seltener wird. Freiberufliche Hebammen sind rar.

Was heißt: Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass eine junge Mutter in den Wochen nach der Geburt daheim betreut werden kann. Was gegenläufig zum Grundgedanken bestmöglicher Hilfestellung ist.

Der Hebammenberuf hat zwar nicht an Attraktivität verloren, aber die Rahmenbedingungen machen es Freiberuflern schwierig. Aktuell ist die Bundespolitik bemüht, die Ausbildungsstandards europäischen Vorgaben anzupassen.

Doch wer mit Hebammen vor Ort spricht merkt schnell, dass es ihnen in der Debatte um anderes geht: Hohe Kosten und vergleichsweise niedrige Einkünfte bei enormer Verantwortung, großem Zeitaufwand und viel persönlichem Einsatz sind in Kombination Hürden im Beruf.

Im Kreis Bergstraße ist die Politik, an vorderster Stelle Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz, gewillt, die Hebammenversorgung in der Fläche zu fördern, das Netz wieder engmaschiger zu bekommen.

Dabei hat die Gesundheitspolitikerin den Schulterschluss mit dem Kreiskrankenhaus Bergstraße gesucht und in der Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Ursula Hurst, sowie den angestellten Hebammen Mitstreiterinnen gefunden.

Auch sind freiberufliche Hebammen mit im Boot. Dass jährlich im Mai mit dem internationalen Hebammentag ein Zeichen für den Berufsstand gesetzt wird, kam der gemeinsamen Initiative zupass und die Rückschau auf die Veranstaltung am Kreiskrankenhaus zeigt, dass diese als gern angenommenes Angebot gesehen werden darf.

Der Tag war ein klares Bekenntnis zu einem Berufstand mit langer Geschichte. Landrat Christian Engelhardt, vor Ort dabei, sagte mit Respekt an die Adresse der Hebammen: „Ihre Arbeit ist wertvoll.“

Was so gleichermaßen für den Moment der Geburt gilt wie für die Betreuung zuvor und danach. „Hebammen sind extrem wichtige Ansprechpartner für Eltern“, betonte der Kreispolitiker, der die Initiative von Diana Stolz und Dr. Ursula Hurst zur Stärkung freiberuflicher Hebammen in der Region ausdrücklich begrüßt.

„Hebamme ist einer der ältesten Frauenberufe der Welt“, erinnerte Engelhardt an die Historie und sprach zudem über den Facettenreichtum des Berufs, über das große Wissensspektrum, die Empathie, die entscheidend für gute Arbeit seien.

Inzwischen gilt, was sicherlich als Ausdruck einer besonderen Stellung verstanden werden darf, der Hebammenberuf als immaterielles Weltkulturerbe. Auch daran erinnerte der Landrat. Entscheidend sei, Nachwuchs für die Arbeit in der Region zu begeistern und ihn zu unterstützen.

Zumal im Kreis Bergstraße die Zahl der Geburten wieder zulege. Dabei spannte Engelhardt den Bogen zur Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus. In der Geburtsklinik, wo es nicht um Krankheit sondern um neues Leben geht, sind viele positive Gefühle verortet.

Dr. Hurst erinnerte vor diesem Hintergrund daran, dass dies durch den steten Ausbau des Leistungsspektrums immer weiter gestärkt werde.

Dafür steht auch das Konzept des hebammengeleiteten Kreißsaals (Hebammenkreißsaal), das im Vorjahr am Kreiskrankenhaus als weiteres Angebot an werdende Eltern implementiert wurde und großen Zuspruch erfährt.

Es sind die Hebammen, die im Hebammenkreißsaal an vorderster Stelle verantwortlich sind, die die Gebärende vom ersten Moment der Geburt an durchgängig begleiten. Ärzte bleiben im Hintergrund, können bei einem Notfall aber sofort eingreifen.

So lässt sich die Idee der natürlichen Geburt mit der Sicherheit eines Krankenhauses verbinden. Ein Projekt, bei dessen Umsetzung viele an einem Strang gezogen haben, und das bei der Veranstaltung ebenso vorgestellt wurde wie das Kursangebot der Elternschule am Kreiskrankenhaus und das neue Stillkonzept des Hauses, das absehbar zur Zertifizierung als kinderfreundliches Krankenaus führen soll.

Zudem wurde die Ausbildung für Hebammen erklärt, ebenso das System und die Arbeitsweise der ambulanten Hebammenversorgung im Kreisgebiet.

Das Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de