BergstrĂ€Ăer BĂŒrgermeister: âHandeln Sie jetzt â bevor es zu spĂ€t istâ
Offener Brief der BĂŒrgermeister des Kreises BergstraĂe an die Teilnehmer der aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD und an die Abgeordneten im Hessischen LandtagBERGSTRASSE. - âKommunale Finanznot gefĂ€hrdet Demokratie â Dringender Handlungsbedarf in den Koalitionsverhandlungenâ: unter dieser PrĂ€misse haben die 22 BĂŒrgermeister der Kommunen des Landkreises BergstraĂe einen offenen Brief an die Teilnehmer der aktuellen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD und an die Abgeordneten im Hessischen Landtag geschrieben.
Der Brief lautet wie folgt:
> Sehr geehrte Abgeordnete,
sehr geehrte Damen und Herren,
wir wenden uns heute mit groĂer Dringlichkeit an Sie, denn die Kommunen in Deutschland â auch im Kreis BergstraĂe â stehen finanziell mit dem RĂŒcken an der Wand. Die HandlungsfĂ€higkeit der StĂ€dte und Gemeinden ist gefĂ€hrdet und mit ihr das Vertrauen der BĂŒrger in einen funktionierenden Staat.
Die Kommunen sind das Fundament unseres demokratischen StaatsgefĂŒges. Sie sind der unmittelbare Ansprechpartner fĂŒr die Menschen vor Ort, unterstĂŒtzen das wichtige Ehrenamt, gestalten Infrastruktur, Bildung, soziale Daseinsvorsorge und leisten tagtĂ€glich ihren Beitrag zur StabilitĂ€t unserer Gesellschaft.
Doch immer neue Aufgaben werden uns ĂŒbertragen, wĂ€hrend die finanzielle Ausstattung hinterherhinkt oder/und gar nicht erst gesichert ist.
Die RealitÀt vor Ort sieht so aus:
- Deutschlandweit wissen die allermeisten Kommunen kaum noch, wie sie einen
genehmigungsfÀhigen Haushalt aufstellen sollen.
- Die Erhöhung der Grundsteuer B fĂŒhrt zu wachsendem Widerstand bei BĂŒrgern.
- Bei der Haushaltskonsolidierung drohen KĂŒrzungen bei freiwilligen Leistungen wie SchwimmbĂ€dern, Sporteinrichtungen, Bibliotheken und Musikschulen.
- Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die kommunale Daseinsvorsorge, beispielsweise durch den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und Kita-PlĂ€tze â ohne dass eine vollstĂ€ndige Finanzierung gesichert und der FachkrĂ€ftemangel beseitigt ist.
Kurz gesagt: Berlin und Wiesbaden entscheiden â die Kommunen zahlen. So kann es nicht weitergehen. Es reicht. Wir schaffen das so nicht mehr!
Folgen fĂŒr Demokratie und Gesellschaft
Die Menschen verlieren das Vertrauen in die HandlungsfĂ€higkeit des Staates. Wenn Kommunen Leistungen streichen mĂŒssen oder Steuern erhöhen, ohne dass sich die LebensqualitĂ€t verbessert, stellen sich BĂŒrgerinnen und BĂŒrger zwangslĂ€ufig die Frage: Warum zahle ich mehr, bekomme aber weniger?
BĂŒrgermeister der 22 StĂ€dte und Gemeinden im Landkreis BergstraĂe, wie auch alle anderen Kollegen in den 293 Landkreisen, sind tĂ€glich nah an den Menschen.
Wir erleben vor Ort, was Einschnitte in Infrastruktur und Steuererhöhungen fĂŒr die Bevölkerung bedeuten. Das ist weit mehr als der mögliche Verzicht auf liebgewonnene Angebote.
Die wirtschaftlichen Ăngste der BĂŒrger wachsen:
- Kann ich mir meine Immobilie oder meine Wohnung noch leisten?
- Warum soll ich höhere Grundsteuern und Abgaben finanzieren, wenn gleichzeitig immer weniger Leistungen vor Ort angeboten werden?
Es geht lĂ€ngst nicht mehr nur um freiwillige Leistungen â es geht um soziale StabilitĂ€t, wirtschaftliche Existenzen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Wenn dieser gefĂ€hrdet ist, öffnen sich TĂŒren fĂŒr extremistische Strömungen, die einfache Antworten auf komplexe Probleme versprechen. Die Krise der Kommunen ist eine Krise der Demokratie.
Keine Konkurrenz zwischen innerer StabilitĂ€t und Ă€uĂerer Sicherheit
Wir alle sehen, dass Deutschland und Europa in unsicheren Zeiten leben. Ausgaben, etwa fĂŒr Verteidigung, steigen zurecht, um die Ă€uĂere Sicherheit zu gewĂ€hrleisten. Doch Sicherheit beginnt nicht erst an den Grenzen â sie beginnt vor Ort, in den Kommunen.
- Starke Kommunen sorgen fĂŒr sozialen Frieden und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Eine funktionierende kommunale Infrastruktur stĂ€rkt die Demokratie und das Vertrauen der BĂŒrger.
- Kommunale Investitionen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit fĂŒr die ZukunftsfĂ€higkeit unserer Kommunen und unseres Landes.
Es darf kein âEntweder-oderâ geben zwischen Ă€uĂerer Sicherheit und innerer StabilitĂ€t. Beides muss gesichert werden â denn ohne eine stabile Gesellschaft gibt es keine wehrhafte
Demokratie. Zuweisungen von Verantwortung und ZustĂ€ndigkeiten zwischen Bund und Land sind zu vermeiden. Die Kommunale Familie ist die Basis der Demokratie. Diese wird seit Jahren nicht mehr berĂŒcksichtigt. Das muss schnellstens ein Ende haben.
Unsere Forderungen
Wir fordern Sie auf, sich in den laufenden Koalitionsverhandlungen auf Bundesebene wie auch in der Landespolitik entschieden fĂŒr eine nachhaltige finanzielle StĂ€rkung der Kommunen einzusetzen. Konkret bedeutet das:
1. Einhaltung des KonnexitĂ€tsprinzips â Wer Aufgaben ĂŒbertrĂ€gt, muss die Finanzierung sicherstellen.
2. Faire Verteilung der Steuereinnahmen â Die Kommunen brauchen eine angemessene Finanzausstattung, um ihre Pflichtaufgaben zu erfĂŒllen.
3. Investitionen in Infrastruktur und Bildung â Schulen, StraĂen, Digitalisierung und soziale Daseinsvorsorge sind systemrelevant.
4. Mehr Entscheidungsfreiheit fĂŒr Kommunen â Weniger BĂŒrokratie und mehr FlexibilitĂ€t bei Fördermitteln und HaushaltsfĂŒhrung.
5. BerĂŒcksichtigung der Kommunen bei neuen Finanzpaketen â Finanzhilfen mĂŒssen nicht nur Bund und LĂ€nder entlasten, sondern in erster Linie direkt die kommunale Ebene stĂ€rken.
Handeln Sie jetzt â bevor es zu spĂ€t ist
Die Kommunen stehen mit dem RĂŒcken an der Wand. Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, droht eine finanzielle und gesellschaftliche AbwĂ€rtsspirale mit dramatischen Folgen fĂŒr die Demokratie. Leider bestĂ€tigen die aktuellen Umfragen auch nach der Bundestagswahl diesen beĂ€ngstigenden Trend!
Wir erwarten von Ihnen, dass Sie sich mit Nachdruck fĂŒr eine finanzielle StĂ€rkung der Kommunen einsetzen. Unser Land braucht eine starke Basis â und diese Basis sind die StĂ€dte und Gemeinden.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
Die BĂŒrgermeister des Kreises BergstraĂe <