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Ruben Zillig wird Vize-Europameister beim Ironman in Frankfurt

Ruben Zillig auf der 42,195 Kilometer langen Laufstrecke beim Ironman in Frankfurt.

Nach acht Stunden, 31 Minuten und 28 Sekunden war Ruben Zillig als Vize-Europameister beim Frankfurter Ironman im Ziel. Fotos: Pressedienst Bensheim

Teamleiter und Triathlet

BENSHEIM / FRANKFURT. - Der erste Marathon seines Lebens. Der erste Ironman seines Lebens. Da lassen sich die Emotionen schwer beschreiben, die einem beim Zieleinlauf überkommen.

„Es war mit Abstand das krasseste Rennen meines Lebens“, fasst Ruben Zillig den Ironman in Frankfurt zusammen.

Nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometern auf dem Rad und dem abschließenden Lauf über 42,195 Kilometer holte der Triathlet und Leiter des Teams Soziales und Integration bei der Stadt Bensheim am Ende den Vize-EM-Titel in der Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen.

Seine persönlichen Ziele hatte er damit übererfüllt: Ankommen und unter neun Stunden bleiben. Acht Stunden, 31 Minuten und 28 Sekunden benötigte der 32-Jährige für die Strecke, den Marathon brachte er in 2:55,56 hinter sich.

„Ich habe mich immer gut gefühlt, es halt alles gepasst“, betont Zillig. Gepasst hat vor allem auch das Wetter an jenem Sonntag. 22 Grad, Regen, für Zillig wie gemalt. Denn ein Schönwetter-Sportler ist der Verwaltungsfachwirt nicht.

Dafür jedoch umso mehr ein Wettkampftyp, der sich weder von einer runtergerutschten Sattelstütze noch anderen Widrigkeiten aus der Ruhe bringen lässt.

Mit dem Erfolg in Frankfurt hatte Zillig auch die Qualifikation für die Ironman-WM auf Hawaii in der Tasche. Dort hätte er im Oktober antreten können, hat nun aber verzichtet. Nicht wegen mangelnden sportlichen Ehrgeizes, sondern vor allem aus finanziellen Gründen.

Nur die Anmeldung hätte bereits mit 1.800 Dollar zu Buche geschlagen. Unterm Strich muss mit Kosten für den Trip in Höhe von 15.000 Euro gerechnet werden.

Die US-Inselgruppe im Pazifik als Reiseziel hat er dennoch nicht abgeschrieben. Seine Freundin Jana Uderstadt, Triathlon-Profi und wie Zillig für den DSW Darmstadt am Start, peilt eine Qualifikation für die Frauen-WM 2025 an. „Dann kann ich Urlaub machen und Hawaii ein bisschen besser genießen“, bemerkt Zillig augenzwinkernd.

Sein eigenes großes Ziel hat er als Ironman-Finisher ohnehin erreicht und dafür jede Menge Trainingskilometer abgespult. Zwei- bis dreimal pro Woche ging es, neben den eigentlichen Einheiten, auf dem Fahrrad vom Arbeitsplatz in Bensheim mit einer kleinen Schleife zurück in die Wahlheimat Darmstadt.

„Der Aufwand für die drei Disziplinen ist schon sehr hoch“, bestätigt Zillig. Ein zweiter Ironman ist vorerst nicht geplant.

Eigentlich wollte er bereits vor einem Jahr bei der EM starten. Damals kam ihm aber ein Jobangebot bei der Bensheimer Stadtverwaltung dazwischen. Zillig wechselte aus dem Landratsamt zurück ins Rathaus, wo er ein paar Jahre zuvor bereits seine Ausbildung absolviert hatte.

Als Leiter des Teams Soziales und Integration braucht es neben Fachkompetenz ebenfalls Ausdauer und einen langen Atem. Besonders die Unterbringung Geflüchteter fordern ihn und sein Team.

Künftig will er seinen sportlichen Schwerpunkt wieder mehr auf das Laufen legen. Die Marathondistanz reizt ihn, ein Ziel hat er dabei vor Augen: den Bensheimer Vereinsrekord im Marathon brechen. Der liegt bei 2:34 Stunden und dürfte vermutlich nicht mehr lange Bestand haben.

Mit dem Laufen angefangen hat Ruben Zillig im Alter von 14 Jahren. Nach dem Sieg beim damaligen Bensheimer Stadtlauf in seiner Altersklasse trat er der LG VfL/SSG Bensheim bei. Seine kurze Fußballer-Karriere hing er dafür frühzeitig an den Nagel.

„Ich wollte Fußballprofi werden, aber dafür war ich zu schlecht“, blickt er lachend zurück. Aber er hatte Ausdauer und wurde auf den Mittelstrecken heimisch.

Es folgten diverse Vereinsrekorde, Medaillen und Podestplätze bei Hessen- und Süddeutschen Meisterschaften. Mit der 1000-Meter-Staffel holte er sich die Bronze-Medaille bei den Deutschen Meisterschaften.

Beim BASF-Firmen-Cup 2013 startete er auf dem Hockenheimring als städtischer Mitarbeiter im Team „Hessentagsstadt 2014“ und kam bei 16.700 Teilnehmenden als Erster ins Ziel – mit Streckenrekord.

Nach einer Achillessehnenverletzung konzentrierte er sich ab 2018 auf den Triathlon. Seine Lauferfahrung spielte ihm in die Karten. Obwohl er sich mit dem Schwimmen erst anfreunden musste, erzielte er auf Anhieb gute Resultate.

Mit der Mannschaft des TSV Amicitia Viernheim stieg er in die 2. Bundesliga auf. Vor zwei Jahren schloss er sich nach seinem Wohnortwechsel der DSW Darmstadt an.

Über die Olympische Distanz (1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, zehn Kilometer Laufen) holte er einige Titel – zuletzt siegte er beim bekannten Heinerman-Triathlon in Darmstadt gemeinsam mit Jana Uderstadt, die in der Frauenkonkurrenz ganz vorne landete.

Bleibt die Frage nach der Motivation. „Limits verschieben, neue Herausforderungen suchen“, antwortet Ruben Zillig. Und Kumpels motivieren. Mit ihm trat in Frankfurt auch der Bensheimer Philipp Rhein an.

Ihn hatte Zillig vor fünf Jahren zum Triathlon gebracht. Bei der EM kam Rhein mit einer Zeit von 8:38 Stunden nur sechs Minuten nach ihm als Fünfter seiner Altersklasse ins Ziel.

Bürgermeisterin Christine Klein würdigte die Leistungen des Teamleiters in einem persönlichen Gespräch. „Acht Stunden, mehr als einen Arbeitstag lang, dauerhaft in Bewegung sein – für den durchschnittlich sportlich ambitionierten Menschen ist das kaum vorstellbar.

Umso höher ist Ihr Erfolg zu bewerten, der das Ergebnis Ihres harten Trainings, Ihres enormen Willens und Ihrer Fähigkeit ist, an die Grenzen und auch darüber hinaus zu gehen.“