Klimaschutz als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Bensheimer Bürger bringen sich beim Masterplan einBENSHEIM. - Hitzesommer, Trockenheit, Starkregen, Überflutungen: Die Folgen des Klimawandels sind deutlich spürbar, auch in Bensheim und an der Bergstraße. Ein wesentlicher Faktor dafür ist der von Menschen verursachte Anstieg der Treibhausgase.
Mit der Aufstellung des Masterplans Klimaschutz II plant die Stadt Bensheim Klimaneutralität bis zum Jahr 2040. Im Zuge der Förderung aus Bundesmitteln wird darüber hinaus eine klimaneutrale Stadtverwaltung bis 2035 angestrebt.
Diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe kann nur gemeinsam gelingen. Verbände, Vereine, Institutionen, Wirtschaftsunternehmen und Politik haben in den vergangenen Wochen Vorschläge erarbeitet.
Am Mittwoch brachten sich nun 90 Bensheimer Bürger im Bürgerhaus in den Prozess ein, diskutierten sachlich auf Augenhöhe und formulierten eigene Ideen.
Bereits im Oktober hatten sich die Mandatsträger sowie die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung in jeweils separaten Workshops mit der Thematik befasst.
Erste Stadträtin und Umweltdezernentin Nicole Rauber-Jung verdeutlichte, wie wichtig dieses Engagement und ein Masterplan auch in herausfordernden Zeiten ist.
„Wir haben zurzeit viele Sorgen. Und viele Menschen mit uns. Aber eine große Sorge von uns allen muss es auch sein, wie wir dazu beitragen können, den Klimawandel aufzuhalten.“
Zwar sei Bensheim auch nur ein kleines Teilchen in einem großen Spiel. Aber wenn sich viele Mosaikteilchen zusammenfügen, „ergibt es auch ein Ganzes“, so Rauber-Jung.
In der größten Stadt im Kreis wird aktuell an vielen Stellen gearbeitet, um den Weg Richtung Treibhausgasneutralität gehen zu können. Masterplan Klimaschutz, Kommunale Wärmeplanung und das Mobilitätskonzept, die sich zurzeit alle in Bearbeitung befinden, werden sich strategisch ergänzen.
„Es ist mein Ziel, für Bensheim einen Plan zu haben, der im Hinblick auf die Umsetzung flexibel und anpassbar ist. Der Masterplan Klimaschutz II ist ein Aufzeigen von Perspektiven und Möglichkeiten, die nach meiner Auffassung eine große Chance für eine zukunftsweisende Entwicklung unserer Stadt bieten“, betonte die Umweltdezernentin.
In den kommenden Jahren sollen auf Grundlage des neuen Masterplans den politischen Gremien nach und nach angemessene Projektvorschläge unterbreitet werden.
Die Informationsveranstaltung mit ihrem interaktiven Format nutzten die Teilnehmenden rege, um sich zu beteiligen, Fragen zu stellen und eigene Einschätzungen abzugeben.
Durch den Abend führten fachlich kompetent und kurzweilig Nicolas Fröhlich und Dr. Maria Real. Die Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Net Positive Cities begleitet den gesamten Prozess.
Die Moderatoren betonten, dass der Klimawandel ein emotionales Thema sei, bei dem unterschiedliche Ansichten aufeinandertreffen. Deshalb sei ein konstruktiver Dialog und ein guter Meinungsaustausch wichtig und entscheidend.
An diese Vorgabe hielten sich die Bensheimerinnen und Bensheimer an jenem Abend ausnahmslos. In Gruppenarbeit, aber auch im Plenum brachten sie viele Vorschläge zur Ergänzung des Konzepts ein – vom Ausbau des ÖPNV, dem Zubau von Photovoltaikanlagen über Möglichkeiten, alle Generationen einzubinden bis hin zu ganzheitlichen Beratungsangeboten zu Themen wie Wärmeversorgung oder die Sanierung von Gebäuden.
Versorgt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischendurch mit Zahlen und Fakten aus dem Masterplan. So lag die Treibhausgasbilanz der Stadt Bensheim im Jahr 2022 bei 314 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalenten.
Das meiste CO2 produziert dabei der Verkehrssektor. Strom- und Wärmeverbrauch sowie Strom- und Wärmeerzeugung sind weitere Bereiche, die im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen.
Der Masterplan Klimaschutz definiert Hebel, die umgelegt werden können, um von einer fossilen zu einer klimaneutralen Aktivität zu kommen. Ein Beispiel in Bezug auf den Straßenverkehr: Mehr Menschen dazu bewegen, vom Auto auf das Fahrrad oder den Bus umzusteigen.
Es gilt, so viele Hebel wie möglich in Bewegung zu setzen. Denn wohin die Reise führt, wenn gar nichts unternommen wird, steht rein rechnerisch auch fest: „Bis 2040 würden die Emissionen um weitere neun Prozent steigen“, so Maria Real.
Das allerdings ist keine Option. „Der bisherige Projektverlauf für den Masterplan und der durchweg konstruktive Zuspruch aller Beteiligten stimmen mich zuversichtlich, dass wir gemeinsam eine qualitativ hochwertige Planung entwickeln, die für die kommenden Jahre tatsächlich einen roten Faden für den Klimaschutz in Bensheim darstellen wird“, verdeutlichte Nicole Rauber-Jung.
Klar ist allerdings auch: Um Klimaneutralität zu erreichen, müssen nicht nur die eigenen Ziele erfüllt werden. Die Stadt ist auch von den Entwicklungen im Land, Bund und in der EU abhängig.
Der Dank der Umweltdezernentin galt am Ende eines gewinnbringenden Abends allen Teilnehmenden für deren aktiven Einsatz für den Klimaschutz in Bensheim.
Sie bedankte sich darüber hinaus bei Dr. Maria Real, Nicolas Fröhlich und dem städtischen Team Klimaschutz, Umwelt und Energie für die „tolle Unterstützung und das große Engagement“.
Der Masterplan Klimaschutz II wird in der nun anstehenden letzten Sitzungsrunde des Jahres den politischen Gremien zur Information vorgestellt. Die Verabschiedung des Konzepts durch die Stadtverordnetenversammlung ist für Anfang 2025 vorgesehen.
Weitere Informationen zum Masterplan Klimaschutz II finden sich unter www.bensheim.de/klimaschutz