NEWS

Marktplatzgestaltung: Bürgerinitiative vermisst Kooperationsbereitschaft

Nach rund zweieinhalb Jahren und 16 Monate nach dem Parlamentsbeschluss zur Durchführung eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs zur künftigen Gestaltung des Bensheimer Marktplatzes wurde dieser von der Stadtverwaltung noch immer nicht auf den Weg gebracht. Jetzt mahnt die BI >Bensheimer Marktplatz besser beleben< die ihr zugedachte Vermittler- und Vorreiterrolle an und vermisst Kooperationsbereitschaft auf Seiten der Stadtspitze. Archivfoto: er

BI-Vertrauensleute sehen sich in einer Vermittler- und Vorreiterrolle für weiteres Procedere

BENSHEIM. - „Nein, es ist nicht der Bensheimer Weg, der jetzt auf die Zielgerade einbiegt und die zarte Hoffnung zur hoffentlich finalen Gestaltung des Marktplatzes der Zukunft nach knapp zwei Jahren nährt.

Vielmehr liefert der von der Bürgerinitiative >Bensheimer Marktplatz Besser Beleben< (BMBB) erstrittene, und das von rund 4.000 Bürgern getragene und gewünschte Ergebnis eines städtebaulichen Ideenwettbewerbs dazu die Basis.“

Gundula Bunge-Glenz, eine der Vertrauenspersonen der BI, sieht die BI-Marktplatz nach wie vor in einer Vorreiterrolle für gelingende Bürgerbeteiligung sowie in der Hüterrolle für das weitere Procedere.

Stehen Bürgerinnen und Bürgern gegenüber in der Pflicht

„Wir stehen den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber in der Pflicht und wollen auch den uns im Dezember 2020 von der Bensheimer Stadtpolitik zugedachten Auftrag erfüllen.“

Dazu bedürfe es allerdings auch der Kooperationsbereitschaft der Stadtspitze. „Und diese vermissen wir nach wie vor“, bedauert sie.

Die juristische Abteilung des hessischen Innenministeriums und auch die Fachleute der hessischen Architektenkammer haben bekanntlich dem vom Empfehlungsteam präferierten >Werkstattverfahren< eine klare Absage erteilt.

Städtebaulicher Ideenwettbewerb ist geeignetes Lösungsinstrument

Vielmehr hatten sie den im Bürgerbegehren erstrittenen städtebaulichen Ideenwettbewerb auf der Grundlage des Ergebnisses des 2019 durchgeführten Bürgerdialog als geeignetes Lösungsinstrument zur Gestaltung der östlichen Marktplatzseite unter Einbeziehung des gesamten Areals deklariert.

„Nachdem kürzlich nunmehr auch noch die untere Denkmalbehörde beim Bergsträßer Landratsamt die grundsätzliche Möglichkeit einer seither aus ihrer Sicht fragwürdigen nullgeschossigen Gestaltung eingeräumt hat, warten wir bis dato noch immer vergeblich auf ein Gesprächsangebot aus der Stadtverwaltung“, sagt Akram El-Rikabi für die BI.

Missachtung des von der BI vertretenen Bürgerwillens

Das sei eine Missachtung des von der BI vertretenen Bürgerwillens. Anstatt jetzt zügig Fahrt aufzunehmen für den schon vor 16 Monaten beschlossenen Ideenwettbewerb wolle sich die Stadtspitze das weitere Vorgehen noch einmal vom Stadtparlament mit einem letztlich identischen Beschluss absegnen lassen.

„Während man sich nun bereits zum dritten Mal mit der gleichen Angelegenheit politisch befassen will, fehlt bis zur Stunde noch immer eine Bestandsaufnahme des Marktplatzes und seiner unmittelbaren Umgebung“, sagt BI-Vertreter Theo Sartorius.

„Bestandsaufnahme als Bewertungsgrundlage für Gesamtareal fehlt noch immer“

„Eine solche hätte längst – völlig unabhängig von allen anderen Entscheidungen – erfolgen müssen, um eine Bewertungsgrundlage für das Gesamtareal sowie einen ersten Baustein für einen Innenstadt-Entwicklungsplan zu erhalten.“

Darin einbezogen werden müssten unbedingt auch das frühere Kaufhaus Krämer, wie die Gerlach-Häuser Marktplatz 2 und 3 sowie das Kleinod - Städtisches Museum. Auch sei eine Bewertung und Feststellung der Bensheimer Alleinstellungsmerkmale wie z.B. seine Lage an der Haupteinkaufs-Meile der Stadt, bürgerliche Fachwerkhäuser unterschiedlicher Nutzung und deren Potentiale nötig.

Ebenso seien die Stadtkirche St. Georg mit Pfarrzentrum zu sehen und das Franziskaner Kloster (seit 1624, früher Kapuziner Kloster), die Liebfrauen-Schule (Mädchen-Gymnasium gegründet 1858), die vorhandenen gastronomischen Dienstleistungs- und Einzelhandels-Angebote.

Auch den echten Wochenmarkt an sechs Tagen – den es kaum in einer anderen Stadt gebe, sowie das optimal und zentral gelegenen Parkhaus Platanen-Allee.

„>Bensheimer Weg< und verbundene Teams zeugen von erschreckender Ahnungslosigkeit“

„Die von der Stadtspitze erfundenen Begriffe und Einrichtungen, wie der `Bensheimer Weg' und die damit verbundenen verschiedenen 'Teams' zeugen von gut gemeinter Absicht, in Realität allerdings von einer sachlich erschreckenden Ahnungslosigkeit.

Real haben diese Teams glücklicherweise noch keinen Schaden angerichtet, da bisher aus dieser Richtung nur freundlich klingende Worthülsen, aber noch keinerlei faktische Aussagen kamen“, beleuchtet Sartorius die seitherige städtische Vorgehensweise.

MEGB habe im Preisgericht weder als Preisrichter noch als Berater etwas verloren

Die MEGB habe im Preisgericht grundsätzlich weder als Preisrichter noch als Berater etwas verloren. „Ein städtebaulicher Wettbewerb darf sich nicht an durchaus berechtigen Privatinteressen orientieren, ansonsten müsste man nicht nur alle Marktplatzanlieger sondern auch alle sonstige Betroffene wie z.B. die Wochenmarkt-Beschicker usw. einbeziehen“, verdeutlicht der frühere Bensheimer Baudezernent.

Eine solche Jury-Besetzung konterkariere die dringend gewünschte Neutralität des Preisgerichtes. „Die Denkmalpflege des Kreises mit bisher wechselhaften und widersprüchlichen Aussagen darf auf keinen Fall ins Preisgericht, sie kann bestenfalls als Fachberatung zum Preisgericht (ohne Stimmrecht) hinzugezogen werden.

Landesdenkmalpflege wäre bessere Beratungshilfe

Ein besserer Weg würde sich allerdings mit der Möglichkeit eröffnen, anstelle der Unteren Denkmalbehörde die des Landes um beratende Mitwirkung zu bitten.

„Da die Stadtspitze offenbar überhaupt nicht weiß, wie der beschlossene Wettbewerb ausgelobt werden muss, und welche Grundleistungen der Auftraggeber (also die Stadtverwaltung aufgrund ihrer Planungshoheit - aber auch Verpflichtung) zu erbringen hat, sei auf den Abschlussbericht von Karlheinz Schlitt zum Bürgerdialog verwiesen, wo fixiert ist, wie dieser Wettbewerb anzupacken ist“, bringt Theo Sartorius real existierende Fakten auf den Punkt.

Die BI-BMBB stehe tief im Thema, werde sich nunmehr aktiv einmischen, da sie nach den Irrungen und Wirrungen der letzten knapp zweieinhalb Jahre befürchten müsse, dass die Stadtspitze das Geschehen auch aktuell nicht auf den richtigen Weg bringe, „und die BI sich ihren rund 4.000 Unterstützern für die beste Lösung des Bensheimer Marktplatzes nach wie vor verpflichtet fühlt.

„Werden uns mit keiner Statistenrolle abfinden“

Wir werden uns mit keiner Statistenrolle abfinden, sondern bestehen auf der uns zukommenden und von der Politik angetragenen aktiven Wächterrolle, die wir jetzt als Vermittler zwischen der Stadt und dem Wettbewerbsbüro einnehmen wollen.

Denn schließlich vertreten wir in dem Prozess als einzige Gruppierung Neutralität für alle drei Optionen, nämlich 0-, 1- und 2-geschossige Bebauung und in `reiner Form` die Interessen der im Bürgerbegehren versammelten Bensheimerinnen und Bensheimer.

„Wir lassen keinen weiteren Missbrauch zu“

Jeder anderen uns möglicherweise zugedachten Rolle würden wir aufgrund der seitherigen Erfahrungen misstrauen. Auch finden wir darin nicht ansatzweise den von der Bürgermeisterin versprochenen politischen Klimawechsel wieder, würden vielmehr einen erneuten Manipulationsversuch vermuten.

Wir lassen keinen weiteren Missbrauch wie bei der Festlegung des eingeschossigen Baus beim Realisierungswettbewerb zu, der als Bürgerwille deklariert war,“ betonen Gundula Bunge-Glenz und Theo Sartorius abschließend unisono für die BI.