„Bensheim könnte echtes Kulturzentrum mit >Kultur für alle< werden“
Stadtrundgang mit Bürgermeisterkandidatin Christine Klein im Bensheimer Ortsbezirk MitteBENSHEIM. - „Für die Innenstadt einschließlich des Marktplatzes ist ein Gesamtkonzept unabdingbar, das auch das ehemalige Kaufhaus Krämer einschließt.
Die obere Fußgängerzone ist schon lange ein Stiefkind“, befand Christine Klein, unabhängige Bürgermeisterkandidatin zur Wahl am 1. November anlässlich eines Stadtrundgangs in Bensheim-Mitte.
Hier müsse durch eine schönere Pflasterung und durch Begrünung zunächst einmal die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert werden. Dies komme dann auch den dort ansässigen Geschäftsleuten zugute, sagte Klein vor zahlreichen interessierten Bürger*innen und dem Ortsbeirat Mitte.
Die Gruppe startete am Treffpunkt Meerbachsportplatz. Marco Weißmüller, der Vorsitzende des Ortsbeirats Mitte, begrüßte die Teilnehmer*innen. Er wurde von den Ortsbeiratsmitgliedern Birgit Schocke und Thorsten Eschborn begleitet.
Weißmüller erläuterte die Pläne der Bietergemeinschaft Bonava/Sahle für etwa 120 Wohnungen auf dem Gelände. Wegen Nachbesserungswünschen der Bietergemeinschaft gegenüber der Stadt Bensheim tut sich hier seit drei Jahren nichts.
Architekt Sanjin Maracic vom Bürgernetzwerk, der die Gruppe begleitete, kritisierte, die außerordentlich lange Dauer aller Planungen in Bensheim. Auch würde das Bauamt zu viel auf „externen Sachverstand“ zurückgreifen, statt die eigenen Mitarbeiter*innen zu beschäftigen.
Christine Klein schloss sich dieser Kritik an. Sie betonte, wie wichtig ihr bezahlbarer Wohnraum sei. Es solle ein Angebot für alle Generationen und Haushaltsgrößen geben, auch Mehrgenerationenhäuser.
Sollte es bei dem in Kürze stattfindenden Termin keine Einigung mit dem Bauträger geben, plädiert sie für einen Schlussstrich und damit verbundenem Neustart. „Bezahlbarer Wohnraum ist knapp in Bensheim, am Meerbachsportplatz muss endlich gebaut werden.“
Sie kritisierte auch den schlimmen Zustand der Rodensteinschule, als die Gruppe beim Weitergehen an diesem einst wunderschönen Gebäude kurz verweilte. Seit geraumer Zeit präsentiert es sich nun schon wie eine Bauruine.
Weiter ging es zum Bahnhof, wo Marco Weißmüller die Pläne für die neue Toilettenanlage, das Fahrradparkhaus und die Wache für die Ortspolizei erläuterte. Die Bürgermeisterkandidatin begrüßte diese Pläne.
Um nachhaltig die Sicherheit in und um den Bahnhof zu verbessern müssten die Polizisten auch überall Präsenz zeigen, so die gelernte Kriminalbeamtin. Sanjin Maracic bedauerte den etwas heruntergekommenen Zustand des eigentlich schönen Bahnhofsgebäudes.
Eine Renovierung würde zu einer deutlichen Aufwertung des gesamten Areals führen. Gleichzeitig wurde angeregt, die Passage zum Rinnentor in freundlichen Farben zu streichen und in einer Projektarbeit gemeinsam mit Bensheimer Schulen von Schüler*innen bemalen zu lassen.
Vor dem Sparkassengebäude kritisierte Christine Klein die „Steinwüste“ des sich im Sommer stark aufheizenden Platzes. Dieser brauche eine neue Gestaltung und Begrünung als Entree zur Innenstadt. Mit Bepflanzungen, Bänken, Wasser, Licht könne die Aufenthaltsqualität für alle Generationen verbessert werden.
Gleiches gelte für den zugepflasterten Beauner Platz, der nächste Station war. Hier wurde der überdimensionierte Ausbau des Bürgerhauses von den Teilnehmer*innen scharf kritisiert.
„Das Gebäude ist im Prinzip ein Neubau und passt sich den umliegenden historischen Häusern wenig an, insbesondere dem Dalberger Hof, der gänzlich jetzt hinter den Stahlverstrebungen der künftigen Glasfassade verschwindet.“
Bürgermeisterkandidatin Christine Klein blickte auf die Ziele der Bürgerinitiative zurück, die eine Minimalsanierung für 3,4 Millionen zum Ziel hatte. Der Neubau kostet nach derzeitigen Stand mindestens 13,4 Millionen Euro und ein Nutzungskonzept fehlt bis heute.
Das danebenliegende Neumarktcenter ist für viele Bensheimer*innen mit seinem ungepflegten äußeren Zustand und Leerständen ein Ärgernis. Christine Klein hält die Räumlichkeiten für das Familienzentrum geeignet, da nahe zur Innenstadt gelegen und mit Tiefgarage versehen ist.
Sie will als Bürgermeisterin mit den Investoren ins Gespräch gehen, um gemeinsam getragene Lösungen zu finden.
Bürger*innen hatten auch vorgeschlagen, im Neumarktzentrum eine Markthalle einzurichten. Dies sei sicher eine gute Idee, dürfe aber nicht zur Konkurrenz für den traditionellen und wertvollen Bensheimer Markt am Marktplatz werden.
Die nächste Station war der Spielplatz an der Lauter, der im nächsten Jahr insgesamt erneuert werden soll. Hier machte das Bürgernetzwerk gute Vorschläge, wie auch zur farblich angepassten Beleuchtung der Lauter und der historischen Gebäude. Für Christine Klein ist der gemütliche Eindruck, der mit dezenter Beleuchtung erreicht werden könnte, wichtig.
Die letzte Station des Rundgangs war der Marktplatz, der sein mögliches Potential bei weitem nicht ausschöpft. Christine Klein kann sich persönlich gut ein architektonisch interessantes einstöckiges Gebäude mit Blick auf St. Georg als Alleinstellungsmerkmal vorstellen.
Aber das Ergebnis des basisdemokratischen Bürgerbegehrens müsse selbstverständlich abgewartet werden. „Schön wären ein „Kulturcafé“ mit regionalen Spezialitäten auch am Abend und eine Galerie.“
Das städtische Museum sei ein Glücksfall und eine Zusammenarbeit mit ihm bei Ausstellungen wünschenswert. „Bensheim könnte ein echtes Kulturzentrum mit >Kultur für alle< werden“, sagte Klein.
Sie betonte gegenüber Sanjin Maracic wiederholt die hervorragende Arbeit des Bürgernetzwerks in den vergangenen Jahren. Als Bürgermeisterin werde sie großen Wert auf eine gemeinsame Zusammenarbeit und starke Bürgerbeteiligung legen.