Preissteigerung als Ãœberschuldungsrisiko
AWO Schuldnerberatung verzeichnet schon jetzt verstärkte AnfragenBERGSTRASSE / BÜRSTADT. - Von der Verschuldung in die Überschuldung ist es manchmal nur ein kleiner Schritt und in Zeiten von rasant steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel und großer Unsicherheit in der Wirtschaft ist dieser schnell getan - mit verheerenden Folgen.
Darauf möchte die Schuldnerberatung der AWO Bergstrasse anlässlich der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung aufmerksam machen.
„Eine Krankheit, eine Phase der Kurzarbeit oder eine heftige Nachzahlung beim Stromversorger. Vieles kann die eigene Finanzlage aus dem Gleichgewicht bringen“, weiß Melanie Schilling, Fachleitung der Schuldnerberatungsstelle der AWO Bergstraße zu berichten.
Dabei sei die Gefahr der Überschuldung aktuell auch für diejenigen Personen groß, die bisher nicht damit gerechnet haben in eine finanzielle Schieflage zu geraten.
Finanzierungen von Eigenheimen, Autos, Smartphones oder anderen Konsumgütern können in Krisensituationen nicht mehr zuverlässig bedient werden.
Die wirtschaftlich gewollte und gesellschaftlich akzeptierte Verschuldung könne dann schnell in eine Überschuldung umschlagen, insbesondere bei wirtschaftlich ohnehin schwachen Einkommensgruppen.
Eine solche Krisensituation erleben aktuell gerade viele Menschen und kämpfen täglich mit massiv gestiegenen und weiter steigenden Lebenshaltungskosten.
Melanie Schilling beschreibt die Situation aus ihrer Beratungspraxis an folgenden Beispielen: Die Anfragen von Personen mit Stromnachzahlungen im 4-stelligen Bereich häufen sich gerade deutlich.
Die Abschläge wurden in den beiden Coronajahren, aufgrund von Schätzungen, seitens der Energieanbieter oft nicht dem tatsächlichen Verbrauch angepasst; dies räche sich nun in der Jahresendabrechnung.
So müssen in der Folge von vielen Haushalten in Deutschland Stromnachzahlungen getätigt und ein höherer Abschlag aufgebracht werden. Hinzu kommen steigende Mieten und Mietnebenkosten, deutlich höhere Ausgaben an der Tankstelle und ein Lebensmitteleinkauf, der in den vergangenen Monaten massiv teurer geworden ist.
All dies mache das Jonglieren mit den ohnehin oft knappen finanziellen Mitteln für viele Menschen nahezu unmöglich, weiß Schilling zu berichten.
Es liege laut der Schuldnerberaterin auf der Hand, dass das zum 01. Juni eingeführte Entlastungspaket der Bundesregierung hier nicht die erforderliche nachhaltige Entlastung für die betroffenen Bürger und Bürgerinnen schaffen werde.
Das Paket werde wohl nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein für die Mehrzahl der ver- und überschuldeten Personen sein. Es sei vielmehr zu befürchten, dass diese Krise größere finanzielle Verwerfungen bei den Bürgerinnen und Bürgern verursachen wird, wie dies zunächst bei der Corona Krise vorhergesagt wurde.
Die Schuldnerberatung der AWO Bergstrasse möchte daher die bundesweite Aktionswoche vom 30. Mai bis 03. Juni nutzen und das Motto „... und plötzlich überschuldet“ aufgreifen.
Die Beratungsstelle in Bürstadt bietet daher am Donnerstag, 02. Juni, eine ganztägige Beratungshotline (06206 9877180) von 8 bis 16 Uhr an.
Alle in finanzielle Not geratenen Personen, die von plötzlicher Überschuldung bedroht oder betroffen sind, können hier Kontakt zur Beratungsstelle aufnehmen und sich beraten lassen.
Die Erstkontaktaufnahme zur Schuldnerberatung der AWO Bergstrasse erfolgt im Rahmen der Telefonberatungszeiten unter 06206 9877180, Dienstag 10 bis 12 Uhr, Donnerstag 14 bis 16 Uhr.