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Vom Leben und Sterben der Kelten

Trinkhorn-Endbeschlag, Groß-Rohrheim, 5. Jh. v. Chr. Foto: Wolfgang Fuhrmannek, Hessisches Landesmuseum Darmstadt

BENSHEIM. - Wer denkt, der Comic-Stil der Graphic Novels und archäologische Artefakte passen nicht zusammen, wird ab dem 17. Juli eines Besseren belehrt.

Denn dann präsentiert das Museum Bensheim in seiner Sonderausstellung „Kelten Land Hessen – Die Kelten an der Bergstraße“ teils noch nie gezeigte Objekte der Eisenzeit aus Südhessen und von der Bergstraße.

Die Relikte – aus Siedlungen, Gräberfeldern und Kultplätzen der Region Bergstraße zusammengetragen – geben einen intimen Einblick in das Leben und Sterben dieser Hochkultur.

In Bensheim sind die Originalfunde in großformatige erzählerische Zeichnungen eingebettet, welche die Ausstellung lebendig machen. Rätselhaft erscheint der abgeschlagene Kopf einer Frau des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts aus Einhausen, der erst kürzlich bei archäologischen Ausgrabungen entdeckt worden war.

In einer Grube stand er ordentlich aufgestellt, der Unterkiefer fehlt, die Schädelbasis war durchbrochen. Alles deutet darauf hin, dass der Schädel auf einen Pfahl aufgesteckt worden war.

Was auf den ersten Blick grausam und barbarisch wirkt, kann genauso auch Verehrung und Zuneigung ausdrücken.

Handelt es sich hier also um einen unbekannten Schädelkult, Ahnenverehrung oder doch um eine kriegerische Trophäe? Wobei letzteres vermutlich eher unwahrscheinlich ist, da es der Kopf einer 25 bis 35-jährigen Frau ist.

Sehr aufschluss- und erkenntnisreich sind die Funde aus dem Bereich der Kirche in Groß-Rohrheim, bei denen einige Metallreste geborgen wurden: Hierbei handelt es sich um die goldenen Beschläge mit Koralleneinlagen eines frühlàtenezeitlichen Trinkhorns.

Der besonders wertvolle Fund macht deutlich, dass es an der heutigen Bergstraße ein eigenes Herrschaftsgebiet gab und zwar das des „Keltenfürsten aus Groß-Rohrheim“.

Seltene Tongefäße aus einer Opfergrube aus Auerbach, Grabbeigaben aus keltischen Friedhöfen in Biblis und ein menschengestaltiger Anhänger aus Lampertheim sind ebenfalls in besagter Sonderschau im Museum Bensheim zu sehen.

Doch auch schlichte Keramikscherben und Spinnwirtel aus Abfallgruben haben spannende Hintergründe, denn sie stammen aus der bisher unerforschten keltischen Höhensiedlung bei Heppenheim.

Anhand von Objekten des bäuerlichen Alltags, von Schmuck und Gefäßbeigaben, aber auch Kultgegenständen wirft das Museum ein Licht auf das Leben und Sterben der Kelten, deren Bild ab dem 17. Juli um viele Facetten bereichert wird.

Hessen rückt in diesem Jahr die Kelten und ihre Geschichte in den Fokus. 2022 ist das erste große Archäologie-Jahr im Land. Mit Sonderausstellungen, Führungen und Vorträgen soll das reiche kulturelle Erbe der Kelten in Hessen sichtbar werden.

Die Ausstellung im Museum Bensheim findet in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, Abteilung hessenARCHÄOLOGIE, Außenstelle Darmstadt, statt und wird am 17. Juli um 11.30 Uhr eröffnet.

Weitere Informationen unter: www.stadtkultur-bensheim.de