Risiken aufzeigen, Ängste nehmen, Mut machen
Ausstellung am Kreiskrankenhaus: Mit „Ansichtssache“ ist auf Initiative des Brustzentrums Bergstraße am Kreiskrankenhaus in Heppenheim eine Ausstellung zum Thema erblich bedingter Brustkrebs zu sehenBERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Über 70.000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs. Jedoch ist dieser in den allermeisten Fällen heilbar. Es bedarf allerdings des frühzeitigen Erkennens und der richtigen Therapie. Entscheiden ist aber auch das Wissen um das eigene Risiko einer Erkrankung.
Denn: Ein Teil der Brustkrebserkrankungen ist genetisch bedingt, also vererbt. Im Durchschnitt hat jede Frau ein Risiko von etwa 10 Prozent im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken oder anders gesagt, eine von acht Frauen. Veränderungen in bestimmten Genen, z.B. dem BRCA 1 und 2 Gen, erhöhen dieses Risiko drastisch auf bis zu 70 %.
Auch die Wahrscheinlichkeit an anderen Tumoren wie Eierstockkrebs- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken, erhöht sich damit. Dabei können sowohl Männer als auch Frauen ein verändertes BRCA-Gen tragen und es mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent an ihre Nachkommen vererben.
Entsprechend setzen die Ärzte des Brustzentrums Bergstraße am Kreiskrankenhaus in Heppenheim auf Prävention und Aufklärung. Einen Beitrag hierzu leistet die Ausstellung „Ansichtssache“, die jetzt im Kreiskrankenhaus eröffnet wurde und die sich an Betroffene, deren Familien und alle Interessierten wendet.
Außer auf Brustkrebs lenkt die Ausstellung den Blick zugleich auf Eierstockkrebs, der bei Frauen mit einer genetisch bedingten Brustkrebserkrankung ebenfalls wahrscheinlicher ist.
Eine Erkrankung, die nach wie vor in 75 % der Fälle erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt wird, und trotz medizinischem Fortschritt dann oft nicht mehr heilbar ist.
Betroffene sind in der Ausstellung berührend portraitiert. Vierzehn Frauen und zwei Männer kommen zu Wort, denn auch Männer sind nicht zwangsläufig von der Krankheit gefeit.
Ergänzt werden die persönlichen Darstellungen um Informationen von Experten. Ziel ist, durch Wissen Ängste zu nehmen, aber auch der Begegnung mit Unsicherheiten in Familien Akzeptanz zu geben und Mut zu machen.
Im Miteinander von Bildern und Texten möchte die Ausstellung für dieses Thema sensibilisieren und anregen, sich selbst zu fragen, ob man nicht auch betroffen sein könnte und Wege zur Prävention aufzeigen.
„Wir sind sehr froh, dass wir die Ausstellung in unserem Haus zeigen können“, erklärt Dr. Cordula Müller, Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe am Kreiskrankenhaus sowie Leiterin des Brustzentrums.
„Das Bewusstmachen der eigenen Familienanamnese und die Erkenntnis, ob bei einem selbst ein Risiko für eine erbliche Krebserkrankung vorliegt, ist enorm wichtig.
Nur mit diesem Wissen kann Frau oder Mann informiert entscheiden, sich testen zu lassen. Falls eine entsprechende Veränderung besteht, hat jede und jeder das Anrecht an intensivierten Früherkennungsuntersuchungen teilzunehmen oder vorbeugende Operationen vorzunehmen.
Dies senkt das Risiko zu erkranken erheblich. Auch für Frauen, die bereits ein Brustkrebs getroffen hat, ist dieses Wissen wichtig, denn neue Therapien setzen hier gezielt an.“
Hinter der Ausstellung steht das BRCA-Netzwerk, ein Deutschland ansässiger gemeinnütziger Verein, die umfangreiche Hilfe bei familiären Krebserkrankungen bietet. BRCA ist die Kurzform für Breast Cancer (dt. Brustkrebs).
Ins Bergsträßer Kreiskrankenhaus wurde die Ausstellung über das Brustzentrum Bergstraße (BZB) geholt. Das von der deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Zentrum der Frauenklinik betreut jedes Jahr über 200 Frauen, welche neu an Brustkrebs erkranken.
An den neuesten internationalen Standards ausgerichtet, arbeitet es als Teil der Universität Heidelberg eng mit dem NCT (Nationales Tumorzentrum) zusammen und genießt in Fachkreisen hohes Ansehen.
Bei den Betrachtern fand die informative und sensible Aufnahme des Themas bei der Ausstellungseröffnung großen Zuspruch. „Ich bin Frau Dr. Müller und ihrem Team sehr dankbar, dass sie die Ausstellung nach Heppenheim geholt haben und hoffe, auf reges Interesse der Öffentlichkeit.
Es ist wichtig, Krebspatientinnen und -patienten die bestmögliche medizinische Versorgung zukommen zu lassen, dafür steht das Brustzentrum an unserem Haus.
Nicht minder entscheidend ist aber auch, Aufklärung zu betreiben, die menschliche Seite im Fokus zu haben, und für Betroffene, Patientinnen wie deren Familien, ein Angebot fundierter Information zu unterbreiten.
Eine Ausstellung, wie hier konzipiert, bei der Betroffene selbst zu Wort kommen, ist ein sehr guter Weg, weil er für Authentizität steht und nur Betroffene wissen wie Betroffene fühlen“, so der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses, Sascha Sartor, der von der Ausstellung beeindruckt ist.
Auch in der Kreispolitik findet die Initiative des Brustzentrums Zuspruch. Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf macht bei der Vernissage auf die lokale Bedeutung des Brustzentrums aufmerksam:
„Mit dem Kreiskrankenhaus haben wir eine Einrichtung in der Region, die auf kurzen Wegen beste medizinische Versorgung sichert und bei der dem Brustzentrum in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen besondere Bedeutung zukommt. Seitens der Politik wissen wir dies sehr zu schätzen.
Dass der Mensch als solcher im Mittelpunkt des Wirkens steht, zeigt auch das Bemühen über das medizinische Leistungsspektrum hinaus Angebote zu schaffen, die informieren, Hilfe geben, Menschen dort abholen, wo sie stehen, oft mit Fragen, oft mit Ängsten.“
Die Ausstellung ist in diesem Konzept ein weiterer wichtig Beitrag, ähnlich wie der Tag zur Frauengesundheit des Brustzentrums, welcher dieses Jahr am Weltfrauentag, dem 8.3.2024 ab 15.30 Uhr für alle Interessierten im Kreiskrankenhaus Bergstraße stattfindet.