Trotz Klimaschutz: Fachleute rechnen mit weiteren Unwetterkatastrophen
AUERBACH / HOCHSTÄDTEN. - Überflutungen gehören zur Historie von Auerbach und sind vielen Bewohner noch gut in Erinnerung. Die aktuelle Bilder der Hochwasserkatastrophe an der Ahr, Erft und Prün hat auch die Bevölkerung an der Bergstraße aufgerüttelt.
So war die Veranstaltung der SPD Auerbach-Hochstädten sehr gut besucht. Mit dem Geschäftsführer des Gewässerverbandes Ulrich Androsch konnte Vorsitzender Jürgen Kaltwasser ferner einen gefragten Fachmann an diesem Abend begrüßen.
Könnte in Auerbach und Bensheim von einer ähnlichen Katastrophe wie im Ahrtal heimgesucht werden, wurde vom Publikum gefragt.
In einem umfassenden Bericht erklärte Androsch die Maßnahmen an den Flüsse und Bächen, die vom Gewässerverband Bergstraße unterhalten werden. Die Eindeichung, Stauwerke oder Rückhaltebecken sind für die statischen Hochwasserereignisse bemessen.
Das will Androsch nicht als Entwarnung verstanden wissen, denn auch er kennt die besonderen Entwicklungen bei Starkregen. Zusätzliche Maßnahmen sind aber wegen den zahlreichen Regelung und Vorschriften nur schwer umsetzbar.
Der Fachmann verwies auf die lange Planungszeit zur Umsetzung der europäischen Hochwasserrichtlinie an der Weschnitz bei Lorsch. Ferner ist der Platz für zusätzlich Rückhalteeinrichtungen an der Lauter oder Mühlbach nicht vorhanden.
An Hochwasserkarten fehlt es auch nicht, sagte Androsch und verweist auf die Hinweise der Behörden bei der Bebauung in den Überflutungsbereichen.
In der weiteren Diskussion wurde auch auf die Versiegelung der Grundstücke hingewiesen und der Folge das Oberflächenwasser bei einem Starkregen nicht mehr versickern kann.
In den letzten Jahren wurden auch in Auerbach zahlreiche Tiefgeschosse und Tiefgaragen errichtet die bei einem Unwetter ein Schadenspotenzial darstellen.
Neben dem Einbau von Rückschlagklappen bei der Kanalanbindung oder wasserdichtes Abdichten von Kelleröffnungen ist auch die Aufklärung über die Verhaltensregeln im Gefahrenfall.
Die Fachleute rechnen damit, dass derartige Unwetterkatastrophen künftig noch öfter vorkommen und trotz Klimaschutzmaßnahmen nicht zu verhindern sind.
Im zweiten Teil der Veranstaltung berichtet Ralph Stühling über die Warnung der Bevölkerung bei einem Schadensfall. Als langjähriger Kreisbrandinspektor und Vorsitzender des Fachausschuß Katastrophenschutz der Deutschen Feuerwehren hat er die Entwicklung mitgewirkt.
Nach der Wiedervereinigung wurde vom Bund sein Bereich am Katastrophenschutz praktisch aufgelöst. Zahlreiche Sirenen wurden abgebaut und die Warnung der Bevölkerung den Kommunen übertragen.
Erst mit den Hochwasserkatastrophen an der Elbe trat eine Kehrwende ein und nicht nur die verbliebenen Sirenen wurden erhalten, sondern auch neue digitale Warnsysteme entwickelt. Mit KatWarn, Hessenwarn oder NINA kann heute über das mobile Funknetz mittels Handy gewarnt werden.
Allerdings müssen für die Weckfunktion Sirenen zur Verfügung stehen, so der Katastrophenschutzexperte Stühling, um die Warnapps zu lesen oder Rundfunkmeldungen zu hören. Moderne Hochleistungssirenen, die auch Lautsprecherdurchsagen ermöglichen, seien heute für die Bevölkerungswarnung flächendeckend erforderlich.
Hinzu komme, die Bedeutung der Sirenensignale der Bevölkerung wieder in Erinnerung zu rufen, so Bürgermeisterin Christine Klein. Abschließend konnte festgestellt werden, dass ein abflachendes Interesse am Hochwasserschutz nicht gegeben ist und somit das Thema die Bensheimer Kommunalpolitik weiterhin beschäftigen wird.