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LESERBRIEF: Windkraft im Wald – nur als Ausnahme

Die geplanten "Windradmonster", wie sie auf dem Kesselberg/Heiligenberg zwischen Bensheim und Heppenheim nach dem Willen der GRÃœNEN entstehen sollen. Fotomontage: CMM-Computer, Bobstadt

Die amtierende Bundesregierung will die Energiewende voranbringen. Durch den beschleunigten Ausbau von Wind- und Sonnenkraft sollen die klimaschädlichen CO2-Emissionen reduziert werden. Ob das gelingt ist fraglich!

Durch die Änderung des Baugesetzbuches können Städte und Gemeinden eigenständig agieren, um Potenzialflächen zu erschließen, mit der Folge, dass die Kommunen Windparks in ihren Wäldern ausbauen wollen, um Profit aus Pachteinnahmen zu generieren.

Den Wäldern in Deutschland geht es schon jetzt schlecht, nur jeder fünfte Baum ist laut der Waldzustandserhebung des Landwirtschaftsministeriums gesund. Wälder können das Klima und die Artenvielfalt aber nur dann richtig schützen, wenn sie gesund sind.

Um dem Waldzustand Rechnung zu tragen hat die EU jüngst beschlossen das Renaturierungsgesetz auf den Weg zu bringen. Damit werden die EU-Staaten verpflichtet die Wälder bis 2030 wieder in guten Zustand zu versetzen.

Sind Windenergieanlagen im Wald nun gut für die Natur oder nicht?

Klimaschutz darf nicht zulasten der Natur gehen, warnt der Weltklimarat IPCC im Februar 2022. Denn Menschen und Ökosysteme hängen voneinander ab, schreiben die internationalen Wissenschaftler des Weltklimarats.

Moderne Windanlagen sind höher und schwerer, als die bisher aufgestellten. Sie benötigen nun pro Anlage für Bau und Betrieb bis zu 13.000 qm Wald-Fläche. Hinzu kommen die geschotterten Forststraßen, die vier bis sechs Meter breit sind. Das ist die Breite einer Bundesstraße.

Beachtliche Kahlschläge sind erforderlich um die Freiflächen für Windenergieanlagen zu schaffen. Bis zu 30 Meter in den Wald hinein beeinflussen die durch den Kahlschlag entstandenen Waldränder die Temperatur und die Feuchtigkeit in den angrenzenden Waldflächen.

Neuere Studien zeigen, dass die Temperatur in den nach Süden zeigenden Rändern an Kahlschlägen steigen und die Feuchtigkeit abnimmt. In den nach Norden gehenden Rändern sinken die Temperaturen und die Feuchtigkeit nimmt zu.

Dies hat zur Folge, dass das Leben der Bodenbewohner beeinflusst wird. Temperatur und Feuchtigkeit im Wald, sowie der Wassergehalt des Bodens wirken sich auf die Nährstoffkreisläufe im Wald aus.

Es reicht nicht, nur die CO2-Einsparungsleistung von Windenergieanlagen gegenüber der CO2-Speicherung im Wald zu verrechnen. Die Klimaschutzleistungen von Wäldern gehen weit über eine reine Zählung der Moleküle hinaus.

Wälder sind komplexe Ökosysteme und bieten Lebensräume für viele verschiedene, teilweise geschützte und gefährdete Arten. Löcher im Wald schädigen das Ökosystem und den Organismus Wald.

Windenergieanlagen im Wald wirken sich auch auf den Boden aus. Die Fundamente der Anlagen und die Forststraßen verdichten den Boden irreversibel bis in den Unterboden hinein. Die für Bäume lebensnotwendigen Mykorrhizapilze können sich in verdichteten Waldböden nicht verbreiten, Poren und haarfeine Röhren sind auf immer verdichtet.

Der Boden transportiert und speichert dann weniger Wasser. Zerstörte Waldböden geben zudem große Mengen an CO2 frei und speichern weniger oder keine Traibhausgase mehr. Damit wird der vermeintliche Nutzen der Windkraft ins Gegenteil gekehrt!

Die Wissenschaft weiß heute einiges auf die Auswirkungen der Windenergieanlagen auf einzelne Tierarten. So sterben z.B. zehn bis zwölf Fledermäuse an einer Windkraftanlage pro Jahr, haben Biologen in Europa gezählt.

Da nur rund ein Viertel der Windenergieanlagen in Deutschland Abschalteinrichtungen und Fledermaussensoren haben, rechnen Wissenschaftler mit 200.000 getöteten Fledermäusen pro Jahr. Die Dunkelziffer ist deutlich höher.

Fledermäuse sind gesetzlich geschützt und dürfen nach Paragraf 44 Bundesnaturschutzgesetz nicht gestört, verletzt oder getötet werden. Das Große Mausohr und die Bechsteinfledermaus, die beide am Kesselberg/Heiligenberg beheimatet sind, gehören zu den streng geschützten Arten gemäß den FFH-Richtlinien.

Dorothea Epperlein, Waldexpertin bei Greenpeace erklärt: „Wir brauchen erneuerbare Energien – aber der Bau von Windrädern in geschützten und ökologisch wertvollen Wäldern ist nicht akzeptabel und für den Klima- und Artenschutz absolut kontraproduktiv.“

Stattdessen könnten überdüngte landwirtschaftliche Flächen, Randstreifen an Autobahnen und ehemalige Gewerbestandorte vorrangig für die Energiewende genutzt werden.

Hermann Bazlen
64686 Lautertal