Alexander Muth war Vikar in drei Gemeinden
ROTHENBERG / HIRSCHHORN / NECKARSTEINACH. - Ein Vikar, also ein angehender evangelischer Pfarrer in der praktischen Ausbildung, ist normalerweise einem Lehrpfarrer und einer Gemeinde zugeteilt.
Und lernt dann innerhalb zweier Jahre all das zu tun, was zum Pfarrberuf dazugehört: Gottesdienste halten, Seelsorge, Besuche, Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten, Konfirmanden- und natürlich Religionsunterricht – und noch einiges andere mehr. Normalerweise.
Für Alexander Muth war, so gesehen, kaum etwas normal – und dennoch hat er all das gelernt und kennengelernt und freut sich auf das künftige Leben als Pfarrer.
Aber der Reihe nach: Kaum hatte Muth Anfang 2020 sein Vikariat in Hirschhorn begonnen, kam Corona, und schon bald gab es keine Präsenzveranstaltungen mehr, eben auch keine Gottesdienste, keine Besuche und Begegnungen.
„Immerhin konnte ich in der Freiherr-vom-Stein-Schule in Neckarsteinach in der Betreuung arbeiten, dort wurde jede Kraft gebraucht.“ So weitete sich schon mal sein Tätigkeitsbereich über die eine Gemeinde hinaus aus. Bald gab es dann auch digitale Angebote wie Videogottesdienste.
Die Theoriewochen, die sonst im mittelhessischen Herborn stattfinden und alle Vikare versammeln, fanden auf Distanz statt: ganze Tage am Bildschirm, wieder keine Begegnungen.
Als dann im Frühjahr 2021 auch noch Muths Hirschhorner Lehrpfarrer Jörg Awischus erkrankte und schließlich nun im Spätherbst verabschiedet wurde, übernahm Pfarrer Reinhold Hoffmann aus Rothenberg diese Aufgabe – „das passte gut, weil ich dort auch wohne“, erzählt Muth.
Durch die ohnehin seit langem bestehende Kooperation der Kirchengemeinden Neckarsteinach, Hirschhorn und Rothenberg war er in allen drei Gemeinden tätig und arbeitet seither auch regelmäßig mit dem Neckarsteinacher Pfarrer Norbert Feick zusammen.
Für die sich abzeichnende Entwicklung der evangelischen Kirche ist das eigentlich genau die richtige Vorbereitung: Künftig werden benachbarte Gemeinden aufgrund zurückgehender Mitgliederzahlen und weniger Pfarrpersonal sowieso enger als bislang zusammenarbeiten, die Zeit des sprichwörtlichen „Kirchturmdenkens“ geht zu Ende.
Schließlich gab es dann auch wieder Gelegenheit, Gottesdienste zu halten. Die digitalen Angebote wurden ebenfalls fortgeführt, gerade kürzlich wieder ein Gottesdienst aus Neckarsteinach ins Netz gestellt, bei dem Alexander Muth Orgel spielte.
Der 35-Jährige stammt aus Buchenau an der Lahn, nahe Biedenkopf im sogenannten Hessischen Hinterland gelegen. Zunächst machte er nach der Schule eine Ausbildung zum Bankkaufmann und arbeitete acht Jahre lang in diesem Beruf.
Aber der Wunsch, von den materiellen Werten auf religiöse umzustellen, war so stark, dass er nach dem Abitur am Abendgymnasium in Marburg und Heidelberg Theologie studierte.
„Ich bin in der Jugendarbeit meiner Heimatgemeinde großgeworden, hatte Orgel gespielt, Kindergottesdienst gemacht und war auch im Kirchenvorstand“, erzählt Muth über seine Entwicklung.
Bevor er eine Pfarrstelle übernimmt, folgt nun noch ein sechsmonatiges Spezialvikariat, welches Alexander Muth in die Militärseelsorge führt.
Zunächst einmal wird er jedoch dankbar und feierlich offiziell verabschiedet in einem Gottesdienst, der am Ersten Advent, 28. November, um 18 Uhr in der evangelischen Kirche in Rothenberg beginnt. Hier gilt dann die Regel „2Gplus“, also: Geimpfte oder Genesene – mit Test.