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Mit den Temperaturen steigt das Infektionsrisiko

Die Ausstellung über Zecken und FSME eröffneten die Gesundheitspräventionsbeauftragte des Kreises, Reinhild Zolg, die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz, Center-Manager Patrick Steidl, Veterinäramtsleiter Dr. Wolfgang Gabriel und Hausärztin Dr. Katja Linke (von links nach rechts).

Ausstellung im Rhein-Neckar-Zentrum informiert über Zecken und FSME

KREIS BERGSTRASSE / VIERNHEIM. - Zum zweiten Mal informiert der Kreis Bergstraße im Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim über Zecken und FSME.

„Die Prävention gehört mit zu den wichtigsten Aufgaben des Gesundheitsamtes. Die Ausstellung im immer gut besuchten Rhein-Neckar- Zentrum, die bis zum 21. April zu sehen ist, soll die Bevölkerung insgesamt ansprechen und Antworten auf Fragen geben; denn nur wer informiert ist, kann sich richtig verhalten“, eröffnete Diana Stolz, Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin, die Ausstellung.

Sie bedankte sich zudem beim Center-Management dafür, dass das Rhein-Neckar-Zentrum die Präventionsarbeit des Kreises zum wiederholten Mal unterstützt.

Mit steigenden Temperaturen steigt auch die Gefahr für Menschen und Haustiere, z.B. bei Spaziergängen von einer Zecke gestochen zu werden. Wenn es dauerhaft wärmer wird, ist die Gefahr groß, dass auch Hund oder Katze eine Zecke „aufschnappen".

Weil Zecken, die zu den Spinnentieren gehören, ihre Körpertemperatur nicht regulieren können, sind sie bei der Suche nach einer Blutmahlzeit von der Außentemperatur abhängig – je höher die ist, desto agiler sind die kleinen Plagegeister.

„Bei Temperaturen ab circa sieben Grad verlassen Zecken die schützende Laubschicht, in der sie den Winter überdauert haben, und lauern im hohen Gras und Gebüsch auf einen warmblütigen Wirt", erläuterte Dr. Wolfgang Gabriel, Leiter des Veterinäramtes des Kreises Bergstraße.

Für die Fortpflanzung der Parasiten ist die Blutmahlzeit am Wirt erforderlich, wobei ein Stich allein für Mensch, Hund oder Katze nicht zwangsläufig ernste Folgen nach sich zieht. Der Stich ist kaum zu bemerken, da die Zecke mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel absondert. Einige Exemplare können jedoch Krankheitserreger übertragen.

So kann fast jede dritte Zecke Borrelien, die sich in ihrem Darm aufhalten, in eine Stichwunde einbringen. Wird die Zecke dann gewaltsam und nicht ordnungsgemäß entfernt, steigt das Risiko einer Infektion. Eine Therapie der Borreliose ist am erfolgreichsten, wenn sie so früh wie möglich begonnen wird. Eine präventive Impfung gegen Borreliose ist derzeit noch nicht möglich.

Zecken können aber auch unmittelbar mit dem Stich eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Diese Erkrankung beginnt meist mit unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden, auf die im Verlauf neurologische Auffälligkeiten folgen können.

Schlimmstenfalls können neurologische Ausfälle, wie z.B. Lähmungen, Anfallsleiden oder auch lange andauernde Kopfschmerzen bestehen bleiben, die auch zur Berufsunfähigkeit führen können. Häufig verläuft eine Infektion jedoch asymptomatisch.

Inzwischen wurde nachgewiesen, dass FSME-Infektionen auch durch den Verzehr von Rohmilch-Produkten von Weidetieren auftreten können. 2017 erkrankten dadurch in Deutschland acht Personen. Nach dem Stich einer befallenen Zecke liegt das Erkrankungsrisiko bei 30 Prozent, nach dem Genuss kontaminierter Milch bei 100 Prozent.

FSME ist in Deutschland vorwiegend ein süddeutsches Phänomen und auch der Kreis Bergstraße zählt zu den Risikogebieten für eine von Zecken übertragene FSME-Erkrankung.

Bedingt durch Klimaveränderungen und zunehmend milde Winter breitet sich das FSME-Risiko auch in Richtung Norddeutschland aus. So könnten zukünftig weitere FSME-Gebiete entstehen.

Im Jahr 2016 wurden 348 klinische Fälle in Deutschland gemeldet, 2017 waren es 497 Fälle. Der Kreis Bergstraße meldete 2016 insgesamt acht Fälle und 2017 zwei.

Das FSME-Virus kann bisher nicht mit Medikamenten bekämpft werden, die Behandlung einer Infektion beschränkt sich auf die Linderung der Symptome. Deshalb ist es besonders wichtig, die Erkrankung zu verhindern. Zum einen sollte man versuchen, Zeckenstiche zu vermeiden.

Schutz kann neben der richtigen Kleidung und entsprechender Aufmerksamkeit eine Impfung gegen FSME bieten und die Gefahr einer Infektion nach einem Zeckenstich verringern.

„Leider sind zu wenige Menschen gegen FSME geimpft. Bei den Schuleingangsuntersuchungen waren es nur 53 Prozent der Kinder“, bedauert die Erste Kreisbeigeordnete.

Dr. Katja Linke, Hausärztin in Viernheim, merkt hierzu folgendes an: „Die Impfung gegen FSME ist zu jedem Zeitpunkt im Jahresverlauf sinnvoll. Die ersten beiden Impfungen werden im Abstand von 4 Wochen gegeben. Eine dritte Impfung nach 5-12 Monaten schließt die Grundimmunisierung ab und verleiht einen Langzeitschutz für mindestens 3 Jahre.

Regelmäßige Auffrischimpfungen, je nach Alter des Geimpften, alle drei bis fünf Jahre durch eine einzelne Impfdosis sorgen dafür, dass der Schutz dauerhaft bestehen bleibt“.

Bei Bedarf bieten Haus- und Kinderärzte, aber auch das Kreisgesundheitsamt mit seiner wöchentlichen telefonischen Impfberatung, jeden Donnerstag von 14-15 Uhr unter der Telefonnummer 06252-15-5843 (Dr. Sabine Güssow), Ratsuchenden zum Thema Impfungen weitere Hilfe an.