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Eingliederung schwerbehinderter Menschen glĂŒckt

Sandra Schlapp, Leonie Höhl, VizelandrÀtin Diana Stolz, Harry Hegenbarth und Andreas Wiesenbach (von links nach rechts).

27 Prozent der Teilnehmenden konnten vermittelt werden

KREIS BERGSTRASSE. - FĂŒr Menschen ohne körperliche BeeintrĂ€chtigung ist es kein Problem, wenn der Aufzug nicht funktioniert – fĂŒr Menschen im Rollstuhl oder mit eingeschrĂ€nkter MobilitĂ€t sind Treppen jedoch oft ein unĂŒberwindbares Hindernis.

So können vier Stufen schon dazu fĂŒhren, dass ein Arbeitsplatz fĂŒr einen Menschen mit Schwerbehinderung nicht zugĂ€nglich ist und somit ein sozialversicherungspflichtiges BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnis verhindern.

Das Projekt „ESB – Eingliederung schwerbehinderter Menschen“ hilft dabei, schwerbehinderte Menschen in ein sozialversicherungspflichtiges BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnis zu vermitteln. Das Projekt gibt es bereits seit 2016 und im zweiten Jahr konnten weitere Fortschritte verzeichnet werden.

So organisierte das Projektteam 34 Praktika und 109 VorstellungsgesprĂ€che fĂŒr ihre Klienten. Durch diese BemĂŒhungen konnten im zweiten Jahr 15 Teilnehmer in ein sozialversicherungspflichtiges BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnis vermittelt werden – das entspricht einer Quote von circa 27 Prozent. Zwei weitere Teilnehmer konnten in Minijobs vermittelt werden.

„Mit unserer Vermittlungsquote liegen wir deutlich ĂŒber dem Landesdurchschnitt und darĂŒber freue ich mich ungemein“, erklĂ€rte VizelandrĂ€tin und zustĂ€ndige Dezernentin Diana Stolz.

„Uns ist es wichtig, Menschen mit einer schweren Behinderung eine Teilhabe am Berufsleben zu ermöglichen. Eine erfĂŒllende Arbeit zu haben ist ein GrundbedĂŒrfnis und muss auch Menschen mit Behinderung zugĂ€nglich sein. Es ist mir deshalb ein Anliegen, dass wir Menschen mit Behinderungen wahrnehmen und sie dort abholen, wo sie sind.“

Dies zeigt auch der Aufbau des ESB, der sich in drei Phasen unterteilt, die am Ende zu einer erfolgreichen Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt fĂŒhren sollen. Eine medizinische Feststellungsphase gibt zunĂ€chst Aufschluss, welche BeschĂ€ftigungen in Frage kommen.

Über einen Zeitraum von 14 Tagen hinweg verschafft sich ein Team aus Ärzten, Psychologen und Coaches ein umfassendes Bild zu bestehenden Hemmnissen, Potenzialen und HandlungsansĂ€tzen. Der Weg fĂŒhrt hier von einem ErstgesprĂ€ch hin zu einer Eingliederungsvereinbarung.

Es folgt die Umsetzungsphase, in der die zuvor gefundenen Handlungsempfehlungen verwirklicht werden. Dabei handelt es sich um ein speziell auf die jeweiligen BedĂŒrfnisse zugeschnittenes Bewerbungstraining, das darauf abzielt, „fit“ fĂŒr den Arbeitsmarkt zu werden und sowohl Kompetenzen als auch Hemmnisse einbezieht.

Im dritten Schritt soll ĂŒber Praxisjobs und Arbeitserprobungen wieder Zugang zur Arbeitswelt geschaffen werden. Das ESB-Projekt vermittelt dabei geeignete Betriebe und organisiert die Arbeitsgelegenheiten.

Andreas Wiesenbach, der selbst Teilnehmer von ESB war und seit Dezember 2017 eine BeschÀftigung am ersten Arbeitsmarkt hat, berichtete begeistert von seinen positiven Erfahrungen, die er dank des Projekts machen konnte.

„Ich bin so froh und dankbar fĂŒr diese Maßnahme! Die Menschen hier haben mir richtig unter die Arme gegriffen und mich gepusht“, erzĂ€hlte Andreas Wiesenbach. Er selbst hatte mehrere VorstellungsgesprĂ€che und auch nicht damit gerechnet, sofort einen Job zu bekommen.

Als es im vergangenen Dezember dann doch schnell ging, freute ihn dies umso mehr. „Ich kann nur jedem ans Herz legen, die Chance zu ergreifen und an dem Projekt teilzunehmen“, so Wiesenbach.

Auch der Unternehmer Harry Hegenbarth berichtete von seinen positiven Erfahrungen mit Menschen mit einer Schwerbehinderung. Er selbst hatte in seinem BĂŒro mit einem Menschen zusammengearbeitet, der im Rollstuhl saß und in seiner Bewegung stark eingeschrĂ€nkt war.

Gerne hĂ€tte er auch ein sozialversicherungspflichtiges BeschĂ€ftigungsverhĂ€ltnis daraus entstehen lassen, aber die vier Stufen, die zum BĂŒroraum hinab fĂŒhren sowie weitere rĂ€umliche Barrieren machten eine Einstellung unmöglich.

„Da denke ich mir aber, dass ein Mensch, der körperlich so eingeschrĂ€nkt, aber dennoch topfit ist, wunderbar in einem grĂ¶ĂŸeren Unternehmen zurechtkĂ€me“, merkte Hegenbarth an. „Die Barrierefreiheit in solch großen Unternehmen ist einfach um einiges besser.“

Der SchlĂŒssel fĂŒr den Erfolg dieses Projekts seien allerdings die motivierten Teilnehmer, sagte Stefan Rechmann, Betriebsleiter des kommunalen Jobcenters „Neue Wege“. „Alle Maßnahmen nutzen nichts, wenn die Teilnehmer nicht motiviert sind. DafĂŒr brauchen sie Perspektiven und diese schafft unser Projekt fĂŒr Menschen mit Schwerbehinderungen.“

Dem ESB-Projekt stehen fĂŒr seine dreijĂ€hrige Arbeit Bundesmittel zur VerfĂŒgung. Die Mittel stammen aus dem Ausgleichsfond, in den Arbeitgeber eine Ausgleichsabgabe einzahlen, wenn sie nicht die vorgeschriebene Anzahl von schwerbehinderten Menschen in ihrem Betrieb beschĂ€ftigen.

Die Gelder aus dem Ausgleichsfond sind zweckgebunden fĂŒr ĂŒberregionale Vorhaben zur Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben.