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Mit innovativen Ideen in die Zukunft

Viele landwirtschaftliche Nutzbetriebe im Kreis Bergstraße sichern mit Spezialisierungen und innovativen Ideen ihr Überleben. Im Bild: Landrat Engelhardt (2. von links) mit den Verwaltungsmitarbeitern Corinna Schierz (links) und Walter Hübner (rechts) bei Familie Krichbaum auf dem Herrnwiesenhof in Lautertal.

Landwirtschaft zum Anfassen: Landrat Engelhardt, hier auf dem Herrnwiesenhof in Lautertal, machte sich auf verschiedenen Höfen im Kreis ein persönliches Bild von der Situation der hiesigen Landwirte.

Landrat Christian Engelhardt zu Gast bei landwirtschaftlichen Nutzbetrieben

KREIS BERGSTRASSE. - Die Landwirtschaft gehörte lange zu den elementaren Wirtschaftszweigen im Kreis Bergstraße. Doch ihre Bedeutung nimmt stetig ab. Dies wird unter anderem durch die rückläufige Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe belegt.

Aktuell gibt es im Kreis nur noch rund 650 Höfe, ihre durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei etwa 36 Hektar. Rund fünf Prozent der Höfe werden ökologisch bewirtschaftet (hessenweit: 10 Prozent).

Zwei Drittel der heutigen landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Als Trend ist zudem zu beobachten, dass immer weniger Betriebe immer größere Flächen bewirtschaften.

Auch die Anzahl der tierhaltenden Betriebe ist im Kreis Bergstraße insgesamt rückläufig. Auch wenn einige wenige Unternehmen – insbesondere im vorderen Odenwald – ihre Tierbestände stark aufstocken, kann dies den Rückgang der Anzahl der gehaltenen Nutztiere insgesamt nicht kompensieren.

Insgesamt stehen die landwirtschaftlichen Betriebe vor großen Herausforderungen, unter anderem durch steigende Pachtpreise und stärkere gesetzliche Regulierungen. Nicht wenige Höfe stehen aufgrund mangelnder Wirtschaftlichkeit vor dem Aus.

Dennoch: „Die Landwirtschaft ist ein wichtiges Kulturgut für unseren Kreis und regionale Produkte fördern die Lebensqualität vor Ort“, so Landrat Christian Engelhardt.

Vor diesem Hintergrund bereiste er gemeinsam mit Mitarbeitern der Abteilung Raumentwicklung, Landwirtschaft, Denkmalschutz mehrere Höfe im Kreis, die auf innovative, doch äußerst unterschiedliche Weise auf den Strukturwandel reagiert und damit das Überleben ihres Unternehmens gesichert haben.

So besuchte das Oberhaupt der Kreisverwaltung beispielsweise die Firma Weinbau Koob in Heppenheim. Der Betrieb von Christina Lulay (geb. Koob) und ihrem Ehemann Tobias hat sich im Jahr 2013 von der Bullenmast verabschiedet und setzt nun erfolgreich auf den Weinbau. Als zusätzliche Einkommensquelle dient eine Straußwirtschaft, in der die eigenen Weine sowie Lebensmittel aus der Region angeboten werden.

Auch der Seehof in Lorsch hat seinen Weg gefunden: Die Familie Jöst hat sich neben der Milchviehhaltung (mit Betrieb einer eigenen „Milchtankstelle“) auf Sonderkulturanbau spezialisiert und produziert Rollrasen, während die Familie Krichbaum vom Herrnwiesenhof in Lautertal auf hochtechnologisierte Milchkuhhaltung mit Nachzucht, Melkroboter sowie Photovoltaik und Biogasanlage setzt.

Die Ansätze der hiesigen, innovativen Landwirte sind divers: Der überregional bekannte Langklingerhof in Mörlenbach hat sich bereits vor Jahrzehnten spezialisiert und sichert seine Existenz vorwiegend mit Geflügel- und Rinderhaltung, Schlachterei, Metzgerei sowie entsprechender Direktvermarktung.

Der Betrieb Haas und Marggraf in Lampertheim-Rosengarten wiederum nutzt seine guten Böden für den Anbau von Sonderkulturen, wie Zwiebeln und Gemüse, und produziert und vertreibt zudem verschiedenste Salate für Großküchen und Privathaushalte.

Der Betrieb Andreas Dittrich in Löhrbach dagegen hat seine Nische in der Ziegenhaltung sowie im Veranstaltungsbereich gefunden und betreibt neben einem Hofladen und einer Schaukäserei Events im eigenen Gewölbekeller sowie in einer hochwertig ausgebauten Scheune.

Einen ganz anderen Weg schlug das Unternehmen von Walter Bauer in Hammelbach ein: Der traditionelle Rinderzuchtbetrieb hat sich mit der Produktion und dem Verkauf von Weihnachtsbäumen ein zweites Standbein aufgebaut. Was vielen Landwirten derzeit in die Hände spielt, ist der Trend zur Regionalität und zur Direktvermarktung.

„Regionalität, Kreativität und Experimentierfreude – das sind die Erfolgsfaktoren, auf die unsere Landwirte setzen können und setzen sollten“, resümierte denn auch der Landrat anerkennend nach seiner Besuchstour.

Besonders beeindruckt zeigte sich Engelhardt zum einen von dem Mut der besuchten Landwirte, Nischen zu suchen und diese mit viel Energie zu besetzen, aber auch von dem Durchhaltevermögen seiner Gastgeber, die sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen ließen.