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Jubiläum hoch 3

Die Dauphin-Orgel von 1760 in der Spachbrückener Kirche. Foto: Silke Rummel

Spachbrückener Abendmusik gibt es seit 50 Jahren + + + 400. Veranstaltung am Sonntag, 23. April

SPACHBRÜCKEN. - Es ist eine Konzert-Reihe mit eine besonderen Tradition: Ziemlich genau 50 Jahre nach der Premiere wird am Sonntag, 23. April, 17 Uhr, die 400. Spachbrücker Abendmusik veranstaltet. Und es gibt noch ein drittes Jubiläum: Spachbrücken feiert 700-Jähriges.

Für Albrecht Schradin ist die Spachbrücker Orgel ein „Klangerlebnis“, die es sogar schafft, wie eine Dom-Orgel zu klingen, wenn man weiß, wie es geht.

Er kennt die Orgel aus dem Effeff, hat er sie doch 45 Jahre lang in den sonntäglichen Gottesdiensten und bei rund 100 Konzerten gespielt, bis er 2011 aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste.

1760 wurde die Orgel angeschafft, sie stammt aus der Kleinheubacher Werkstatt von Johann Christian Dauphin und ist eine von wenigen Dauphin-Orgeln, die es überhaupt noch gibt.

Der langjährige Organist Albrecht Schradin war Mitbegründer der Spachbrücker Abendmusik, die am 8. April 1973 zum ersten Mal zu hören war. Im Gottesdienst am Morgen war das neue Cembalo eingeweiht worden.

Am Abend gab es dann ein Konzert, an dem Albrecht Schradin die Orgel spielte, seine Frau Hanna sang, das Ehepaar Ulrike und Helmut Hoefer aus Bad König sowie Pfarrer Helmut Bartels weitere Ausführende waren. Vorweg gegangen war, dass die barocke Kirche und auch die Orgel zwei Jahre lang umfassend renoviert worden waren.

Bei der großen Kirchenrenovierung wäre es um die historische Orgel übrigens fast geschehen gewesen. Während der Innenrenovierung wurde sie in einer Scheune gelagert. Eines Tages warnte ein Nachbar, dass sich keine Tauben mehr auf das Dach der Scheune setzen würden. Die Orgel wurde woanders untergebracht – kurz bevor die Scheune zusammenstürzte.

„Ort und Hort der Alten Musik“

Mit der 1. Spachbrücker Abendmusik war eine Konzertreihe geboren. Der freischaffende Künstler Walter Geist übernahm die künstlerische Leitung, und die kleine Dorfkirche am Pfarrberg in Spachbrücken wurde zum „Ort und Hort der Alten Musik“, wie später im Darmstädter Echo zu lesen war.

Hochranginge Musiker*innen gaben hier Konzerte. Presse und Rundfunk berichteten. Die Besucherinnen und Besucher kamen von Nah und Fern.

Als der niederländische Cembalist, Organist und Dirigent Bob van Asperen spielte, sei sogar jemand aus dem Emsland angereist, berichtet Albrecht Mengler. Er ist Leiter des Posaunenchors und seit 2002 im Abendmusikausschuss.

Die Konzerte kosteten Eintritt, doch die Einnahmen deckten die Ausgaben nicht. Der neu gewählte Kirchenvorstand unter dem Vorsitz von Pfarrer Frieder Schmidt, seit 2003 in Spachbrücken, war nicht mehr bereit, das Defizit zu finanzieren. 2004 kam es zum Bruch zwischen Walter Geist und dem Kirchenvorstand.

Außerdem: „Es war ein Manko, dass die Spachbrücker die Abendmusiken nie angenommen haben“, sagt Mengler. Für den Rest des Jahres zogen die Konzerte um nach Reinheim in die Dreifaltigkeitskirche und wurden dann beendet.

Abendmusik stellte sich neu auf

In Spachbrücken seien die Abendmusiken 2005 zum 250-jährigen Bestehen der Kirche „wieder auferstanden“, berichtet Mengler. Allerdings mit einem anderen Konzept: ohne Eintritt, dafür auf Spendenbasis und mit Künstlerinnen und Künstlern aus der Region.

Die Konzerte gibt es vor allem in den Wintermonaten, um 17 Uhr geht es los. „Das hat sich im Wesentlichen bewährt“, sagt Mengler. Die Konzerte schrieben eine schwarze Null, es kämen mehr Einheimische.

2018 sei zum Abendmusikausschuss Hans-Werner Grünewald dazu gekommen und habe die Konzertreihe „wie sein Kind adoptiert“, sagt Frieder Schmidt. Er habe die Abende „geöffnet und geweitet“, indem er auch Jazz- und Folk-Elemente eingebracht habe.

Anfang 2023 ist Hans-Werner Grünewald gestorben. „Ein schwerer Schlag“, sagt der Pfarrer. Wie es weiter geht, ist ungewiss. Daher wird dringend jemand gesucht, der oder die Lust hat, die Spachbrücker Abendmusik mit zu organisieren.

Interessierte wenden sich an Albrecht Mengler, E-Mail: albrecht.mengler@t-online.de, Telefon 06162/3170, oder Pfarrer Frieder Schmidt, E-Mail: frieder.schmidt(at)ekhn.de, Telefon 06162/913569.

Die 400. Spachbrücker Abendmusik ist am Sonntag, 23. April, 17 Uhr. Bernhardt Brand-Hofmeister spielt auf der Dauphin-Orgel von 1760 „Organ in Time“ mit Videoprojektion vom Spieltisch. Der Eintritt ist frei.