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„Wenn wir die Schilddrüse betrachten, betrachten wir den ganzen Menschen“

DIE SCHILDDRÜSE IM BLICK: Seite an Seite sprachen Experten aus der Reihe der niedergelassenen Ärzte und der Klinikärzte zum Auftakt der diesjährigen Patientenforen der Chirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim über Erkrankungen, Diagnosen und Therapien des zwar kleinen aber wichtigen Organs: Dr. med. Guntram Söhngen, Oberarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim, Professor Dr. med Lutz Schneider, Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim, und Dr. med. Dr. med. habil. Jürgen Merke, niedergelassener Internist in Bensheim (von links nach rechts). Foto: Thomas J. Zelinger / Kreiskrankenhaus Bergstraße

Gesundheitswesen: Patientenforum Chirurgie am Kreiskrankenhaus Bergstraße rückt das kleine Organ und seine große Wirkung in den Fokus + + + Veranstaltung zeigt enge Zusammenarbeit von Klinikärzten und niedergelassenen Ärzten der Region

KREIS BERGSTRASSE. - Niedergelassene Ärzte und Krankenhausärzte - ein funktionierender Dialog ist ein Plus für den Gesundheitsstandort, lässt sich so doch ein steter Wissenstransfer in beide Richtungen betreiben. Den Nutzen haben die Patienten.

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim fördert seit langem den Austausch mit niedergelassenen Medizinern der Region, gemeinsame Fortbildungsveranstaltungen gehören dazu, ebenso Patientenveranstaltungen. Jüngstes Beispiel: Der erste Abend in der Reihe der Patientenforen der Chirurgie des Kreiskrankenhauses in diesem Jahr, Thema Schilddrüsenerkrankungen.

Gastgeber der Reihe ist Professor Dr. med. Lutz Schneider, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie des zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Hauses. Im vergangenen Jahr wechselte der Chirurg aus Heidelberg nach Heppenheim.

Er steht für eine enge Verzahnung der chirurgischen Fachabteilungen beider Standorte. Mit den Patientenveranstaltungen möchte der Chefarzt vor allem „aufklären“ und „Angst nehmen“, wie er zum Auftakt des aktuellen Forums erklärte. Der Publikumszuspruch darf dabei sicherlich als großes Interesse am Thema wie an der Arbeit am Krankenhausstandort Heppenheim verstanden werden.

Als Referenten hatte Professor Dr. Schneider mit Dr. med. Dr. med. habil. Jürgen Merke einen niedergelassenen Arzt sowie mit Dr. med. Guntram Söhngen einen Oberarzt aus dem Krankenhausteam eingeladen. Die Vorträge sowie anschließende Gespräche mit den beiden Ärzten und dem Chefarzt in der großen Runde der Veranstaltungsbesucher zeigten den hohen Standard, den die Schilddrüsenmedizin vor Ort hat.

Nahe des Kehlkopfs fügt sich die Drüse, gerade mal walnussgroß, schmetterlingsförmig an die Luftröhre. Sie ist Jodspeicher, gibt Hormone zur Entwicklung sowie zum Wohlbefinden des Menschen ab, weil Energiespender wird sie gerne auch als kleiner Motor gesehen. Schilddrüsenleiden sind weit verbreitet.

Das Problem bei der Diagnose: Oft rufen Fehlfunktionen des Organs physische und/oder psychische Symptome hervor, die auf den ersten Blick andere Erkrankungen als Ursache vermuten lassen. Entsprechend wichtig, so eine der Botschaften des Forums, ist es, frühzeitig einen Spezialisten zu konsolidieren um den richtigen Behandlungsweg einschlagen zu können.

Dr. Merke, der Internist hat seine Praxis in Bensheim und dort das Schilddrüsenzentrum Bergstraße aufgebaut, weiß aus täglichem Erleben um die vielfältigen Ausprägungen und Folgen von Schilddrüsenunter- oder auch -überfunktionen. Entsprechend deutlich seine Ansage: „Immer wenn wir die Schilddrüse betrachten, betrachten wir den ganzen Menschen.“

Tatsächlich können Erkrankungen des kleinen Organs sehr unterschiedliche und weitreichende Folgen haben, die von Beeinträchtigungen beim Kinderwunsch bis zu lebensbedrohlichen Herzerkrankungen reichen. Auch kann sich eine Fehlfunktion der Schilddrüse in Lethargie ebenso wie in extremer Agilität äußern.

Dr Merke und Dr. Söhngen nannten Zahlen zum Thema. Demnach ist bei jedem zweiten Menschen im Alter über 45 Jahren eine Veränderung an der Schilddrüse zu erkennen. Zumeist sind es Knoten, kalte wie warme, die auftreten, auch kann es zu Bildung eines Kropfes kommen.

Ist eine Schilddrüsenerkrankung diagnostiziert, kennt die Medizin konservative wie operative Möglichkeiten der Behandlung. . Welche Therapie für einen Patienten die richtige ist, ist in jedem Fall individuell zu entscheiden. Bei der konservativen Therapie wird der Betroffene auf ein Medikament, das zumeist lebenslang einzunehmen ist, eingestellt.

Und über eine Operation sagt Dr. Söhngen: „Die Operation der Schilddrüse ist ein Routineeingriff.“ Wann auf jeden Fall eine Operation notwendig ist, wurde von ihm gleichfalls benannt: Beim Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, bei Schluck oder Atembeschwerden, die ihre Ursache in der Schilddrüse haben, sowie bei Druckgefühlen im Bereich der Drüse, bei Knoten mit Überfunktion und bei der Diagnose Morbus Basedow, ein Autoimmunleiden.

Die Operateure am Kreiskrankenhaus bringen hier wie auch in komplexen Fällen besondere Expertise ein. Diagnostiziert werden Schilddrüsenleiden zumeist durch tasten, Blutuntersuchungen und Ultraschallbetrachtungen.

In besonderen Fällen werden CT- (Computertomographie) und MRT-Untersuchungen (Magnetresonanztomographie) zur weiteren Diagnose vorgenommen. Bei einem Eingriff gelangen die Operateure am Kreiskrankenhaus über einen vier bis fünf Zentimeter kleinen Schnitt am Hals, etwa auf Schulterhöhe, Kocher-Kragenschnitt genannt, an die Drüse.

Gleichzeit haben sie den in direkter Nachbarschaft verlaufenden Stimmbandnerv konsequent mit im Blick, um eine Schädigung auszuschließen. Unterstützt werden die Ärzte dabei durch moderne Gerätetechnologie, Stichwort Neuromonitoring. Es waren interessante Einblicke in die Arbeit im OP am Kreiskrankenaus, die Dr. Söhngen an dieser Stelle vermittelt. Und auch das ist Teil der Idee der Patientenforen.

Das Kreiskrankenhaus Bergstraße und seine Fachabteilungen im Internet: www.kkh-bergstrasse.de

Weitere Chirurgie-Foren 2019 im Ãœberblick:

Mit der Reihe der Patientenforen informiert das Kreiskrankenhaus Bergstraße über Möglichkeiten der Medizin in unterschiedlichen Bereichen. Verbreitete Leiden sind dabei Themen. Laien werden Fakten und Hintergründe erklärt und Einblicke in die Arbeit des Krankenhauses gegeben.

Angesprochen sind Patienten ebenso wie andere an moderner Medizin Interessierte. Auch sind die Veranstaltungen eine Plattform zum Austausch unter Betroffenen. Die Chirurgie bietet in diesem Jahr drei weitere Foren.

- 6. Mai, „Bösartige Krankheiten des Dick- und Enddarms – Wieder gesund werden“

- 30. September, „Hernien – Brüche brauchen eine individuelle Therapie“

- 18. November, „Divertikel im Darm – Was bedeutet das für mich?“

Alle Veranstaltungen sind im Casino des Kreiskrankenhauses in Heppenheim (Viernheimer Straße 2), Beginn ist jeweils um 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.