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Bensheim: „Neubauprojekt >Haus am Markt< ist Steuerverschwendung“

Demonstrierten gegen Abriss und ...

... Neubau des >Hauses am Markt< in Bensheim: ...

... Mitglieder der Vereinigung der mutigen Bürger.

Claus Dennhardt (am Megafon) und Egbill Grote (links) erläuterten die Position der mutigen Bürger.

Mehr als 60 Bensheimer Bürgerinnen und Bürger vertraten die Interessen der mutigen Bürger bei der Demo.

Lothar Mundt im Interview mit HR-Redakteurin Ana Rakic.

VdmB-Mitglieder waren schon am Donnerstag zum Interview mit dem HR zum Haus am Markt gekommen.

Frank Gräff artikulierte seine Kritik an den Stadtvätern ebenso ...

... wie Theo Sartorius, der frühere Stadtbaumeister, der die aktuellen Mandatsträger der Stadt ebenso heftig für deren Abrisspläne kritisierte.

Auch mehrere Passanten äußerten Kritik an der >nicht nachvollziehbaren< Haltung der städtischen Verantwortungsträger. Fotos: er

Vereinigung der mutigen Bürger demonstriert gegen die städtischen Pläne das 40 Jahre alte Gebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen: Mehr als 1.200 Bensheimer Bürger leisteten Unterschriften gegen das Projekt

BENSHEIM. - Das >Haus am Markt< ist aktuell in aller Munde in der größten Stadt des Landkreises Bergstraße. Am Donnerstag präsentierte der Magistrat der Stadt die überarbeiteten aktuellen Pläne des 6,8 Millionen teuren Projekts (siehe FACT-Bericht unter: www.de-fakt.de/bundesland/hessen/kreis-bergstrasse/details/?tx_ttnews).

Am Samstag, 2. Februar, demonstrierte die Vereinigung der mutigen Bürger (VdmB) im Stadtzentrum.

Während sich die Stadtväter ohne Wenn und Aber für Abriss und Neubau des Hauses festgelegt haben und eine Sanierung des nur 40 Jahre alten Hauses entschieden ablehnen, prangern die mutigen Bürger genau diese Vorgehensweise an.

Lautstark Sanierung und Erhalt gefordert

Mehr als 60 „Mutige“ hatten sich zur Demo eingefunden und forderten lautstark Sanierung und Erhalt des aktuellen Baus aus dem Jahr 1979.

„Wer reißt sein Haus nach 40 Jahren ab, das bis auf's Erdgeschoss in einem hervorragenden Zustand ist“, fragte Edbill Grote, Gründer der VdmB, zu Beginn der Demo.

„Steuerverschwendung“, war da als Schlagwort ebenso zu hören wie die Kritik an „verantwortungslosem Handeln der Stadtväter“.

Sanieren könne man mit „kleinem Geld“, rief Claus Dennhardt via Megafon von der Treppe zum Haus am Markt über den Marktplatz.

„Leichtfertige Verschwendung öffentlicher Gelder“

„Viele Menschen machen sich Gedanken über die öffentlichen Geldausgaben, um die leichtfertige Verschwendung öffentlicher Gelder – unserer Steuergelder – und die Entwicklung unserer Umgebung“, mahnte der VdmB-Sprecher die verantwortlichen Mandatsträger, ihre Entscheidung nochmals zu überdenken.

Es gebe keine überzeugenden Gründe für einen Abriss, ist Dennhardt sicher. „Warum will man die gesamte Problematik von Stadtentwicklung unbedingt über das Knie brechen?

Die Belebung von Stadtzentren allein durch Gastronomie, die in Bensheim stets als Allheilmittel herausgehoben wird, ist höchst problematisch.“

„Stadtväter sollten sich und uns mehr Zeit und Muße gönnen“

Und auch die vorgestellten weiteren Mieter (Familienzentrum und Hospizverein) des geplanten Neubaus stellten keinerlei Belebung im Stadtzentrum auf dem Marktplatz sicher.

„Sie sind vielmehr von der Stadt subventionierte Vereine. Bei der Verwirklichung von einschneidenden und kaum zu schulternden Projekten sollten unsere Stadtväter sich und uns mehr Zeit und Muße gönnen.“

Man habe sich getroffen, „weil uns etwas sehr betroffen und auch traurig macht, nämlich, dass unsere Stadtpolitiker ein architektonisch hervorragend in das historische Marktplatzensemble integriertes Haus abreißen wollen“.

Mehr als 1.200 Bensheimer Bürgerinnen und Bürger hatten sich in den vergangenen Wochen mit ihrer Unterschrift gegen das Neubauprojekt der Stadtväter ausgesprochen.

Die Unterschriften sollen zeitnah dem Magistrat überreicht werden, sagte VdmB-Mitorganisator Lothar Mundt.

„Neubauprojekt ist illusorisch und utopisch“

Das unter dem früheren Bürgermeister Georg Stolle auf der Basis eines Architekturwettbewerbs entstandene Haus sei nach Aussage des städtischen Baudezernenten Helmut Sachwitz noch immer „bautüchtig“.

Vor diesem Hintergrund sei des Neubauprojekt „illusorisch und utopisch“, kritisierte Claus Dennhardt.

Er sorge sich, dass hier „unsere Steuergelder für ein unausgegorenes Vorhaben zum Fenster rausgeschmissen werden“. Um die dafür veranschlagten Millionen zu amortisieren, „brauchen wir Jahrzehnte“ prophezeite er.

„Stadtreparatur hat bereits vor 40 Jahren stattgefunden“

Als junger Architekt war Lothar Mundt an den Plänen des bausubstanzlich noch immer völlig intakten Hauses beteiligt. Er kritisierte eine Aussage des Bensheimer Ersten Stadtrats und Baudezernenten Sachwitz, der im Zusammenhang mit dem geplanten Abriss und Neubau des Hauses am Markt von einer „Stadtreparatur“ gesprochen habe.

„Die hat bereits vor 40 Jahren stattgefunden“, rief Mundt dem stellvertretenden Bensheimer Bürgermeister entgegen. Während der damalige Planentwurf als Siegerpapier aus einem öffentlichen Wettbewerb hervorgegangen sei, habe es einen solchen aktuell nicht gegeben. „Die Pläne wurden stattdessen alternativlos aus dem Hut gezaubert“, kritisierte der Fachmann.

Auch die >Hessenschau< berichtete über die aktuellen Ereignisse zum >Haus am Markt<

Der Demonstrationszug vom Marktplatz zum Nibelungenbrunnen, dann in entgegengesetzter Richtung zum Hospitalbrunnen und zurück zum Haus am Markt war begleitet von lauten Trillerpfeifen und Transparenten, die auf das städtische Vorhaben aufmerksam machten.

Am Samstagabend berichtete auch das hessische Fernsehen in der >Hessenschau< über die aktuellen Ereignisse zum Haus am Markt in Bensheim. HR-Redakteurin Ana Rakic war mit ihrem Kamerateam (Manuel Pater, Kamera; Sascha Mathena, Ton) vor Ort auf Stimmenfang, siehe: https://www.hessenschau.de/tv-sendung/was-wird-aus-dem-haus-am-markt-in-bensheim,video-83024.html