Landtagsabgeordnete Dr. Josefine Koebe besucht Behindertenhilfe Bergstraße
Koebe fordert stärkere berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen und appelliert an regionale UnternehmenBERGSTRASSE / LORSCH. - Den Tag der offenen Tür der Lorscher Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) nutzte die Bergsträßer SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Josefine Koebe als Gelegenheit, sich mit Christian Dreiss, Geschäftsführer der Behindertenhilfe Bergstraße (bhb), über die aktuellen Herausforderungen und Ziele der Organisation auszutauschen.
Die bhb zählt zu den größten Arbeitgebern im Kreis Bergstraße und bietet in Bensheim, Lorsch und Fürth vielfältige Wohn-, Arbeits- und Betreuungsangebote für Menschen mit Beeinträchtigungen an.
Rund 550 Menschen arbeiten in den Werkstätten der bhb in verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Besonderes Interesse zeigte Koebe während ihres Besuchs für die zentrale Aufgabe der Werkstätten, den Übergang von Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu fördern.
„In Deutschland sieht man leider nur selten Menschen mit Beeinträchtigungen im regulären Arbeitsumfeld. In vielen anderen Ländern ist es hingegen völlig normal, im Supermarkt oder Café auch Menschen mit Behinderung als Mitarbeiter anzutreffen“, so Koebe. Die Hintergründe dieses Missstands seien vielschichtig, wie das Gespräch mit Dreiss verdeutlichte.
Zwar sieht das Sozialgesetzbuch vor, dass Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten fünf Prozent der Arbeitsplätze mit Schwerbehinderten besetzen oder eine Ausgleichsabgabe zahlen müssen. Doch wenn Aufträge an Werkstätten für behinderte Menschen vergeben werden, wird diese Abgabe halbiert.
Manche Arbeitgeber haben noch Berührungsängste, wenn es darum geht, Menschen mit Beeinträchtigungen einzustellen.
„Die nach wie vor schleppende Inklusion in Deutschland, sowohl in der Bildung als auch auf dem Arbeitsmarkt und im Alltag, führt dazu, dass es oft zu wenig direkte Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung gibt”, erklärt Koebe. Dies führe zu Vorurteilen und Vorbehalten.
„Es muss uns allen bewusst sein, dass Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Der allgemeine Arbeitsmarkt sollte für alle Menschen offenstehen – auch für diejenigen, die in manchen Lebensbereichen Unterstützung benötigen “, resümiert die Sozialdemokratin.
Koebe sieht dabei auch die regionale Wirtschaft in der Verantwortung. Sie appellierte an Unternehmen vor Ort, sich stärker für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung einzusetzen.
Positiv hervor hob sie die Firma Skoberne in Pfungstadt, die bereits seit 2003 eine beachtliche Anzahl von Außenarbeitsplätzen für Mitarbeiter der bhb bietet. Skoberne fertigt Abgassysteme für den modernen Heizungsbau und zeigt damit, dass berufliche Teilhabe erfolgreich gestaltet werden kann.
Die bhb unterstützt Menschen mit Interesse an einer Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt durch ihren Fachdienst für berufliche Integration. Dieser begleitet und fördert kontinuierlich die berufliche Teilhabe von Beschäftigten aus den Werkstätten.
„Wir freuen uns über jedes Unternehmen, das bereit ist, einen Arbeits- oder Praktikumsplatz für unsere Mitarbeiter anzubieten“, betonte bhb-Geschäftsführer Dreiss. „Unser Fachdienst steht Unternehmen beratend zur Seite.“
Abschließend unterstrich Koebe: „Es liegt an uns allen, durch mehr Offenheit und Engagement die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Menschen mit Beeinträchtigungen im Berufsleben auf dem ersten Arbeitsmarkt ankommen und sich dort langfristig integrieren können.“