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Fische sorgen für klimafreundliche Tomaten

Franz Schreier (rechts) zeigt Landrat Engelhardt eine Publikation zu seinen Solargewächshäusern.

Landrat Christian Engelhardt besucht innovatives Unternehmen EBF

KREIS BERGSTRASSE / BENSHEIM. - Energy Biosphere Food, kurz EBF, heißt die Firma von Franz Schreier mit Sitz in Bensheim. Hinter dem Namen steckt nicht weniger als die Zukunft unserer Ernährung, denn EBF entwickelt zukunftsweisende Technologien für eine umweltfreundliche Nahrungsmittelproduktion.

Landrat Christian Engelhardt und Corinna Schierz, Leiterin der Abteilung Raumentwicklung, Landwirtschaft, Denkmalschutz, trafen Franz Schreier in den Räumen seines Unternehmens, um sich über die Innovationen von EBF zu informieren.

„Auch im Kreis Bergstraße verringern sich die landwirtschaftlichen Flächen. Daher ist es wichtig, neue effiziente Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das geht uns alle an und EBF leistet in diesem Bereich Pionierarbeit“, betonte Landrat Engelhardt.

Der Physiker Franz Schreier und seine Mitarbeiter entwickeln Integrierte Lebensmittel- und Energiesysteme (IFES), die die zeitgleiche Produktion von Lebensmitteln und Energie ermöglichen.

Insbesondere die Aquaponik ist hierbei ein wichtiges Element: Fische und Pflanzen leben in einem Gewächshaus in natürlicher Symbiose. Die Ausscheidungen der Fische düngen die Pflanzen und das von den Pflanzen gereinigte Wasser wiederum läuft zu den Fischen zurück.

Bewegliche Photovoltaik-Lamellen sorgen dafür, dass die Pflanzen immer ausreichend Sonnenlicht bekommen und überschüssiges Licht zur Stromerzeugung genutzt wird. Denn: An einem Sommertag kann es eine Sonneneinstrahlung von bis zu 1.000 W/m² geben, Pflanzen benötigen jedoch nur etwa 350 W/m², um gesättigt Photosynthese zu betreiben.

Abgedeckt ist das Gewächshaus mit einer transparenten, UV-durchlässigen ETFE-Folie, die Franz Schreier als äußerst langlebig beschreibt. Durch vertikale Wachstumssysteme können Lebensmittel auch platzsparend übereinander angebaut werden.

Dazu kommt eine dem Sonnenlicht ähnliche Beleuchtung mithilfe einer Sulfur-Plasma-Leuchte, welche Schreier seinen beeindruckten Gästen vorführte.

„Diese Lampe liefert ein dem Sonnenlicht sehr ähnliches Spektrum und ist dabei gar effizienter als handelsübliche LED-Leuchten“, erklärte der Unternehmer, der die Leuchte gemeinsam mit einer Tochterfirma entwickelt hat und sich derzeit über eine große Bestellung aus den USA freut.

Auch sonst ist Schreier national und international bestens vernetzt: Er übt aktuell unter anderem Beratertätigkeiten für Unternehmen wie ABB, TÜV Rheinland, tegut und die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Chile sowie den japanischen Konzern Asahi Glass (AGC) aus.

Und auch in China ist Schreier gefragt. An der internationalen Schule United World College (UWC) in Changshu entsteht derzeit eines seiner aquaponischen Gewächshäuser; Darüber hinaus ist er von der internationalen Fachmesse Horti Expo 2019 in Peking als Berater engagiert.

In Deutschland hat Franz Schreier sein „Aquaponic Solar Greenhouse“ bereits auf dem Hessentag in Bensheim sowie auf dem Standort der zukünftigen baden-württembergischen Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein vorgestellt. Mittlerweile betreibt EBF ein Gewächshaus in Bürstadt, denn trotz seiner internationalen Aktivitäten bleibt Franz Schreier mit seiner Firma fest im Kreis Bergstraße verwurzelt.

„In einem ersten experimentellen aquaponischen Gewächshaus auf dem früheren Betriebsgelände der Firma Herbert (Einhausen) wurde die vielleicht erste Tomate mit negativem CO2-Fußabdruck geerntet. Das zeigt, dass diese Technologien auch im Hinblick auf den Klimawandel die Zukunft sind“, so Landrat Engelhardt abschließend.