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Wenn das Herz aus dem Takt gerät, droht dem Menschen Gefahr

Experten haben das Wort: Beim Herztag am Kreiskrankenhaus Bergstraße war Vorhofflimmern das zentrale Thema. Fachärzte erklärten Ursachen, Möglichkeiten der Diagnose und der Behandlung. In der Bildmitte die beiden Oberärzte Dr. Thomas Schnebelt (links) und Dr. Michael Rodenbach (rechts), zwei der Spezialisten aus dem Kardiologenteam von Chefarzt Privatdozent Dr. Wolfgang Auch-Schwelk.

Warum das Herz schlägt: Der Chefarzt der Kardiologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße, Privatdozent Dr. Wolfgang Auch-Schwelk, erklärte zum Einstieg in den Herztag den Muskel und die Abläufe, die der Pumpfunktion zugrunde liegen. Fotos: Thomas J. Zelinger / Kreiskrankenhaus Bergstraße

Medizin vor Ort: Herztag am Kreiskrankenhaus Bergstraße rückt Vorhofflimmern in den Fokus + + + Weitverbreitetes Leiden + + + Moderne Medizin kann in vielen Fälle helfen + + + Experten-Vorträge finden großes Interesse

KREIS BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - „Offensichtlich besteht ein großes Interesse, die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Herzrhythmusstörungen zu verstehen, wahrscheinlich weil so viele Menschen betroffen sind“, bilanzierte dieser Tage der Ärztliche Direktor des Kreiskrankenhauses Bergstraße, Privatdozent Dr. Wolfgang Auch-Schwelk, die Resonanz auf die jüngste Patientenveranstaltung des zum Heidelberger Universitätsklinikum gehörenden Hauses.

Einmal mehr hat sich das breitangelegte Interesse an der Medizin der Gegenwart einhergehend mit einem Einblick in die Arbeit von Ärzten beim Herztag gezeigt, zu dem die von Dr. Auch-Schwelk als Chefarzt geleitete Kardiologie des Krankenhauses im Südwesten Heppenheims eingeladen hat.

Zum 15. Mal in Folge nahm die Fachabteilung die alljährlich im Herbst von der Deutschen Herzstiftung ausgerufenen Herzwochen zum Anlass, über Erkrankungen des Herzens zu sprechen. Aktuell war es das Vorhofflimmern, eine verbreitete Herzrhythmusstörung, die in das Zentrum der Betrachtung und damit der Vorträge rückte.

„Vorhofflimmern ist eine ernst zu nehmende Herzrhythmusstörung, die unbemerkt und unbehandelt lebensbedrohlich für Herz und Gehirn werden kann“, hat Professor Dr. Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Herzstiftung, anlässlich der Herzwochen erklärt.

Das Risiko einer Herzschwäche sowie eines Schlaganfalls wurden von dem Mediziner als mögliche schwerwiegende Folgen des Vorhofflimmerns benannt, so es nicht erkannt und behandelt wird.

Zu den erfreulichen Botschaften des Herztags in Heppenheim gehörte die Ansage der Spezialisten um Dr. Auch-Schwelk, dass Vorhofflimmern dank moderner Medizin zu behandeln ist, womit die Risiken in den meisten Fällen beherrschbar werden.

Vor vollbesetztem Saal erklärten Spezialisten Diagnosen und Behandlungsstrategien. Entscheidende Voraussetzung einer erfolgreichen Therapie ist, wie bei jeder schwerwiegenden Krankheit, allerdings der Gang zum Facharzt und damit zur Untersuchung.

Der Herztag - dies neben Aufklärung und Information, eines der vorrangigen Ziele - sollte Schwellenängste nehmen. Ausgehend von der Diagnose kann eine individuell bestmögliche Therapie bestimmt werden.

Dass das Herz Motor des Lebens ist, ist hinlänglich bekannt. Wie es funktioniert, Aufbau und Pumpfunktion, war Ausgangsthema beim Herztag. Die Leistungsstärke eines gesunden Herzens belegte Dr. Auch-Schwelk mit Zahlen.

Fünfzig bis 150 Mal schlägt das Herz pro Minute, 70 Milliliter Blut werden mit jedem Herzschlag transportiert, in Summe macht das bei einem achtzigjährigen Menschen über die Jahre hinweg betrachtet zwei Millionen Liter, die bewegt werden.

Die zum Pumpen notwendige Herzmuskelkontraktion wird durch elektrische Impulse und Hormone zuverlässig und sensibel gesteuert und an das Leistungsbedürfnis des Körpers angepasst.

Kommt es zu fehlerhaften Impulsen, gerät das Herz aus dem Takt, verfällt der geordnete Herzrhythmus in ein unkontrolliertes Durcheinander, das Vorhofflimmern. Nicht immer ist es für Betroffene wirklich als solches erkennbar.

Im Gegenzug kann es aber auch höchst dramatisch spürbar sein. Vom Gefühl des Stolperns oder Rasen des Herzens ist oft die Rede. Diagnostiziert werden kann die Gefahr eines ungeordneten Herzschlags unter anderem mit einer EKG-Untersuchung (EKG: Elektrokardiographie/Elektrokardiogramm).

Das Risiko an Vorhofflimmern zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu. Die Ursachen können vielfältig sein. Eine der häufigsten Auslöser ist Bluthochdruck. Aber auch Schädigungen des Herzens selbst und andere Krankheiten wie Diabetes oder Schilddrüsenleiden können Vorhofflimmern hervorrufen.

Entscheidend für die richtige Therapie ist somit die in jedem Einzelfall spezifische Ursache zu erkennen. Alsdann geht es darum, ob medikamentöse Behandlungen notwendig werden.

Auch kann es angeraten sein, dem Herzen mit einem kurzen elektrischen Impuls von außen, der sogenannten elektrischen Kardioversion, wieder zu dauerhaftem Gleichtakt zu verhelfen. Zudem kann ein Eingriff, die sogenannte Katheterablation, sinnvoll sein.

Mit Hitze oder Kälte werden dabei Narben gesetzt oder Verödungen geschaffen, die dafür sorgen, dass elektrische Ströme am Herzen wieder in geordneten Bahnen fließen. Abrundend war die Möglichkeit der Rhythmusbehandlung mit implantierbaren Geräten - Schrittmacher, Defibrillatoren (ICD) - Thema, ergänzend zu den Ausführungen von Medizinerseite gab es hier Informationen einer Selbsthilfegruppe für ICD-Träger.

Das Vorhofflimmern ist heutzutage gut in den Griff zu bekommen. Oft ist dies auf vergleichsweise schnellem Weg von Spezialisten wie am Kreiskrankenhaus zu erreichen. In Einzelfällen, das zeigte ein Patienteninterview beim Herztag, bedarf es allerdings auch einer längeren intensiven Suche nach der bestmöglichen und nachhaltigsten Therapie.

Es waren Chefarzt Dr. Auch-Schwelk und mehre Oberärzte aus seinem Team, namentlich Dr. Michael Rodenbach, Dr. Christian Langer, Dr. Thomas Schnebelt, Dr. Manfred Kester und Dr. Robert Andel, die interessante wie intensive Einblicke in die Arbeit der Herzmedizin in Heppenheim gaben.

Zudem reihte sich mit Professor Dr. Eberhard Scholz ein Experte der Universitätsklinik Heidelberg in die Reihe der Referent ein. Ein Miteinander, das den engen Schulterschluss in der Zusammenarbeit der Experten aus Heidelberg und Heppenheim dokumentierte.

ZUSATZ

Auch wenn es beim Herztag am Kreiskrankenhaus Bergstraße vorrangig um das Vorhofflimmern ging, war doch auch der Herzinfarkt Thema. Chefarzt PD Dr. Wolfgang Auch-Schwelk nutzte den großen Zuspruch zu der Veranstaltung, um mit einem eindringlichen Appell viele Menschen zu erreichen.

Ziel war es, auf die Gefahren eines Infarkts aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren, Symptome ernst zu nehmen und im Ernstfall umgehend den Notarzt zur rufen. Eine schnelle Therapie in einer gesondert ausgestatteten Klinik wie dem Kreiskrankenhaus mit der Chest Pain Unit (CPU), einem auf Herzinfarkte spezialisierten Bereich der Kardiologie, ist unabdingbar.

Jede Minute zählt, bei der Alarmierung des Notarztes wie bei den folgenden Behandlungen. „Das Risiko, am Herzinfarkt zu sterben steigt jede Stunde, dramatisch an, in der der Patient nicht versorgt wird“, betonte Dr. Auch-Schwelk eindringlich.

Das Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de