KOMMENTAR: Vom Regen in die Traufe
BERGSTRASSE / ODENWALDKREIS. - Matthias Wilkes wendet sich von den Bergsträßer Christdemokraten ab und schließt sich der Regionalgruppierung der CDU-Odenwaldkreis an.
Der frühere Landrat des Kreises Bergstraße als sachorientiert-kritisches Parteimitglied zieht damit die Konsequenz aus dem wenig demokratischen Umgang mit seiner Person bei der Kandidatennominierung zur Landratswahl 2015 im Kreis Bergstraße, insbesondere durch den Parteivorsitzenden Dr. Michael Meister.
Damals änderte Dr. Meister das Nominierungsverfahren und verschwieg in einem Rundbrief an die Mitglieder Wilkes Bereitschaft zur Kandidatur für eine dritte Amtszeit als Landrat. Nach der Rückkehr Meister's zum „alten“ Verfahren, als es um seine Person ging bei der Kandidatenfindung zur Bundestagswahl 2017, war für Matthias Wilkes der Beweis erbracht: Das Verfahren war damals nicht aus demokratischen Gründen offen organisiert, sondern einzig und allein als Affront gegen seine Person geändert worden.
Für ihn war das Maß damit nachvollziehbar voll, und die CDU-Bergstraße keine politische Heimat mehr für ihn. Seinem Wunsch, sich direkt dem CDU-Bundesverband anschließen zu dürfen, entsprach die Bundesvorsitzende Angela Merkel nicht. Parteistatuten stünden dem entgegen, teilte die Kanzlerin mit, und empfahl den Mitgliedswechsel in einen christdemokratischen Nachbarverband.
Dieser Empfehlung kam Matthias Wilkes nach und fand jetzt bei der CDU Odenwaldkreis seine neue politische Heimat. Dort aber ist das Demokratieverständnis unter der Führung des Kreisvorsitzenden Harald Buschmann mit sachbezogen-kritischen Zeitgenossen kaum anders als im Landkreis Bergstraße unter Dr. Meisters Knute, und nur „brave Parteisoldaten“ sind erwünscht.
Als sich im Zuge der Odenwälder Standortmarketing-Affäre der langjährige CDU-Politiker und Kreistagsabgeordnete Georg Schnellbächer, als Insider mit Sachkenntnissen, erlaubte, eine der Parteiräson entgegen stehende eigenständige Meinung zu entwickeln, wurde er vom Kreisvorstand auf's politische Abstellgleis beordert und aufgefordert, sein Kreistagsmandat zurückzugeben. Er gilt bei den Odenwälder Christdemokraten noch heute als >Persona non grata<.
Vor diesem Hintergrund darf bezweifelt werden, dass der parteipolitisch wache und sachlich-kritische Geist Matthias Wilkes bei der Odenwälder CDU eine Wohlfühl-Heimat finden wird. Vielmehr steht zu befürchten, dass er vom Regen in die Traufe gerät.
Vielleicht aber bietet sich für CDU Odenwaldkreis mit dem Beitritt von Matthias Wilkes die aktuell einmalige Chance mit einem ebenso erfahrenen wie Demokratie-bezogenen prominenten neuen Mitglied zur Runderneuerung.
Eine gradlinige Figur wie Wilkes kann der Odenwälder CDU nur guttun. Vielleicht könnte er gar den aktuellen Kreisvorsitzenden ersatzlos ersetzen, wonach sich alle demokratisch ausgerichteten Kräfte, die sehr geschwunden sind, seit Jahren sehnen.
Dann könnte Matthias Wilkes im Odenwaldkreis den umgekehrten Weg zu Georg Schnellbächer nehmen und rasch zur >Persona grata< werden.