LESERBRIEF: Viele Wege in die falsche Richtung
Aller guten Dinge sind drei. Das besagt zumindest ein uraltes Sprichwort. Und darunter macht es selbstverständlich auch die Bensheimer Stadtverwaltung nicht.
Nach dem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss der Stadtverordneten vom 1. Dezember 2020 für die Gestaltung des Bensheimer Marktplatzes einen städtebaulichen Ideenwettbewerb durchzuführen, wurde auf Betreiben des Magistrats Mitte Juli vergangenen Jahres mit einem zweiten, diesmal sogar einstimmig gefassten Beschluss, der „Bensheimer Weg“ als Instrument zur Umsetzung des ursprünglichen Beschlusses installiert.
Was immer der „Bensheimer Weg“ auch sein mag (die wahren Hintergründe dafür kennen wohl nur die InitiatorInnen), außer einem untauglichen Verfahrenswechsel hin zu einem „Werkstattverfahren“ brachte er nichts zustande.
Und nun soll es also ein dritter Beschluss der Stadtverordneten Ende März richten, nachdem dann immerhin 16 Monate seit der ersten Beschlussfassung vergangen sind. Und dabei drängten vermeintlich kluge Leute auf rasches Vorankommen weil es angeblich für den Bensheimer Marktplatz schon „weniger als fünf vor Zwölf“ sei.
Dieser jetzt künstlich mit dem untauglichen „Bensheimer Weg“ aufgeblähte Zeitverlust lässt sich jedenfalls nicht der Bürgerinitiative zuschreiben, wie es städtische Strategen und auch diverse selbsternannte Experten seither gerne äußerten.
Da mussten erst Juristen aus dem Innenministerium und Fachleute von der Architektenkammer bemüht werden, um die Umsetzung des ursprünglichen Stadtverordnetenbeschlusses in die richtige Richtung zu lenken, die sich jetzt in zarter Form andeutet, nachdem bisher viele Wege in die jeweils falsche Richtung führten.
Was die Verwaltung sich allerdings jetzt noch einmal mit einem Beschluss absegnen lassen will, bleibt deren unergründlichen Weisheiten vorbehalten.
Der Bensheimer Schandfleck Marktplatz ist seit dem Abriss des Haus am Markt 2019 jedenfalls quasi immer noch nicht wesentlich verändert, während unsere Nachbarn in Heppenheim, Lorsch und Zwingenberg attraktive Anziehungspunkte in ihren Stadtzentren und auch entsprechende Belebung vorzuweisen haben, wie ich bei meinen erquickenden sonntäglichen Ausflügen dort immer wieder feststellen kann.
Und soweit ich mich erinnern kann bedurften unsere Nachbarn dazu keines besonderen lokalen Weges und auch keiner Mehrfachbeschlüsse. Vielmehr wurden dort die jeweils parlamentarisch getroffenen Entscheidungen einfach umgesetzt. Offensichtlich sind deren Verwaltungen dazu in der Lage.
Fritz Dorsheimer
64625 Bensheim