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Austausch mit dem „Kommunen-Minister“

Bensheims BĂŒrgermeisterin Christine Klein (Mitte) nahm am Treffen der unabhĂ€ngigen BĂŒrgermeister Hessens in Spangenberg teil. Foto: Pressedienst Bensheim

SPANGENBERG / BENSHEIM. - „Ich bin bereit, ĂŒber alles zu sprechen“, sagte Innenminister Roman Poseck. Der Hessische Minister des Innern, fĂŒr Sicherheit und Heimatschutz tauschte sich kĂŒrzlich auf Schloss Spangenberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis mit den ParteiunabhĂ€ngigen BĂŒrgermeistern (PuB) aus.

Markus Röder, Sprecher der PuB und aktuell PrÀsident des Hessischen StÀdte- und Gemeindebunds, rechnete zu Beginn vor: Der HSGB vertritt 400 der 421 Kommunen in Hessen. In 173 StÀdten und Gemeinden stehen parteiunabhÀngige Rathauschefs an der Spitze der Verwaltung.

Sie organisieren sich in der grĂ¶ĂŸten Arbeitsgruppe des kommunalen Spitzenverbands. Ein Viertel der BĂŒrgermeister nutzte in Spangenberg die Gelegenheit der Gruppensitzung zum direkten Austausch mit dem „Kommunen-Minister“. Auch die Bensheimer BĂŒrgermeisterin Christine Klein nahm an dem Treffen teil.

„Viel FlĂ€che, wenig Einwohner, zwölf Feuerwehren und ein Neubau fĂŒr vier Millionen Euro“, stellte Spangenbergs BĂŒrgermeister Andreas Rehm die Gastgebergemeinde mit einem Steckbrief vor, der auf viele der vertretenen Kommunen passen wĂŒrde.

FĂŒnf Monate im Amt, lernt Innenminister Poseck solche Probleme immer wieder kennen. Er will sich nicht nur einen Überblick verschaffen, sondern bittet um Belege und Beispiele.

„Wir sammeln alles und schauen uns an, welche Standards notwendig sind und welche eigentlich nicht“, so der Innenminister. Auch wenn die Förderung fĂŒr Feuerwehr und Katastrophenschutz gesteigert werde, bliebe der „Beitrag des Landes eine begrenzte finanzielle UnterstĂŒtzung zur kommunalen Aufgabe des Brandschutzes“, erklĂ€rte Professor Poseck.

Diesen Widerspruch machte HSGB-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Harald Semler an einem Wort fest: „Es heißt ,FeuerwehrgerĂ€tehaus‘ – und wir behandeln es wie eine BetriebsstĂ€tte.

Jede kleine Feuerwehr hat die gleichen Anforderungen wie in einer Berufsfeuerwehr.“ Im Gegensatz dazu unterliege die Verteilung der Kommunalfinanzen dem „Irrtum, dass in eine Großstadt mehr Geld fließen muss als ins Dorf“.

Beim beherrschenden Thema BĂŒrokratie-Abbau wurde die verwirrende FĂŒlle an Förderprogrammen diskutiert. „Das Land hat es an vielen Stellen selbst in der Hand, flexibler zu werden“, bemerkte Claudia Schnabel, seit 2015 BĂŒrgermeisterin in Fronhausen (Kreis Marburg-Biedenkopf).

Selbst EU-Recht werde meistens durch Gesetze und Verordnung des Landes umgesetzt. Auch die Verwendung von Fördermitteln werde „durch alle Instanzen geprĂŒft“, bat Schnabel darum, die „Kommunen nicht unter Generalverdacht zu stellen.“

„Wenn es einen Zuschuss von 30 Prozent gibt auf, zuwendungsfĂ€hige Kosten‘, dann bezahlen wir oft schon mehr Steuern als wir Förderung erhalten“, kritisierte Götz Konrad.

Der BĂŒrgermeister der Gemeinde Eschenburg (Lahn-Dill-Kreis) bat den Innenminister: „Wir mĂŒssen weg von jedweder Symbolpolitik und endlich wieder zu einer Substanzpolitik kommen.“

Wie Ernst eine ehrliche EntbĂŒrokratisierung sei, schĂ€rfte Fred Dettmar (Reinhardshagen, Kreis Kassel) ein: „Nicht die FlĂŒchtlinge und Asylbewerber produzieren diese Wahlergebnisse, sondern der Frust in den RathĂ€usern.“

„Wir kommen bei den Kitas heute schon nicht nach und sollen ab 2026 Ganztagsbetreuung an den Grundschulen bieten“, blickte Vorsitzender Markus Röder (Hofbieber, Kreis Fulda) dĂŒster in die Zukunft.

„Die Eltern gehen auf die Barrikaden – und wir haben hohe Kosten wegen der hohen Standards“, schilderte Christine Klein ihre Erfahrungen aus Bensheim. Der Deutsche StĂ€dte- und Gemeindebund fordert deshalb fĂŒr die Kommunen einen „Überforderungsschutz“ bei neuen Gesetzen und Vorschriften.

Das BĂŒndnis fĂŒr BĂŒrokratie-Abbau möchten die ParteiunabhĂ€ngigen BĂŒrgermeister weiter begleiten. „Wir sehen bei jedem Posteingang – auch digital: Die Kolonne der Kontrolleure wird immer lĂ€nger als die Kolonne der Arbeiter. Selbst der Kreis hat schon mehr Leute zum E-Mails-Schreiben als wir zum Lesen“, schilderte Götz Konrad seinen Eindruck aus 19 Jahren im Amt.

Bis zur Herbstsitzung wollen die „freien“ Rathauschefs wieder gemeinsam eine „Top 10 der sinnlosesten Standards“ aufstellen und auf ihrer Webseite www.pub-hessen.de veröffentlichen.