Bergstraßen-Till: Ich bin dann mal weg!
Heute widmet sich Till den schläfrigen Netzwerk-Nachtwächtern sowie des Zählens scheinbar unkundigen Stadtoberen und hofft in seiner satirischen Betrachtung auf ein nunmehr rasches Erwachen aller müden Wächter, nachdem MEGB und Café Extrablatt nunmehr ihre ureigenen Ziele im angeblich „ergebnisoffenen städtebaulichen Wettbewerb“ offengelegt habenDas Bensheimer Bürgernetzwerk werde über den Wettbewerb zur Marktplatzgestaltung wachen. Ein Abweichen von den im Bürgerdialog festgelegten Parametern zum Bensheimer >Marktplatz der Zukunft< werde man als Bürgernetzwerk nicht mittragen, verkündeten die Protagonisten des Netzwerks noch vor Monatsfrist vollmundig.
„Das werden wir dann auch öffentlich sagen und uns aus dem Verfahren verabschieden“, lautete das Credo. Man sei auch „nicht der verlängerte Arm von irgendjemandem oder die fünfte Kolonne des Rathauses“, und habe keine Zweifel, dass der städtebauliche Wettbewerb wie beschlossen ablaufe. „Aber wenn wir Zweifel haben, sind wir weg“, war da in inhaltsschweren Lettern zu lesen.
Nun soll es ja tatsächlich – wie im richtigen Leben – auch bei den Bensheimer Netzwerkern Spätzünder geben. Aber selbst diese müssen sich nach den jüngsten Bekundungen von Helmut Richter und Carsten Dreyer den letzten Tiefschlaf aus den müden Augen gerieben haben und ihren klaren Aussagen jetzt Taten folgen lassen.
Schon bei der Eckpunkte-Festlegung für einen Hochbauwettbewerb durch die städtische Verwaltung wurden wesentliche der im Schlussbericht des Netzwerks zum Dialog verankerten Parameter verletzt - ohne Regung der Netzwerker, die für ordnungsgemäße Ausführung hätten einstehen müssen.
Fraglos wurden die im „engagierten Beteiligungsverfahren … fixierten Eckpunkte als Ergebnisse in der Bürgerversammlung von den politischen Parteien und den Teilnehmern unwidersprochen akzeptiert“ - dann allerdings von der Stadtspitze nach eigenen Wünschen uminterpretiert.
Und nur dieses Faktum, keineswegs „politische Spielchen“, wie von Netzwerk-Seite kolportiert, war es, das die BI neben schlafenden Netzwerkern auf den Plan rief, um aufzurütteln und die Ungeheuerlichkeiten deutlich zu machen, ohne allerdings die „Wächter“ aus ihrem Tiefschlaf zu erwecken.
Während sich nunmehr die BI durch die klaren Aussagen des Geschäftsführers der städtischen Marketing- und Entwicklungsgesellschaft mbH (MEGB) und seines Geschäftsführerkollegen der CE Immobilien GmbH, im Beisein von Stadtrat und MEGB-Aufsichtsratsvorsitzenden Adil Oyan, mehr als deutlich bestätigt sehen kann, stehen die Netzwerk-Nachtwächter vor dem Scherbenhaufen ihrer zweifellos guten, aber nutzlosen, weil von städtischer Seite nicht umgesetzten Tätigkeitsergebnisse.
Mit dem klaren städtischen Bekenntnis zur weiterhin beabsichtigten Ansiedlung des Café Extrablatt am östlichen Ende des Bensheimer Marktplatzes sind auch die letzten Zweifel beseitigt, dass es sich eben nicht um einen „ergebnisoffenen Bürgerdialog“ handelte, wie von Bürgermeister Rolf Richter stets lauthals verkündet.
Das Netzwerk wurde – zwar mit 20.000 Euro fürstlich aus Steuermitteln entlohnt – beim Bürgerdialog lediglich zum billigen Erfüllungsgehilfen der Richter-Connection.
Höchst fraglich auch, welche der vom Netzwerk zum städtebaulichen Wettbewerb entsandte „qualifizierte Gewährsmann“ die „von uns in den Eckpunkten definierten Rahmenbedingungen im Wettbewerb sicherstellen“ soll, wenn sich die städtische Abkehr von der fixierten „ausschließlich regionalen Gastronomie“ hin zur Systemgastronomie bereits zum Wettbewerbsstart manifestiert hat.
Und während die Stadtspitze – offenbar ebenso verschlafen wie die Netzwerk-Nachtwächter oder gar des korrekten Zählens unkundig – schon seit nunmehr zwei Wochen über die Gültigkeit der von der BI eingereichten rund 3.900 Unterstützer-Unterschriften brütet, können alle Netzwerk-Vorturner ihre neu gewonnene Freizeit sinnvoll nutzen.
Alle, die noch einen Spiegel ihr eigen nennen, diesen zumindest gelegentlich auch benutzen und nicht auf weiteres städtisches Schmerzensgeld zu Weihnachten spekulieren, müssen sich trotz – oder gerade wegen – der in aktuellen Krisenzeiten schwierigen Urlaubsgestaltung jetzt gemäß dem eigenen Anspruch verabschieden mit: Ich bin dann mal weg!
Till hegt jedoch erhebliche Zweifel, ob das die richtige Einstellung ist. Besser wäre sicher gewesen, den städtischen Protagonisten gegenüber die Einhaltung sämtlicher Dialog-Parameter energisch einzufordern.
Ein führender Bensheimer Bürgernetzwerker hätte es vor Monatsfrist nicht treffender formulieren können: „Die Bevölkerung hat Wut im Bauch!“