Gegenwind-Wanderung zum Stillfüssel: „Riesige Wunde im Odenwald, eine Katastrophe!“
„Bis hierhin und nicht weiter!“: Deutlich mehr als 400 Bürger positionierten sich auf Wald-Michelbacher Gelände gegen Rechtsbeugung zugunsten der Windkraft und Zerschlagung von Natur- und LandschaftsschutzWALD-MICHELBACH. - „Hier klafft eine riesige Wunde im Odenwald, das ist eine Katastrophe!“ Der frühere Bergsträßer Landrat Matthias Wilkes und Vizepräsident des Verbandes Deutscher Naturparke, sprach deutlich mehr als 400 Menschen aus der Seele, als er im Angesicht der riesigen Rodungsfläche für eine von insgesamt fünf Windkraftanlagen auf dem Höhenrücken Stillfüssel bei Wald-Michelbach den „Irrsinn der Energiewende“ in Deutschland und insbesondere im Odenwald anprangerte.
Der Jurist sieht hier das Recht des Natur- und Landschaftsschutzes eindeutig gebrochen. Wie er am heutigen Sonntagnachmittag, 21. Mai, bei einer Informationswanderung der Bürgerinitiativen Gegenwind Ulfenbachtal & Siedelsbrunn verkündete, „werden hier gegen geltendes Recht mutwillig hunderte von Bäumen gefällt, um Industrieanlagen mitten in den Odenwald zu stellen“.
Dank sagte Wilkes den von zahlreichen geladenen Politikern einzig erschienenen designierten Bürgermeistern von Wald-Michelbach, Dr. Sascha Weber, und Abtsteinach, Angelika Beckenbach, die beide erst in Kürze ihre Ämter antreten werden. „Ihr Erscheinen spricht für Ihre Heimatverbundenheit und zeigt Größe, die bei keiner Partei mehr vorherrscht.“
„Keine Hansel, die irgendwelchen Irrlehren hinterherhinken“
„In der Politik wird frischer Wind gebraucht“, hofft der frühere Landrat auf ein Umdenken zur Windkraft in den beiden Rathäusern durch die neuen Ortsoberhäupter in diesem Teil des Odenwaldes. „Wir sind schließlich keine Hansel, die irgendwelchen Irrlehren hinterherhinken, sondern treten für Recht und Rechte ein!“
Zu seiner aktiven Zeit als Landrat hätten sich die heutigen Befürworter der Windkraftanlagen gegen die Fällung eines jeden einzelnen Baumes gewandt, der aus Sicherheitsgründen entfernt werden musste, erinnerte Wilkes an die wundersame Wandlung der Gesinnung grüner Politik.
Den BUND-Vorstandssprecher und Vorsitzenden des Naturschutzbeirats Bergstraße, Herwig Winter, sprach Wilkes persönlich an: „Wenn Herr Winter nur zehn Prozent seiner Aktivität für die Verhinderung der B38a zum Natur- und Landschaftsschutz der von Windkraftanlagen bedrohten Wälder im Odenwald einsetzen würde, könnte man zufrieden sein. Herr Winter erwachen Sie aus Ihrem Winterschlaf“, rief der Ex-Landrat dem nicht anwesenden Naturschützer zu.
„Frau Lindscheid verrät alles wofür Sie ihre Wähler vor Jahren gewählt haben!“
Der amtierenden Darmstädter Regierungspräsidentin Brigitte Lindscheid (GRÜNE) schrieb Wilkes ins Stammbuch: „Sie verraten alles, wofür Sie Ihre Wähler vor Jahren gewählt haben!“ Politik funktioniere nur im Dialog mit den Menschen, „ohne Dialog keine Politik“.
Es würden „sachgerechte Entscheidungen für Mensch und Natur gebraucht, die dem Gemeinwohl entsprechen“, anstatt der hier propagierten Windkraft-Euphorie, sie sei „die falsche Botschaft“.
„Widerstand und Argumente bringen zum Nachdenken“
Klimaschutz durch Windkraftanlagen sei angesichts 18,8% Volllastzeit „barer Unsinn“, bedeute in der Umkehrung 81,2% keinerlei Stromversorgung durch WKA. Vor diesem Hintergrund sei die viel gepriesene Autarkie durch erneuerbare Energie „völliger Schwachsinn“, sagte Matthias Wilkes und sie zerstöre in der Region „den höchsten Wert des Odenwaldes, den Wald, um den Konzernen die Subventionen zu sichern“.
Den Windkraftgegnern machte Matthias Wilkes Mut zur Fortführung ihres Engagements: „Ihr Widerstand und Ihre Argumente bringen zum Nachdenken. Am Ende wird das Gute siegen, wenn Sie den Protest zum täglichen Thema machen!“
„Das rechte Maß ist verloren gegangen!“
„Ich habe an die Energiewende geglaubt“, bekannte Harry Neumann, Fotograf, Naturschützer, ehemaliger BUND-Landesvositzender Rheinland-Pfalz und jetzt Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI), und ergänzte: „Inzwischen zerstören 2% unserer Windenergiequellen 100% unserer Landschaften.“ Man müsse sich keineswegs dafür rechtfertigen, „dass wir unsere Landschaften schön finden“.
Aus einer grundsätzlich guten Idee werde zunehmend ein Desaster. „Das rechte Maß ist verloren gegangen!“ Der Respekt vor der Natur und der Kulturlandschaft sei verloren gegangen. „Unsere Politiker haben die Kommunikation mit uns abgebrochen“, beklagte Neumann.
Vor diesem Hintergrund sei die 5%-Wahlhürde ein guter Wert, und die jüngsten Wahlergebnisse für die GRÜNEN böten „noch viel Luft nach unten“. Am Beispiel des Kölner Doms verdeutlichte Neumann: „Er bewegt sich nicht, und bewegt doch etwas“, auch wenn er gut 50 Meter niedriger sei als ein Windrad.
„Politiker in den Wald schicken, die die Wälder zerstören!“
Den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier erinnerte der Bundesvorsitzende der Naturschutzinitiative an dessen Statement, man werde „die Windräder nicht mit Hilfe der hessischen Bereitschaftspolizei aufstellen“. Genau das aber geschehe jetzt, seitdem er „gemeinsame Sache mit den GRÜNEN macht“.
Während Hessens Umweltministerin Priska Hinz an diesem Wochenende mit blumigen Worten für den Natura-Trail Glauberg in der Wetterau werbe, forciere sie andererseits die Zerstörung bestehender Natur- und Kulturlandschaften durch Windkraftanlagen mit „dem größten Eingriff seit dem zweiten Weltkrieg“.
Harry Neumann empfiehlt „keinen Deal zu akzeptieren, denn wir brauchen keine Windräder mehr“. Parteien, die die Abschaffung des EEG nicht in ihrem Programm hätten, seien für ihn nicht wählbar. „Wir müssen die Politiker in den Wald schicken, die die Wälder zerstören!“ Auch gebe es die Möglichkeit den Stromlieferanten zu wechseln, um Zeichen zu setzen.
„Folgen Sie nicht dem Mainstream, denken Sie selbst!“
In die gleiche Richtung zielte Peter Geisinger, Vorsitzender von Vernunftkraft Odenwald e.V.: „Es gibt eine Partei, die offensichtlich begriffen hat, wo die Reise hingeht“, verwies er, ohne die Partei namentlich zu nennen, auf das kürzlich beschlossene Programm der Liberalen.
Wenn das RP in seiner WKA-Baugenehmigung festhalte, die zwingend vorgeschriebene FFH-Prüfung sei „aus Zeit- und Kostengründen“ unterblieben, dann werde hier eindeutig EU-Recht zugunsten der WK-Lobby gebeugt. „Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen!“
Peter Geisinger rief den Demonstranten zu: „Folgen Sie nicht dem Mainstream, denken Sie selbst! Erfolg braucht Zeit, haben Sie Geduld.“
Politische Willkür zugunsten der Windkraftanlagen
Für die Schutzgemeinschaft Odenwald e.V. verdeutlichte deren Vorsitzender, Geograf Dr. Richard Leiner, die willkürlichen Gesetzesänderungen zur rigorosen Durchsetzung von Windkraftanlagen am Beispiel der ursprünglich fixierten Abstände der WKA zu Wochenstuben der Mopsfledermaus. Diese seien von ursprünglich 6.000 Metern in Etappen auf nunmehr 200 Meter reduziert worden.
„In Heidelberg wurde der Weihnachtsmarkt wegen der Störung der Mopsfledermaus im Schloss abgesagt, und wenige Kilometer weiter zählen diese Argumente am Greiner Eck nicht mehr“, zeigte Dr. Leiner die politische Willkür zugunsten der Windkraftanlagen deutlich auf.
Dank an Hauptsponsor Lothar Moll und zahlreiche Helfer
Für die Bürgerinitiativen Gegenwind Ulfenbachtal & Siedelsbrunn hatten Vera Krug und Wolfram Schmied am Ort des Geschehens „das Ausmaß der Energiepolitik“ aufgezeigt, und den zahlreichen Helfern gedankt, die auch für das leibliche Wohl der Demonstranten sorgten.
Besonderen Dank entbot Vera Krug dem Hauptsponsor der Bürgerinitiativen Lothar Moll, ohne den die Bürgerinitiativen nicht überlebensfähig seien in ihrem Kampf gegen die Rechtsbeugungen durch die Politik.