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Kardiologie spezialisiert sich mit dem interventionellen PFO-Verschluss weiter

Das Ärzteteam der Kardiologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße führt erfolgreich einen PFO-Verschluss bei einem Patienten durch.

3-D-Ultraschallaufnahme nach der Implantation des Schirmchens (Okkulder), das den Tunnel zwischen dem rechten und linken Vorhof verschließt. Fotos: Kreiskrankenhaus Bergstraße

Katheterverfahren zum Verschluss einer offenen Verbindung zwischen den Vorhöfen des Herzens am KKB sehr erfolgreich + + + Behandlung des persistierenden Foramenovale (PFO) spricht für hochspezialisierte medizinische Expertise + + + Neurologie und Kardiologie bauen interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter aus

BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Die Kardiologische Abteilung unter Prof. Dr. med. Stefan Baumann hat in den letzten Monaten bedeutende Verfahren am Kreiskrankenhaus Bergstraße etabliert.

Neben der Messung von mikrovaskulären Funktionsstörungen, der Rotablation zur Behandlung stark verkalkter Blutgefäße, sowie der minimalinvasiven ultraschallgestützten Katheterbehandlung bei akuter Lungenarterienembolie kommt mit dem interventionellen PFO-Verschluss eine weitere hochspezialisierte Behandlungsmethode hinzu.

Ein bereits bewährtes und etabliertes Therapieverfahren, welches das erfahrene Team um Chefarzt Prof. Baumann nun in das erweiterte Behandlungsspektrum der Klinik aufgenommen hat.

Ein persistierendes Foramen ovale (PFO) ist eine Verbindung zwischen dem rechten und linken Vorhof des Herzens. Nach der Geburt verschließt sich diese Verbindung meist und die Komponenten der Vorhofscheidewand zwischen beiden Vorhöfen verwachsen vollständig miteinander.

Bei etwa 20 bis 25% aller Menschen verbleibt jedoch eine offene tunnelartige Verbindung bestehen, PFO genannt. Damit besteht im Herzkreislauf eine potenzielle Kurzschluss-Verbindung im Kreislauf, welche ganz individuell kleiner oder größer sein kann. Sie ist meist lebenslang ohne Krankheitsbedeutung und nicht therapiebedürftig.

Allerdings kann ein PFO in seltenen Fällen Ursache eines Schlaganfalles sein. Dabei kommt es durch die Kurzschlussverbindung zwischen dem rechten und linken Herz-Vorhof zur Verschleppung von kleinen Blutgerinnseln in Arterien, die das Gehirn versorgen.

„Untersuchungen haben gezeigt, dass in solchen Fällen, gerade bei jüngeren Patienten bis zum 60. Lebensjahr, ein Verschluss dieser Kurzschlussverbindung das Risiko für erneute Schlaganfälle reduziert“, erklärt Dr. med. Stephanie L. Rosenkaimer, Oberärztin der Kardiologie am Kreiskrankenhaus Bergstraße.

Um die Patienten, die von einem solchen Eingriff profitieren, rasch zu identifizieren, haben die Neurologie und die Kardiologie am Kreiskrankenhaus in Heppenheim die interdisziplinäre Zusammenarbeit noch einmal intensiviert und ein sogenanntes Brain-Heart Team etabliert, bestehend aus Chef- und Oberärzten beider Fachrichtungen.

„Herz und Hirn stehen eng miteinander in Verbindung und beeinflussen sich gegenseitig. Daher ist eine enge Zusammenarbeit der Fachrichtungen auf direkten und schnellen Wegen unerlässlich“, erläutert der Chefarzt der Neurologie, Prof. Dr. med. T. Rizos. „Bei einem Schlaganfall ist zunächst die spezialisierte Schlaganfalleinheit (Stroke Unit) für die Akuttherapie und auch die Planung und den Beginn einer optimalen Therapie zur Vermeidung erneuter Schlaganfälle gefragt“, führt er weiter aus.

Und der Leitende Oberarzt der Kardiologie, Dr. med. Bernd Mark ergänzt: „Wir Kardiologen führen dann während des stationären Aufenthalts des Schlaganfallpatienten die ergänzenden kardiologischen Untersuchungen durch, um bestehenden Risikofaktoren und insbesondere anatomische Besonderheiten, wie das Vorliegen eines PFO mittels Schluckultraschall rasch zu identifizieren“.

Im Brain-Heart-Team um Prof. Dr.med. Rizos und Prof. Dr. med. Baumann werden die Befunde der Patienten ausgewertet und die Therapiemöglichkeiten durch die Experten angestoßen.

Um das PFO zu verschließen wird mit Hilfe eines Katheters über die Leistenvene ein sogenannter Okkluder („Schirmchen“) bis zum Herzen eingebracht. Das PFO wird unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle sondiert und das Verschluss-System entsprechend platziert.

„Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv, mit Lokalanästhesie und unter leichter Sedierung. Eine Vollnarkose ist nicht notwendig und die Patienten können in der Regel am Folgetag des Eingriffes wieder entlassen werden“, erklärt der Leitende Oberarzt der Kardiologie.

Auch diese im Kreiskrankenhaus in Heppenheim angebotene Behandlungsmethode geht, wie die Rotablation, weit über das hinaus, was ein Kreiskrankenhaus dieser Größe normalerweise an kardiologischen Therapien anbieten kann. Ein Pluspunkt für den Gesundheitsstandort Bergstraße und deren Bürger.

„Wir möchten wohnortnahe Medizin anbieten, die auch spezialisierte und medizinisch komplexere Behandlungen mit einschließt“, so Prof. Dr. Rizos.

Und Prof. Dr. Baumann ergänzt: „Gerade bei relativ kurzen und komplikationsarmen Eingriffen, wie dem interventionellen PFO-Verschluss, ist es für Bürgerinnen und Bürger von großem Vorteil, die gesamte Diagnostik und Planung sowie schließlich auch den Eingriff selbst in einer Experten-Hand zu wissen.“

Als größte Klinik des Kreises mit dem wichtigsten Notfallstandort, an dem Schlaganfälle und Herzinfarkte vor Ort in zertifizierten Zentren behandeln werden können, ist das erweiterte Angebot der Kardiologie ein weiterer Schritt in die Zukunftsfähigkeit des zum Universitätsklinikum Heidelberg gehörenden Kreiskrankenhauses Bergstraße und in den Ausbau des Gesundheitsstandortes Bergstraße.