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Gemeinsam gegen Pflegenotstand: Positive Bilanz der Pflegekampagne

Die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach (rechts), hier mit Christina Arnold von der Fachstelle Leben im Alter des Kreises Bergstraße, zog bei der Abschlussveranstaltung eine positive Bilanz der Pflegekampagne 2024. Foto: Pressedienst Bergstraße

Vielfältige Aktionen und wichtige Erkenntnisse: Kreis Bergstraße stärkt das Interesse an Pflegeberufen

BERGSTRASSE / HEPPENHEIM. - Um dem drohenden Pflegenotstand entgegen zu wirken, hat der Kreis Bergstraße gemeinsam mit anderen Akteuren wie zum Beispiel den Pflegeschulen im Kreis im März dieses Jahres die Pflegekampagne 2024 gestartet.

Mit unterschiedlichen Aktionen und Maßnahmen wurden in den vergangenen Monaten über Pflegeberufe informiert, das Bewusstsein für dieses gesellschaftlich bedeutsame Berufsfeld gestärkt sowie Interessierte für den Einstieg in Pflegeberufe akquiriert.

Kürzlich hat die zuständige Fachstelle Leben im Alter des Kreises bei einer Abschlussveranstaltung Bilanz der Pflegekampagne gezogen. Insgesamt fanden im Rahmen der Pflegekampagne zehn Veranstaltungen statt.

Einige davon, wie der „BoysDay“, der speziell Jungen für die Pflege ansprechen sollte, oder der praktisch orientierte Aktionstag „Erlebnisort Klinik“ im Heilig-Geist-Hospital Bensheim richteten sich gezielt an Schüler.

Andere Aktionen, wie die Informationsveranstaltung „Pflege – ein Beruf für mich?“, die in Wald-Michelbach, Lampertheim und Heppenheim stattfand, sprachen internationale Fachkräfte sowie Quer- und Wiedereinsteiger an.

Im Rahmen der Pflegetische konnten sich auch Arbeitgeber im Pflegebereich zu Themen wie nachhaltiger Arbeitskräftesicherung oder Förderung nach dem Qualifizierungschancengesetz informieren und austauschen.

„In den vergangenen Monaten haben wir mit der Pflegekampagne 2024 ein vielfältiges Programm auf die Beine gestellt, das Menschen aller Alters- und Berufsgruppen angesprochen hat.

Sehr erfreulich war, dass wir gerade bei den Veranstaltungen, die sich an Schülerinnen und Schüler richteten, bei vielen das Interesse am Pflegeberuf wecken konnten.

Gleichzeitig wurden im Rahmen der Kampagne auch Probleme deutlich, etwa, dass das teilweise schlechte Image der Pflegeberufe immer noch potentiell Interessierte abschreckt, obwohl die Pflege tatsächlich ein attraktives Berufsfeld mit vielen Möglichkeiten der Weiterentwicklung bietet.

Doch auch diese Erfahrungen sind wertvoll, denn wir wollen die Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung im Bereich Pflege auch in den kommenden Jahren weiter unterstützen“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach.

Fortgesetzt wird die Pflegekampagne mit einer Wanderausstellung über Pflegeberufe, die 2025 in den allgemeinbildenden Schulen und den Jobcentern im Kreis gezeigt werden soll.

Zudem ist angedacht, auch weiterhin Aktionstage zu veranstalten, um Berufseinsteigern Pflegeberufe durch Gespräche mit aktiven Pflegekräften an deren direktem Arbeitsumfeld vorzustellen.

Wie notwendig die Pflegekampagne ist, verdeutlichten auch die Zahlen, die Dr. Oliver Lauxen vom Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) bei der Abschlussveranstaltung in einem Videovortrag vorstellte.

Laut dem Hessischen Pflegemonitor überstieg im Jahr 2022 im Kreis Bergstraße die Nachfrage nach Pflegefachpersonen, Pflegehelferinnen und –helfern sowie Pflegehilfskräften das Angebot um knapp 560 Personen.

Bis 2030 könnte sich die Situation weiter verschärfen, da sowohl Ersatz für altersbedingt ausscheidende Mitarbeitende benötigt wird als auch Erweiterungsbedarf angesichts einer alternden Gesellschaft besteht.

Esther Braun, Referatsleiterin Pflege bei der Arbeitskammer des Saarlandes, berichtete über die bundesweite Pflegepotenzialstudie, die sich unter anderem damit beschäftigt, wie aus dem Beruf ausgestiegene Pflegekräfte für dieses Tätigkeitsfeld wiedergewonnen werden können.

Bundesweit ergebe sich hier ein zusätzliches Fachkräftepotenzial von rund 300.000 bis 660.000 potentiell rückkehrbereiten Fachkräften.

Voraussetzung, dieses Potenzial zu nutzen, wären substanzielle Verbesserungen in der Personalbemessung und im Ausfallmanagement, bei Weiterqualifikation und Beratung sowie zum Teil der Bezahlung.

Die Pflegewissenschaftlerin Christina Gold von der involas - Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik GmbH Frankfurt sprach bei der Abschlussveranstaltung der Pflegekampagne über Teamentwicklung und die Integration von internationalen Fachkräften in den Pflege- und Gesundheitsberufen. 

Sie stellte das Forschungs- und Entwicklungsprojekt TransCareKult vor, bei dem es unter anderem um die Etablierung einer transkulturellen Willkommens- und Anerkennungskultur in stationären Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen, die Gestaltung von wechselseitigen, dialogorientierten Integrationsprozessen sowie der Stärkung der Personalgewinnung und -bindung über die Integration von internationalen Fachkräften ging.