85 Jahre und kein bischen leise: Landrat a.D. Dr. Dietrich Kaßmann feierte Geburtstag

Der Bergsträßer Landrat a.D. Dr. Dietrich Kaßmann (Mitte) feierte seinen 85. Geburtstag. Aus diesem Anlass hatten Bergsträßer und Bensheimer SPD gemeinsam zu einem Empfang eingeladen.

Dem rüstigen Jubilar (5. von links) gratulierten: Josef Fiedler, Unterbezirksvorsitzender Marius Schmidt, Jürgen Kaltwasser, Ehefrau Karola Kaßmann, Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein, Heinz-Jürgen Schocke, Brigitte Wagenknecht, Dr. Julia Hamm und Simone Reiners (von links). Fotos: er
BERGSTRASSE / BENSHEIM. - „Wenn ich sehe, wer heute alles zu Direktwahlen antritt, bedauere ich schon, dass mir das nicht vergönnt war, weil meine Ärzte dagegen waren“, sagt Dr. Dietrich Kaßmann.
Der frühere Landrat des Kreises Bergstraße verließ 1997 mit damals gerade einmal 57 Jahren aus gesundheitlichen Gründen die politische Bühne und trat nach zwölfjähriger Amtszeit als Bergsträßer Kreischef nicht wieder an.
Er bedauere noch heute, dass er sich damals der neu eingeführten Direktwahl nicht habe stellen können. Er selbst war für seine beiden Amtszeiten jeweils noch vom Kreistag gewählt worden.
Lobende Worte fand er dennoch für seine Ärzte wie auch für seine Frau, „die mich wieder ganz gut hingekriegt haben“, wie er augenzwinkernd berichtete.
Mitte März feierte er nun bei bester Gesundheit und ohne politisches Amt dennoch nach wie vor höchst interessiert an kommunalpolitischen, wie Landes- und Bundesthemen, seinen 85. Geburtstag.
Seine Bergsträßer Sozialdemokraten hatten deshalb zu Ehren ihres langjährigen Mitstreiters und Frontmannes kürzlich zu einem Empfang ins Bensheimer Hotel Felix eingeladen.
SPD-Unterbezirksvorsitzender Marius Schmidt, der den Ex-Landrat altersbedingt während dessen Amtszeit nicht erlebt hat, skizzierte dennoch das weitsichtige Wirken Kaßmanns, der 1985 nach der Abwahl von Landrat Franz Hartnagel (CDU) die Amtsgeschäfte im Bergsträßer Landratsamt übernahm.
Der promovierte Jurist Kaßmann war der erste Landrat einer rot-grünen Koalition im Bergsträßer Kreistag. „Und Du warst der Letzte, der noch vom Kreistag gewählt wurde“, sagte Schmidt und ergänzte: „Du hast diese Koalition als Anker zusammengehalten.
Auch hast Du vieles auf den Weg gebracht, was heute noch wichtig ist.“ Beispielhaft nannte Schmidt das Schulbauprogramm, den Beitritt zum Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), die Abfallwirtschaft wie auch das soziale Netz, das mit einer Erziehungsberatungsstelle in Lampertheim und dem Frauenhaus Bergstraße in Auerbach Eckpfeiler gesetzt habe.
„Du warst sieben Tage je 24 Stunden in der Woche Landrat“, lobte Schmidt und dankte für die geleistete Arbeit. Dieser Dank gelte gleichermaßen Kaßmanns Frau und seiner gesamten Familie.
Bensheims SPD-Vorsitzender Jürgen Kaltwasser ließ die gemeinsame Zeit während seines Bürgermeisteramts in Lautertal mit Kaßmann als Landrat Revue passieren. Er habe Kaßmann als „profunden Verwaltungsfachmann und exzellenten Finanzmenschen“ kennen- und schätzen gelernt.
„Dir konnte man nichts vormachen, und Du wusstest als >Aktenfresser< bei jedem Thema stets bestens Bescheid.“ Trotz mancher Ecken und Kanten habe er immer im Interesse der Sache gehandelt und den Kreis und seine Menschen immer im Mittelpunkt gesehen. „Du hast Dich deshalb auch großer Beliebtheit erfreut“, sagte Kaltwasser.
„Dass ich heute Bürgermeisterin in Bensheim bin, ist auch ein Verdienst von Dir“, sagte Christine Klein, die Bensheimer Rathauschefin. Kaßmann sei einer der ersten Unterstützer ihrer Kandidatur gewesen, sagte Klein.
„Du warst ein Vorreiter für das Bergsträßer Frauenhaus, das Du damals mit Mut gegen zahlreiche Gegner durchgesetzt hast“, blickte Christine Klein zurück auf die gemeinsame Zeit, in der sie dem das Frauenhaus betreibenden Verein vorstand.
Er sei mit Leidenschaft Landrat gewesen, blickt Kaßmann auf „herrliche Zeiten“ zurück, als die SPD 1989 einen Stimmenanteil von knapp 40 Prozent für sich verbuchen konnte. „Ein Hoffnungsschimmer in trüben Zeiten“ sieht er angesichts der Bürgermeisterwahl in Bürstadt.
Dort konnte SPD-Kandidat Boris Wenz gleich im ersten Wahlgang die Mehrheit auf sich vereinen, nachdem die CDU-Bürgermeisterin Barbara Schader nicht mehr angetreten war und Wenz zum Nachfolger gekürt wurde.
Ähnlich sieht Kaßmann die Lage in Lampertheim für Marius Schmidt, den aktuellen Ersten Stadtrat, der sich für das Amt des Bürgermeisters bewirbt. Schmidt könne künftig eventuell in anderer Position fungieren, sinnierte Kaßmann, „denn er ist sowieso der beste Kandidat für Lampertheim“.