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LESERBRIEF: Naturschutzgebiet Kesselberg in Gefahr

Blick von Ober Schannenbach auf den Kesselberg mit fünf möglichen Windrädern mit einer jeweiligen Gesamthöhe von 240 Meter.

Künftig möglicher Blick von der Ortseinfahrt Schannenbach auf den Kesselberg. Fotomontagen: Hermann Bazlen

„Ohne Windkraft keine Energiewende“ lautet das Motto der Grünen aus Heppenheim und Bensheim. Leider wird die Energiewende weder am Kesselberg/Heiligenberg noch in Deutschland entschieden, denn laut Umweltbundesamt war Deutschland in 2021 mit nur 1,8% am weitweiten Co2 Ausstoß beteiligt.

Dass sich Deutschland an der Energiewende beteiligen muss steht außer Frage. Prestigeobjekte der Grünen, oder anderer Parteien sind dabei fehl am Platz.

Die Waldflächen um den Kesselberg/Heiligenberg wurden bereits in 2009 von dem damaligen Heppenheimer Bürgermeister Herbert für die Stellung von Windrädern favorisiert und sind seitdem immer wieder im Gespräch.

Dabei handelt es sich bei den genannten Flächen nicht nur um einen naturnahen, nachhaltig bewirtschafteter, von Buchen dominierter Hainsimsen-Buchenwald, nicht nur um Flächen im UNESCO Global Geopark, sondern um Flächen im schützenswerten „Europäischen Naturschutzgebiet- Buchenwälder des vorderen Odenwaldes“, direkt angrenzend an das „Europäischen Naturschutzgebiet - Gronauer Bach, Hummelscheid und Schannenbacher Moor.

Beide FFH-Gebiete, eingetragen in Natura 2000, stellen zusammen ein besonders großes, einzigartiges Schutzgebiet im Bereich der vorderen Bergstraße dar, mit hoher Bedeutung durch die hiesige Flora und Fauna.

Anstatt sich diesen „Schatz“ zu bewahren, blasen die Grünen erneut zur Attacke auf dieses Gebiet, das von den Naturschutzverbänden als „naturnahes Ökosystem mit besonderer Wichtigkeit für den Klimaschutz“ eingestuft wurde.

Die Eingriffe in die hiesigen Waldflächen werden von den Grünen als gering bagatellisiert, stellen jedoch eine schwerwiegende Störung dar, da gerade Buchen aufgrund ihrer Ansprüche an Bodenfeuchtigkeit und klimatische Faktoren sehr empfindlich sind und in den Höhenlagen von Kesselberg/Heiligenberg ideale Voraussetzungen finden.

Tatsächlich muss man pro Windrad incl. Zuwegungen mit Kahlschlägen von 10.000 qm pro Windrad rechnen. Bei einer Stellung von 5 Windrädern, würde dies einen Flächenverbrauch von 50.000 qm im genannten FFH-Gebiet bedeuten, d.h. Es müssten bis zu 800 Bäume gefällt werden.

Berücksichtigt man dabei, dass eine hundertjährige Buche 24 Menschen mit Sauerstoff versorgt, begreift man die Klimafunktion eines intakten Waldes. Unerwähnt bleiben die Schäden, die durch die Kahlschläge entstehen, wie verstärkte Windbruch- und Waldbrandgefahr, Sonnenbrand der Randzonen und Erosion der Waldböden.

Ist das Umweltschutz? Unerwähnt bleibt auch, dass die Windkraft eine unattraktive Form der Energiegewinnung ist, denn im Jahresmittel beträgt die installierte Nennleistung einer durchschnittlichen Windkraftanlage 2060 kW, die tatsächliche Leistung beträgt 507 kW.

Davon kommen 370 kW beim Verbraucher an (Energiewende – ein Kommentar aus der Physik vom 14.7.2021 vom Physikalischen Institut der Universität Heidelberg).

Und wer ernsthaft glaubt, dass die errichteten Windräder, jeweils auf einem Rundfundament von 4.000 Tonnen Stahlbeton stehend, mit einem Durchmesser von 25 Meter und einer Gründungstiefe von ca. 4 Meter nach 25 Jahren wieder vollständig zurückgebaut werden, glaubt entweder an den Klapperstorch oder an die Zahnfee.

Windräder mit einer Gesamthöhe von 240 Meter, ja sie haben richtig gelesen ZWEIHUNDERTVIERZIG METER, stehen in keinem Verhältnis zur Silhouette der vorderen Bergstraße, der hiesigen Kulturlandschaft und dem kleingliedrigen Landschaftsbild rund um Kesselberg/Heiligenberg.

Die erdrückende Wirkung dieser Windradmonster würde das Leben in den angrenzenden Siedlungsräumen unattraktiv machen, was die hier abgebildete Simulation in eindrucksvoller Weise zeigt, die auf dem maßstäblichen Landschaftsmodell des Kreises Bergstraße von 2012 basiert.

Wegzug aus Dörfern mit weiter rückläufiger Bevölkerungszahlen sind dann das Ergebnis einer fehlgeleiteten Grünen Umweltpolitik, die ursprünglich die Natur bewahren und die Lebensverhältnisse der Menschen verbessern wollte. Das Gegenteil ist der Fall.

Völlig zu Recht hat sich die CDU Kreis Bergstraße bereits 2012 gegen Windräder entlang der Bergstraße ausgesprochen. Auch die FDP hatte sich damals und heute, sowohl auf kommunaler, als auch auf Landesebene gegen die Stellung von Windrädern erklärt.

Vor wenigen Wochen hat die EU ein Renaturierungsgesetz beschlossen. Danach sind die Mitgliedsstaaten verpflichtet, dass die Natura 2000 Gebiete und die Artenvielfalt bis 2030 wieder in einen guten Zustand zu versetzen sind.

Die Waldflächen um den Kesselberg/Heiligenberg sind Teil des Natura 2000 Gebietes. Gerade die Stellung von Windrädern würden hier zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung der Biodiversität führen und eben das soll durch das Renaturierungsgesetz vermieden werden.

Bereits in 2012 hatten RPHage und Hoppenstedt in ihrem Umweltbericht, der dem Einheitlichen Regionalplan des VRRN zugrunde lag, festgestellt, dass eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensraumtypen am Kesselberg/Heiligenberg nicht auszuschließen sei.

Im Übrigen sei erwähnt, dass die Abstandskriterien zwischen den Windkraftanlagen am Kesselberg/Heiligenberg zu den angrenzenden Ortschaften nicht einzuhalten sein dürften.

Aber was sind dann die Lösungsansätze? Die Professoren Dubbers, Stachel und Uwer vom Physikalischen Institut der Universität Heidelberg kommen zu folgendem Ergebnis:

Die bisherigen großen Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien haben in den letzten 10 Jahren kaum zu einem Rückgang der CO2 Emissionen in Deutschland geführt. Die weltweiten Potenziale der Sonnenenergie sind sehr groß und sollten besser genutzt werden.

Auch für die Windenergie gibt es deutlich günstigere Standorte als das relativ windschwache deutsche Binnenland. Die Gefahren der Kernkraft (Kernspaltung und Kernfusion) sollten im Vergleich zu den Gefahren des Klimawandels bewertet werden.

Die in mehreren Industrienationen entwickelten Brutreaktoren erzeugen übrigens nicht nur CO2-freien, sondern auch nachhaltigen Strom, bei nur wenigem langlebigem Abfall.

Hermann Bazlen
Schannenbach