Novum für die Region: „Start mit guten Voraussetzungen“
KREIS BERGSTRASSE. - Dass justament als Hebamme Alexandra Daum die Idee des hebammengeleiteten Kreißsaales, kurz Hebammenkreißsaal, am Kreiskrankenhaus Bergstraße in Heppenheim vorstellt, ein Baby auf dem Arm einer Zuhörerin in den ihm eigenen Tönen fröhlich erzählt, war natürlich Zufall.
Besser hätte es eine Veranstaltungsregie aber kaum planen können. Daum gab, gemeinsam mit der Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe des Krankenhauses, Dr. Ursula Hurst, dieser Tage das Startzeichen zur Umsetzung des Hebammenkreißsaal-Konzepts.
Womit das Betreuungsangebot der Geburtshilfe an der Kreisklinik eine Erweiterung erfährt. Präsentiert und gefeiert wurde die Neuerung, der eine einjährige Vorbereitungsphase vorangegangen ist, in großer Runde im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung im Casino des Krankenhauses.
Das Geburtshilfeteam des Hauses, darunter viele Hebammen, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende, freiberufliche Hebammen aus der Region, niedergelassene Frauenärztinnen und Frauenärzte waren dabei, ebenso Vertreterinnen und Vertreter der Krankenhausleitung.
Am Ende gab es viel Beifall für das Konzept und breite Zustimmung. Mit dem Hebammenkreißsaal wird die physiologische, die natürliche Geburt, gefördert. Der hebammengeleitete Kreißsaal lässt Raum für die Intimität, die sich viele werdende Mütter wünschen.
Vom ersten Moment des Geburtsvorgangs an werden sie, auch wenn sich die Geburt über mehrere Stunden erstreckt, von erfahrenen Hebammen begleitet und versorgt. Mediziner bleiben im Unterschied zu herkömmlichen Krankenhausgeburten im Hintergrund, sind aber bei Komplikationen sofort zur Stelle.
Schon im Vorfeld hatte Alexandra Daum, die die Vorarbeiten zur Umsetzung des Projekts federführend verantwortete, erklärt: „Wir schließen quasi die Lücke zwischen der Hausgeburt mit ihrer ganz persönlichen Note, dem Vertrauen in den natürlichen Geburtsvorgang, und der klassischen Krankenhausgeburt.“
Der Hebammenkreißsaal verbreitert somit das Betreuungsangebot der Kreisklinik. Auch die ärztlich geleitete Geburtshilfe gewinnt durch das neue Zusatzangebot, bei Risiken oder Komplikationen ist sie ohnehin unabdingbar.
Knapp ein Jahr lang hat sich die Geburtshilfe des Hauses auf die Arbeit im hebammengeleiteten Kreißsaal vorbereitet. Pate stand in weiten Teilen eine Klinik im baden-württembergischen Herrenberg. Die dort gesammelten Erfahrungswerte sind in die Vorbereitungen in Heppenheim eingeflossen.
Dass die Umsetzung des Konzepts nicht nur werdenden Müttern gerecht wird, sondern auch Hebammen zurück zum Kern ihres Berufs bringt, betonte Christine Faschingbauer, Pflegedienstleiterin am Kreiskrankenhaus. „Wir möchten unsere Profession leben können“, zitierte sie ein Ansinnen vieler Hebammen.
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße ist deutschlandweit erst das 18. Haus, in dem die Idee des hebammengeleiteten Kreißsaals umgesetzt wird. In der Region habe das Krankenhaus damit ein Alleinstellungsmerkmale, so die Pflegedienstleiterin. Auch fließe die Expertise aus dem Haus künftig in die Hebammenausbildung an der Akademie für Gesundheitsberufe in Heidelberg ein.
In der Rückschau auf die Vorbereitungszeit und mit Blick auf das Interesse werdender Eltern am Hebammenkreißsaal sprach Alexandra Daum von einem „Start mit guten Voraussetzungen.“ Auch sei im Team der Geburtshilfe eine erfreuliche Dynamik zu spüren.
Einen Ursprung - neben dem Interesse auf Elternseite - zur Erweiterung des Leistungsspektrums verortete Daum in der Zielsetzung des Hauses als „babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert zu werden. Ebenso wie Daum sprach Chefärztin Hurst von intensiven Vorbereitungen, bevor das neue Kreißsaal-Konzept nun Realität werden konnte, nicht nur Organisatorisches war zu bewerkstelligen. „Wir haben viel Teamentwicklung gemacht“, resümierte die Chefärztin.
„Und erstaunlich ist dabei, dass allein die intensive Vorbereitung und Teamentwicklung dazu geführt hat, dass wir deutlich weniger Kaiserschnittentbindungen verzeichnen, als in 2016. Und mit Blick auf die Bedürfnisse schwangerer Frauen, somit auch auf die Anforderungen an die Geburtshilfe von Gegenwart und Zukunft, sagte Dr. Hurst: „Ich glaube, dass wir viel erreichen werden.“
Die Vorgaben für den hebammengeleiteten Kreißsaal kommen vom Deutschen Hebammenverband. Am Kreiskrankenhaus Bergstraße hat eine eigens formierte Arbeitsgruppe die Umsetzung und Anpassung begleitet. Voraussetzung einer Geburt im hebammengeleiteten Kreißsaal sind eine risiko- und komplikationsfreie Schwangerschaft sowie die Prognose eines ebenso risiko- und komplikationsfreien Gebärens.
Kommt es während der Geburt doch zu Komplikationen oder orientiert sich die Frau um, ist ohne räumlichen Wechsel der Übergang zur klassischen Krankenhausgeburt problemlos möglich.
Um die Wünsche der Mutter, der werdenden Eltern, kennenzulernen und ein gesundes Vertrauensverhältnis zu schaffen, gibt es im Vorfeld der Geburt zwei Gesprächstermine. Die Geburt im Hebammenkreißsaal ist somit von Anfang an sehr persönlich geprägt.
Weitere Informationen
Das Kreiskrankenhaus Bergstraße bietet an jedem ersten und dritten Donnerstag (außer an Feiertagen) im Monat Informationsabende für werdende Eltern an. An den Abenden gibt es Einblick in die Arbeit und die Angebote der Geburtshilfe des Hauses. Beginn 19 Uhr im Foyer.
Das Kreiskrankenhaus im Internet: www.kkh-bergstrasse.de