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Neues Sprachzentrum in Bensheim

Die KursleiterInnen von links nach rechts: Gabriele Hecht, Martin Zencke, Karin Bormann, Michael Bergmann, Reinhold Kollmannthaler, Helga Gluch, Manfred Knapp, Beatrice Blicker, Rosa-Maria Zimmermann, Simone Lang, Thomas von Machui. Es fehlen: Silke Dengler, Heike Friedrich, Peter Hetzler, Ingo Hochmuth, Nadine Hofmann, Christa Zencke.

Ehrenamtliche bieten umfangreiches Bildungsangebot für Migranten

BENSHEIM. - Seit Jahresbeginn 2018 gibt es in Bensheim ein neues Angebot für Migranten: Das städtische Sprachzentrum, untergebracht in den Räumlichkeiten über dem Seniorentreff in der Hauptstraße 53, bietet an 19 Terminen pro Woche Unterricht in Deutsch, Mathematik und Englisch.

17 Lehrkräfte – zum Teil aktive und pensionierte Lehrer, aber auch Menschen aus anderen Berufsfeldern – engagieren sich ein- bis zweimal wöchentlich und stehen den Schülern nicht nur fachlich zur Seite; sie dienen ihnen auch als Ansprechpartner für Fragen und Probleme rund um den Alltag.

Das Sprachzentrum unter der Regie des städtischen Teams Ordnung, Soziales und Integration hat zum Jahreswechsel einen Teil der Kurse vom Verein Welcome to Bensheim e.V. übernommen. Dank weiterer Helfer konnte das Angebot schnell erweitert werden.

Ziel ist die Bündelung aller ehrenamtlichen Kurse unter einem Dach und eine gemeinsame Anlaufstelle sowohl für Lehrkräfte als auch Kursteilnehmer. Möglich wurde dies durch die Bereitschaft des Seniorentreffs, einen Raum für den Sprachunterricht zur Verfügung zu stellen.

Die Finanzierung der technischen Ausstattung des Sprachzentrums hat die Bürgerstiftung unterstützt. Zu den weiteren Unterstützern zählen auch einige Kirchengemeinden.

Breites Kursangebot

Insgesamt 120 Menschen lernen hier vor allem Deutsch, aber auch die für Schule und Beruf relevanten Grundlagen in Mathematik und Englisch. Zusätzlich zu den Sprachkursen von der Alphabetisierung bis zum B1-Kurs gibt es auch spezielle Angebote, wie zum Beispiel einen Kurs für „Schnelllerner“ und ein Sprachtraining.

Dabei vermitteln die Lehrkräfte auch die hiesige Kultur und helfen bei der Arbeitssuche. Ein Frauenkurs mit Kinderbetreuung sowie ein Angebot für Schüler aus den InteA-Klassen (Integration und Abschluss) ergänzen das Angebot. Geplant sind ein Bewerbertraining sowie die Unterstützung beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen.

Nicht nur Menschen, die in den letzten Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind, nutzen das Angebot. Auch Migranten aus EU-Ländern oder beispielsweise Frauen, die schon länger in Deutschland leben und sich bisher um die Betreuung ihrer Kinder gekümmert haben, profitieren von der kostenfreien Möglichkeit, ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

Ziele sind Integration und Arbeit

Allen Kursteilnehmern gemeinsam ist die Motivation: So gibt es einige Teilnehmer, die gleich mehrere Kurse besuchen, um schneller voranzukommen. Sie möchten sich in Deutschland durch die Sprache besser integrieren und eine Arbeit aufnehmen können.

Zum Beispiel Baljit Kaur, die in ihrer indischen Heimat als Lehrerin tätig war, oder Muhammed Nazih Karabash aus Syrien, der in Deutschland wieder als Arzt arbeiten möchte. Auch Ahmed Zeeshan aus Pakistan blickt dank der Unterstützung durch das Sprachzentrum zuversichtlich einer beruflichen Zukunft entgegen – vielleicht als Buchhalter oder Automechaniker: „Ich glaube, dass ich nach dem Sprachkurs hier arbeiten und eine Ausbildung machen kann.“

Simone Lang engagiert sich als Lehrerin ehrenamtlich im Sprachzentrum: „Ich bin der Meinung, dass Integration nur mit entsprechenden Sprachkenntnissen gelingen kann. In meinem Kurs sind sechs verschiedene Nationen und drei Religionen vertreten, Frauen mit und ohne Kopftuch im Alter von 20 bis 61 Jahren – und trotz aller Unterschiede sind wir zu einer homogenen Gruppe zusammen gewachsen.

Es ist schön zu sehen, dass die Kursteilnehmer mit viel Interesse, Neugier und großer Motivation Woche für Woche dabei sind und sich auf ihren Kurs freuen.“

Dass der Lerneifer der Schüler die Lehrer ansteckt, beschreibt auch Michael Bergmann, wenn er von der 69-jährigen Malika Abassi aus Afghanistan erzählt: „Sie hat noch immer ihre liebe Not mit unseren Vokalen – aber Malika gibt nicht auf. Und auch mich treibt ihr Wille an.“

Unterstützung ist willkommen

Das Sprachzentrum finanziert sich ausschließlich über Spenden und freut sich über finanzielle Unterstützung, damit die Kurse auch langfristig gesichert werden können. Doch, so die städtischen Koordinatorinnen Ursula Kuzdral-Seliger und Jessica Woißyk: „Mindestens ebenso wichtig ist die personelle Hilfe.

Gerne würden wir das Angebot weiter ausbauen, einen B2-Kurs, Nachhilfe und Hausaufgabenhilfe in kleinen Gruppen anbieten.“ Die beiden Vertreterinnen der Stadt danken herzlich allen Kursleitern und ehrenamtlichen Helfern: „Sie unterstützen uns mit viel Zeit und Hingabe.“

Interessierte, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, können sich gerne bei Ursula Kuzdral-Seliger und Jessica Woißyk vom Team Ordnung, Soziales und Integration der Stadtverwaltung Bensheim melden. Gelegenheit dazu bietet sich beim nächsten Kursleitertreffen am 10. April um 19 Uhr in der Hauptstraße 53.

Die Koordinatorinnen sind außerdem mittwochs von 11 bis 12.30 Uhr in den Räumlichkeiten des Seniorentreffs anzutreffen und führen dann zum Beispiel bei Neuanmeldungen von Teilnehmern die Einstufungsgespräche durch.