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Feuertaufe bei 450 Grad

Besprechung der >Einsatzkräfte< bei der Heißausbildung, bevor es in die dunklen Ausbildungsräume geht.

Die Brennkammer befeuert die Anlage mit unbehandelten Euro-Paletten und erzeugt Hitze, die sich in 1,70 Metern Höhe auf 450 Grad beläuft.

Abschlussbesprechung der Bensheimer Feuerwehrleute nach der umfangreichen Heißausbildung auf dem Verkehrsübungsplatz des AC Bensheim. Fotos: Pressedienst Bensheim

Heißausbildung im Brandcontainer für die Bensheimer Feuerwehren

BENSHEIM. - Es ist eine Feuertaufe im Wortsinn: Am Wochenende ging es für insgesamt 48 Atemschutzgeräteträger der Bensheimer Feuerwehren bei der sogenannten Heißausbildung auch tatsächlich heiß her.

Auf dem Verkehrsübungsplatz des AC Bensheim standen zwei miteinander verbundene Container – eine Art Hindernisparcours, in denen sich die Kameraden in völliger Dunkelheit durch den Rauch eines echten Feuers kämpfen und eine vermisste Person (in Form eines Dummys) und potenziell gefährliche Gegenstände suchen und im besten Fall auch finden mussten.

Gelöscht werden mussten die Flammen am Ende selbstverständlich auch noch.

Befeuert wurde die 30 Quadratmeter große Anlage von unbehandelten Euro-Paletten, die in einer Brennkammer am Ende des zweiten Containers für eine hitzige Atmosphäre sorgten.

In 1,70 Metern Höhe herrschte dort zeitweise bis zu 450 Grad Celsius – da wirkt ein Aufguss in der finnischen Sauna schnell wie eine kühle Brise.

Um die Hitze überhaupt aushalten zu können, ist eine Wärmegewöhnung vorab unerlässlich. Das bedeutet: Voll ausgerüstet ab in den Container, hinsetzen, Temperaturen und Rauch über sich ergehen lassen.

Besonders für jüngere und noch nicht ganz so routinierte Atemschutzgeräteträger war diese nicht alltägliche Übung unter realistischen Bedingungen gedacht. Von den 48 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die an den drei Tagen durchgeschleust wurden, kamen zwei aus Heppenheim.

Sie durften für zwei Bensheimer Kollegen nachrücken, die kurzfristig ausgefallen waren. Bürgermeisterin Christine Klein informierte sich am Samstag über den Ablauf. Sie dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz.

„Unsere Feuerwehren leisten einen unschätzbaren Beitrag für die Sicherheit unserer Stadt und ihrer Bürger. Unsere Kameradinnen und Kameraden sind nicht nur hoch motiviert, sondern auch top ausgebildet – dank solcher Angebote wie der Heißausbildung.“

Mit der Firma Atemschutz Röser haben die Feuerwehr-Verantwortlichen einen bundesweit gefragten Partner gefunden. Das Unternehmen vermietet seine Anlage samt Personal und Ausrüstung. Zwischen Ende März und Ende November ist die Truppe jedes Wochenende auf Tour.

„Wir sind zwei Jahre im Voraus ausgebucht“, erklärt Geschäftsführer Silvio Röser, der außerdem die Bedeutung des Intensiv-Workshops hervorhob.

Vielen Feuerwehrleuten fehle die notwendige Praxiserfahrung für den Ernstfall, weil unter anderem dank Heimrauchmeldern Brände glücklicherweise früher bemerkt werden.

„Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Feuerwehren nach der Premiere im vergangenen Jahr diese besondere Trainingsmöglichkeit erneut anbieten können“, betont Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn, der mit seinem Stellvertreter Jürgen Ritz vor Ort war.

Die Stadt Bensheim finanziert diese hochwertige Ausbildung für ihre Feuerwehrleute, damit sie gut vorbereitet sind. Im nächsten Jahr soll erneut eine Flächenschulung angeboten werden – zu welcher Thematik ist zurzeit noch offen.

Für die Feuerwehrleute stellt das Training durchaus eine Herausforderung dar. 20 Minuten Rauch, Hitze, Enge, verbunden mit einer natürlichen Anspannung bei einem solchen Szenario: „Das geht bis an die Leistungsgrenze und manchmal darüber hinaus“, so Karn und Röser.

Zur Sicherheit stand während der Übungen das DRK Bensheim bereit, um die Versorgung möglicher Patienten zu übernehmen. Wobei die Ausbilder immer ein Auge auf ihre Schützlinge haben, wenn es in die verrauchte und heiße Dunkelheit der Container geht.

Das Bewältigen der Übungsstrecke ist dabei nur ein Teil der Ausbildung. Theorie steht ebenso auf dem Stundenplan wie der richtige Einsatz von Löschmitteln oder das korrekte Ausziehen der Schutzkleidung nach dem Einsatz.

Angeleitet wurde darüber hinaus der richtige Umgang mit Hohlstrahlrohren. „Da muss blind jeder Handgriff sitzen“, erklärt Silvio Röser.

Die Heißausbildung machte an allen drei Tagen nicht nur ihrem Namen alle Ehre, sondern belegte eindringlich, wie sinnvoll und notwendig es ist, den ehrenamtlichen Einsatzkräften zum eigenen Schutz, aber ebenso dem der Bevölkerung das bestmögliche Training zukommen zu lassen.

Das zeigte sich in den vergangenen Monaten bei mehreren schwierigen Einsätzen – zuletzt in der Herrenmühle in Schönberg. Dort kamen zwei junge Feuerwehrleute zum Einsatz, für die es der erste Brand war.

„Dank der Heißausbildung haben sie richtig reagiert und einen tollen Job gemacht“, verdeutlicht der Stadtbrandinspektor. Auch er als Einsatzleiter habe damals die beiden Atemschutzgeräteträger mit einem besseren Gefühl ins Gebäude schicken können.