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KOMMENTAR: Alter Wein in neuen Schläuchen

Im Bensheimer Rathaus sollte es einen Klimawechsel geben. Das versprachen Bürgermeisterin Christine Klein in ihrem Wahlkampf ebenso wie die CDU nach der für ihren Kandidaten verlorenen Bürgermeisterwahl.

Beide haben geliefert: die CDU – aus welchen Motiven auch immer – noch im November vergangenen Jahres mit ihrem Vorstoß, dem Begehren der Bürgerinitiative >Bensheimer Marktplatz Besser Beleben< beizutreten und ohne den bereits terminierten Bürgerentscheid einen Ideen-Wettbewerb auszuschreiben und Christine Klein mit ihrer Mitte April aufgesetzten Kampagne >Gemeinsam für Bensheim - 365 Tage für die Zukunft unserer Innenstadt<.

Hehre Ziele, die den autokratischen Politikstil der vergangenen Jahre im Bensheimer Rathaus eigentlich vergessen machen sollten. Eigentlich. Denn die deutlichen Zeichen aus kommunaler Politik und Rathausführung zum Ende der Bensheimer Landsherren-Aera hat die Verwaltung selbst offensichtlich noch nicht verinnerlicht.

Haben Bensheimer Rathausbedienstete Scheu, öffentlich sichtbar zu werden? Naheliegend wäre es, zumindest wenn man die Abteilung Stadtplanung im Bensheimer Rathaus näher beleuchtet.

Von dort wird der von Christine Klein aufgesetzte „365-Tage-Dialog“ zum beauftragten städtebaulichen Ideenwettbewerb für das gesamte Marktplatzareal gesteuert. Eine von der Rathauschefin im Sinne der Bürgerbeteiligung wohl gemeinte und sinnvolle Aktion in Blickrichtung „Klimawandel“.

Allerdings wird diese Aktion dem eigentlichen Zweck, einen transparenten und für Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbaren Dialog durchzuführen, bis dato nicht annähernd gerecht.

Das manifestiert sich alleine an nicht protokollierten Sitzungen - gleich ob digital oder in Präsenz durchgeführt – wie aus politischen Insiderkreisen bekannt, und bis dato insbesondere an gänzlich fehlender externer Kommunikation.

Getoppt wird dieses Szenario dann durch völlig falsche Darstellungen, so es denn tatsächlich bisweilen zur Kommunikation kommt. Beispielhaft dient dieser Erkenntnis die jüngste „Entgleisung“ der Abteilung Bensheimer >Stadtplanung< mit ihrer Message die BI habe „mitgeteilt entgegen der Absprache nicht im Empfehlungsteam Marktplatz mitzuarbeiten“.

Das genaue Gegenteil ist der Fall, denn die BI hat bereits ihr fertiges Konzept präsentiert und sich lediglich vorläufig aus den „Sandkastenspielen im Garten Eden“ zurückgezogen, bis alle Mitstreiter auf dem gleichen Sachstand angelangt sind.

Von Roland Koch (Roland, der u.a. dem Land Hessen die Unikliniken Gießen und Marburg „versilbert“ hat) bleibt vor allem die Wortschöpfung >brutalst mögliche Aufklärung< in Erinnerung.

Diese aber hat möglicherweise wegen des bösen Wortes >brutal< im Bensheimer Rathaus noch nicht um sich gegriffen – obwohl dieses Wort längst in neuer Bedeutung im Sprachgebrauch Einzug gehalten hat.

Vielmehr wurde die >gereizte Gesellschaft<, wie kürzlich ganzseitig in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung thematisiert, aus dem Bensheimer Rathaus einmal mehr „befeuert“ und um ein weiteres seltsames Negativ-Beispiel erweitert.

Vielleicht gehen die Herrschaften in der Bensheimer Stadtplanung mit einem Journalistenkollegen konform, der lange ratlos vor seiner Tastatur saß und überlegte: Wie kann ich unmissverständlich formulieren, was doch nur missverstanden werden kann?

Bis zum Vollzug der dringend nötigen Metamorphose im Bensheimer Rathaus wird wohl noch einiges Wasser aus Richtung Reichenbach in der aufgehübschten Lauter durch die größte Stadt im Landkreis Bergstraße fließen und die altbekannte Weisheit im Rathaus Bestand haben: Alter Wein in neuen Schläuchen.

Der nächste Herbst aber kommt bestimmt und – nicht nur, aber auch – die Bensheimer Winzer ernten dann neuen Wein. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.