„Heimat ist eine Liebe für die Ewigkeit“
MÖRLENBACH. - Dieses Zitat von Bodo Kalesse, Sprecher des Asylkreis Mörlenbach, am diesjährigen Neujahrsempfang der Gemeinde, ist der neuen Bergsträßer Landtagsabgeordneten Dr. Josefine Koebe noch gut im Ohr. Das damit einhergehende Gefühl wird von ihr und wohl auch den meisten Menschen aus tiefstem Herzen nachempfunden.
Koebe liegt die Frage, wie Integration vor Ort gelingen kann sehr am Herzen. Deshalb freute sie sich sehr über die Einladung, die Arbeit des ehrenamtlichen Asylkreises näher kennenzulernen und sich mit Bodo Kalesse und Gertrud Werth auszutauschen.
Beide können durch ihre regelmäßigen Begegnungen mit Geflüchteten besser nachvollziehen als andere, wie es sich anfühlen muss, der eigenen Heimat den Rücken kehren zu müssen.
Kaum sind die Ängste um das eigene Leben durch die Ankunft in einem sicheren Land gebannt, tun sich neue auf: Ängste um die Familie, Ängste um eine Bleibe, Ängste um die eigenen Zukunftsperspektiven in einem noch fremden Land.
Der Asylkreis Mörlenbach leistet hier schon seit mehr als einem Jahrzehnt umfassende Hilfe. Er ist in der Region als eine verlässliche Anlaufstelle für Geflüchtete bekannt, um ihnen das Gefühl der Sicherheit im Alltag in vielen Bereichen zurückzugeben.
Dies wird über eine breite Palette von Hilfsangeboten realisiert, die sich von wöchentlichem Sprachunterricht, Familien‐ und Hauspatenschaften, einer Begleitung zu Behörden, Ärzten und Schulen bis hin zur Hilfestellung bei Job‐ und Wohnungssuche erstreckt.
„Das Schöne an diesem Ehrenamt ist, dass wir selbst entscheiden, welche Angebote wir machen können und wollen“, erklärt Gertrud Werth, ehemalige Lehrerin, die beispielsweise Familien bei der Schulanmeldung ihrer Kinder unterstützt.
„So entstehen Win‐Win‐ Situationen. Wir Ehrenamtlichen gehen mit einem guten Gefühl nach Hause, weil wir unsere Kompetenzen effizient einsetzen können und für die Familien selbst bringen wir echte Hilfe“.
Dank diesem Engagement der aktuell 40 Ehrenamtlichen werden für die Geflüchteten entscheidende Weichen für eine gesellschaftliche Teilhabe gestellt. „Wir sind Brückenbauer in unsere Zivilgesellschaft“, so Bodo Kalesse.
Von der nachhaltigen Wirkung dieses Engagements zeigte sich Koebe sehr beeindruckt. Dies sei die Grundlage dafür, dass in einem nächsten Schritt der Blick auf die Potenziale der geflüchteten Menschen gerichtet werden könne, so Koebe. Denn Deutschland brauche dringend Fach‐ und Arbeitskräfte.
Viele der Geflüchteten hätten bereits Integrationskurse absolviert, verfügten über Deutschkenntnisse und seien bereit für einen Neustart auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Der Asylkreis sei deshalb ein leuchtendes Beispiel dafür, wie die notwendigen Prozesse der Integration vor Ort in Gang gesetzt werden können.
Wichtig sei es nun, so die Landtagsabgeordnete, dass man mit solch erfahrenen zivilgesellschaftlichen Akteuren regelmäßig im Austausch stehe, um ihr Praxiswissen in konkrete politische Maßnahmen einfließen zu lassen. Eine wichtige Forderung sei der Bürokratieabbau.
„Was gebe man für eine Reduzierung der Formalismen“, so Bodo Kalesse. So wurde im Austausch mit den Gesprächspartnern auch deutlich, dass die Digitalisierung der Asyl‐Verfahrensschritte hier einen entscheidenden Faktor spielen könnte, um Integrationsverläufe zu beschleunigen.