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Ãœberleben bedeutet nicht, dem Schicksal zu entkommen

Der Abriss der Bensheimer Synagoge nach der Pogromnacht 1938. Foto: Pressedienst Stadtarchiv Bensheim

Am 10. November Gedenken an die Pogromnacht 1938 in Bensheim

BENSHEIM. - Das Gedenken an die Novemberpogrome und die Zerstörung der Bensheimer Synagoge findet auch in diesem Jahr wieder am 10. November statt.

Schon vor diesem Datum im Jahr 1938 haben die Nationalsozialisten jüdische Menschen diskriminiert und verfolgt. Doch in dieser Nacht begann die offene, systematische Judenverfolgung.

Es war nicht nur ein Angriff auf jüdische Heiligtümer, sondern hatte Hunderte Todesopfer, Zehntausende Verhaftungen und weitreichende Zerstörung jüdischen Eigentums zur Folge. Auch in Bensheim plünderten und brandschatzen die Nationalsozialisten.

Am frühen Morgen des 10. November 1938 brannten Bensheimer SS-Leute die Synagoge nieder. Abends fanden Aktionen gegen jüdische Wohnungen und Gewerbebetriebe statt.

Die Plünderer warfen Wohnungseinrichtungen aus dem Fenster, viele schauten zu, nicht wenige nahmen Gegenstände mit nach Hause. Auch Hochbetagte wurden nicht geschont, zwei jüdische Frauen nahmen sich nach dem Pogrom das Leben.

Jahrelang erinnerte die Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger zusammen mit der Stadt Bensheim an diese Verbrechen. Ab diesem Jahr wird der Auerbacher Synagogenverein diese Tradition nun in Zusammenarbeit mit der Stadt fortführen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft beteiligt sich mit einer Spende.

„Die Geschichtswerkstatt Jakob Kindinger hat hier ein Gedenken etabliert, das zu einer festen Größe in dieser Stadt wurde. Dafür sollten wir alle sehr dankbar sein“, betont Ursula Schlosser, Vorsitzende des Auerbacher Synagogenvereins.

Dem Vorstand des Vereins ist es wichtig, junge Menschen in die Gedenkarbeit mit einzubeziehen. „Wir freuen uns deshalb, dass Schüler des Goethe-Gymnasiums das Programm mitgestalten“, so die Vorsitzende.

Seit Längerem arbeiten sie engagiert an den Biografien der ehemaligen jüdischen Schülerinnen und organisierten zahlreiche Stolpersteinverlegungen. Betreut werden sie dabei von ihrem Lehrer Florian Schreiber.

Den Gedenkvortrag mit dem Titel „Überleben bedeutet nicht, dem Schicksal zu entkommen“ wird Stina Heidemann halten. Die Schülerin des Goethe-Gymnasiums recherchierte die ergreifende Geschichte der Bensheimer Jüdin Edda Jonas, Überlebende der Shoa.

Durch ihren Retter Ferdinand Julius, bekannt unter seinem Schauspieler-Namen Ferry Werner, konnte sie mittels falscher Identität untertauchen. Edda Jonas hat bis ins hohe Alter in der Darmstädter Straße 76 in Bensheim gewohnt.

Auch die musikalische Begleitung des Abends kommt überwiegend von Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums, angeleitet durch die Musikpädagogen Tina Behet und Michael Meyer-Limp. Nach der Begrüßung durch Ursula Schlosser wird Bürgermeisterin Christine Klein ein Grußwort sprechen.

Die Veranstaltung beginnt in diesem Jahr schon um 17 Uhr – und zwar im Forum der Liebfrauenschule in der Obergasse. Erst danach folgt ein kürzeres Gedenken gegenüber auf dem Bendheim-Platz, dem Platz der ehemaligen Synagoge in Bensheim. Der Abschluss wird begleitet vom Saxophonisten Rainer Michels.