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„Politik treibt mit schweren Fehlern in „DaDi-Du“-Auskunft Menschen ins Auto“

Mehr als die Hälfte aller Empfehlungen falsch: Direktbusse ignoriert, Dadiliner nicht berücksichtigt, innerorts oft nur Auto + + + Auch korrekte Auto-Empfehlungen zeigen massiven Ausbaubedarf beim ÖPNV + + + „Für die 250.000 Euro hätte Darmstadt besser Bahnhöfe mit Radabstellanlagen ausgestattet und der Kreis mehr Busfahrten bestellt“

DARMSTADT-DIEBURG / DARMSTADT. - Mehr als die Hälfte der Empfehlungen der am 27. Juni gestarteten Internetseite „DaDi-Du.de“ sind falsch. Das hat eine Analyse der 528 möglichen Relationen durch die Odenwaldbahn-Initiative ergeben.

„Sollten die Seitennutzer aufgrund der falschen Grobhinweise auf die Abfrage sinnvoll-bewährter ÖV (Öffentlicher Verkehr)-Auskunftsseiten wie www.bahn.de und www.rmv.de verzichten, treibt die verantwortliche Politik mit „Dadi-Du.de“ die ÖV-unkundigen Menschen bewusst ins Auto und braucht sich über volle Straßen und den Wunsch nach breiteren Straßen nicht zu wundern.“

Ebensowenig über angeblich leere Busse und Züge und daraus folgende leere ÖV-Kassen, heißt es in einer Pressemitteilung der Odenwaldbahn-Initiative.

Da die Internetseite „DaDi-Du.de“ mit den Logos von Kreis, Wissenschaftsstadt, Heag Mobilo und Dadina geschmückt ist, sei die Odenwaldbahn-Initiative über die mangelhafte Qualität verwundert.

Offensichtlich zähle Farbe mehr als qualitativer Inhalt. Bei den verbleibenden 25% echten Auto-Empfehlungen erwartet die Initiative von der Politik konkrete Maßnahmen beim kommenden Nahverkehrsplan.

Für 279 von „DaDi-Du.de“ empfohlene Auto-Relationen gibt es nach Recherche der Odenwaldbahn-Initiative durchaus sehr gute bis akzeptable Alternativen mit Eisenbahn, Bus, Straßenbahn, Dadiliner bzw. Fuß/Rad.

Als solche stuft die 1979 gegründete Odenwaldbahn-Initiative Relationen mit Direktverbindungen (ohne Umstieg) sowie max. einem Umstieg zwischen Gemeindehauptorten bzw. diesen und den Darmstädter Stadtteilen ein, die Montag bis Freitag mindestens stündlich bestehen, bzw. innerorts zu Fuß/per Rad.

Auch die 55 korrekten ÖV-Empfehlungen (inkl. Rad, Heinerliner) der Internetseite beziehen Umsteigeverbindungen ein, daher hält die Initiative ihr Vorgehen für vergleichbar und sachgerecht.

Von den 279 falschen Auto-Empfehlungen ärgert die Odenwaldbahn-Initiative bei 18 besonders, weil es umsteigefreie Direktbusverbindungen gibt, u. a. zwischen den Nachbarorten Reinheim und Roßdorf, Groß-Umstadt und Otzberg, Fischbachtal und Modautal.

Nur für 133 der insgesamt 528 möglichen Relationen gibt es keine Alternative im Öffentlichen Verkehr mit max. einem Umstieg bzw. deren Reisezeit sei aufgrund der nötigen Umwege eher für ÖV-Fans geeignet.

Im Zweifelsfall hat die Odenwaldbahn-Initiative eher der Auto-Empfehlung Recht gegeben. Diese 133 Relationen zeigten klar, wie es um den ÖV im Dadina-Gebiet bestellt ei, denn für diese 25% gibt es aus Sicht der Politik keine akzeptable Alternative, sonst würde sie nicht das Auto empfehlen.

Auf die Vorschläge aus der Politik für entsprechende Maßnahmen ist die Initiative sehr gespannt. Würde gar die Empfehlung von „DaDi-Du.de“ gelten, kämen zu den 133 korrekten die 279 falschen Empfehlungen hinzu, also insgesamt 412 Relationen ohne akzeptablen ÖV und damit 78 Prozent mit Handlungsbedarf!

Im Innerortsverkehr einiger Landkreiskommunen sowie Darmstadts Innenstadt empfiehlt „DaDi-Du.de“ nur das Auto, sogar in einigen mit Dadiliner versorgten Kommunen wie Babenhausen.

Daher sei die Frage berechtigt, ob die Dadina überhaupt an der Datenbearbeitung beteiligt war und wieso vorab keine Kontrolle erfolgte. Im Vorhinein war deren Fahrgastbeirat nicht beteiligt – hier gelte das alte Motto des Branchentelefonbuchs: „Vielleicht sollte man jemand fragen, der sich damit auskennt.“

Innerhalb Darmstadts werden oft Empfehlungen mit „E-Tretroller“ (liegen oft behindernd auf Gehwegen) und „Bike&Ride“ ausgeworfen. Angesicht des unverändert fehlenden Wetterschutzes für Räder an den Bahnstationen Lichtwiese, Darmstadt Ost, Nord und Süd wäre der Darmstädter Anteil von 125.000 Euro besser zur konkreten Verbesserung verwendet worden.

Im Kreis wären besser ÖV-Lücken geschlossen worden, z. B. gibt es zwischen den benachbarten Kreiskommunen Groß-Umstadt und Groß-Zimmern keinen Direktbus, obwohl es weiterführende Schulen gibt.

Die der Analyse zugrundeliegende Auswertungs-Matrix wird die Odenwaldbahn-Initiative zunächst nicht vollständig veröffentlichen. Die Politik ist aufgefordert, eine rasche Korrektur durchzuführen. Gegen Ende der Sommerferien ist von Seiten der Initiative eine erneute Auswertung vorgesehen.