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„Sie ist eine Königin, Lina, Du bist eine Wucht!“

Den begehrten Gertrud-Eysoldt-Ring steckte Bensheims Bürgermeisterin Christine Klein (Mitte) Lina Beckmann in Gegenwart von Prof. Hans-Jürgen Drescher, dem Präsidenten der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, an den Finger.

Ausgezeichnet wurde Lina Beckmann für ihre Hauptrolle in „Richard the Kid & the King“.

Laudator Maik Solbach, Eysoldt-Preisträgerin Lina Beckmann, Kurt-Hübner-Regiepreisträgerin Leonie Böhm, deren Tochter, Prof. Hans-Jürgen Drescher, Laudatorin Rita Thiele und die Bensheimer Bürgermeisterin Christine Klein (von links) beim finalen Gruppenfoto.

Stolz präsentiert Lina Beckmann (links) den Gertrud-Eysoldt-Ring zusammen mit Prof. Hans-Jürgen Drescher und Bürgermeisterin Chritine Klein.

Leonie Böhm zeigte sich bescheiden im gleißenden Licht des Erfolgs.

Zuständig für die musikalische Umrahmung: das >Paranormal String Quartet< aus München.

Die Ehrengäste beim Festakt im Bensheimer Parktheater.

Hielt die Laudatio auf Lina Beckmann: Maik Solbach.

Die Ehrung für Lina Beckmann durch Christine Klein und Prof. Hans-Jürgen Drescher.

Blumen für die Preisträgerinnen Lina Beckmann (Mitte) und Leonie Böhm (links) bei der Gala im neuen Bensheimer Bürgerhaus. Fotos: er

Schauspielerin Lina Beckmann in Bensheim mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2021 ausgezeichnet + + + Kurt-Hübner-Regiepreis für Leonie Böhm

BENSHEIM. - Schauspieler Maik Solbachs Laudatio auf Kollegin Lina Beckmann gipfelte in dem Ausruf „Sie ist eine Königin, Lina, Du bist eine Wucht!“

Die am Samstag im Bensheimer Parktheater verliehene Auszeichnung mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2021 erhielt die 41-Jährige für ihre herausragende Performance in der Titelrolle in Karin Henkels Hamburger Shakespeare-Inszenierung „Richard the Kid & the King“.

„Es ist ein Riesengeschenk, mit ihr zu proben und zu spielen“, ließ Solbach keinen Zweifel an der richtigen Wahl der Preisträgerin durch die Jury. „Wir alle hatten Tränen in den Augen“, erzählte der Laudator, als Lina Beckmann in einer Leseprobe das Ensemble bewegt habe.

„Direktheit der Sprache und einnehmenden Witz“

Sie verkörpere „gestalterische Instinkte“, die „Kraft, Intimitäten zu vergrößern“, wie „Direktheit der Sprache und einnehmenden Witz“, skizzierte Solbach, der Beckmann seit der Schauspielschule in Bochum kennt.

Schon damals habe sie einen legendären Ruf als kraft- und humorvolles Temperament genossen. Die nunmehr erneute Krönung ihres bisherigen künstlerischen Schaffens qualifizierte Maik Solbach als „Masterpiece“.

Die Jury mit Theaterregisseur Jossi Wieler, Schauspieler André Jung (Eysoldt-Ring-Preisträger 2018) und Karin Henkel, die sich als Regisseurin des in Koproduktion mit den Salzburger Festspielen aufgeführten Stücks bei der Jury-Abstimmung zurückgenommen habe, attestierte Lina Beckmann „eine große Theaterpersönlichkeit unserer Zeit“ zu sein.

„Sie hat alles in mich reingestopft“

Sie möchte „immer, immer so Theater spielen“, sagte Beckmann, die in ihrer Dankesrede die abwesende Regisseurin überschwänglich lobte. Die Inkarnation des Bösen mit Machtgier, Skrupellosigkeit und Zerstörungswut als Ergebnis einer zerstörten Kindheit: „Sie hat alles in mich reingestopft.“

Die Preisträgerin hatte neben ihrem Mann Charly Hübner (selbst Eysoldt-Preisträger 2015), Bruder, Neffen und Freunde nach Bensheim mitgebracht. Sie dankte in bewegten Worten der „schönsten Jury der Welt“ für den „sehr edlen und tollen Theaterpreis“.

Neben dem von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und der Stadt Bensheim verliehenen Gertrud-Eysoldt-Ring wurde Lina Beckmann schon mit dem Nestroy-Theaterpreis 2021 in der Kategorie >Beste Schauspielerin< geehrt.

Eysoldt-Ring ist einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum

Der mit 10.000 Euro dotierte Gertrud-Eysoldt-Ring, einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum, wurde bereits in der 38. Auflage vom Bensheimer Goldschmiedemeister Fritz Dorsheimer gestaltet, der den Stiftungsgründer, Theaterkritiker Wilhelm Ringelband noch persönlich kannte.

Der 1981 in Bensheim verstorbene Ringelband stand mit der Schauspielerin Gertrud Eysoldt (1870 - 1955) in engem Briefkontakt.

„Bis zu ihrem Tod 1955 blieb Gertrud Eysoldt für den jungen Ringelband der entscheidende Ratgeber, und das, ohne dass sie sich jemals persönlich begegnet wären“, skizziert ihr Biograf Carsten Niemann.

Professor Hans-Jürgen Drescher, tagesaktuell als Präsident der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste wiedergewählt, hob die Bedeutung der Schauspielerin Gertrud Eysoldt für die Entwicklung des Theaters als „Kraftwerk einer offenen, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft“ hervor.

„Scharfgestelltes emotionales System“

Mit dem ebenfalls verliehenen, mit 5.000 Euro dotierten, Kurt-Hübner-Regiepreis an Leonie Böhm schloss sich quasi die familiäre Runde. In dieser Züricher Inszenierung stand Lina Beckmanns Schwester Maja mit auf der Bühne, wie in einer Videosequenz ersichtlich.

Dramaturgin Rita Thiele sieht in dem „scharfgestellten emotionalen System“ der Preisträgerin den entscheidenden Faktor in der Arbeit mit den Darstellern.

In ihrer Laudatio hob sie Leonie Böhms „entschiedenen, mutigen, zeitgenössischen Zugriff“ besonders hervor. Dieser ermögliche den Schauspielern sich zu öffnen und führe im Fall des Gelingens „zu einem sensationellen Ergebnis“.

„Einen solchen Preis kriegt man nullkommanull alleine“

Die sichtlich gerührte Preisträgerin bekannte sich in ihrer Dankesrede als Teil des Ensembles: „Einen solchen Preis kriegt man nullkommanull alleine“, sieht sich Leonie Böhm stellvertretend ausgezeichnet.

Die Bensheimer Bürgermeisterin Christine Klein hatte bei ihrer Begrüßung im Parktheater augenzwinkernd ihre eigene berufliche Vergangenheit als Kriminalhauptkommissarin mit Lina Beckmanns neuer Rolle als Ermittlerin im „Polizeiruf 110“ als mögliche Gemeinsamkeit herausgestellt.

Bei ihrer „Eysoldt-Premiere“ als Rathauschefin sieht Christine Klein die verliehenen Auszeichnungen „in der gesamten deutschen Theaterlandschaft leuchten“. Kunst und Kultur seien ungemein wertvoll, „sprengen Grenzen, bauen Brücken“. Sie seien „in Zeiten wie diesen bedeutungsvoller denn je“. 

Die musikalische Umrahmung des Festakts oblag dem Münchener Paranormal String Quartet, die Moderation hatte einmal mehr der Frankfurter Schauspieler, Regisseur und Theaterchef Michael Quast übernommen.

Bei der anschließenden Gala im kürzlich fertig gestellten neuen Bürgerhaus bestand auch das Team des Pächters seine Feuertaufe mit erlesenen Speisen und Getränken und einem guten Service.