Gertrud-Eysoldt-Ring wird am Samstag, 25. Oktober, verliehen

Birgit Minichmayr erhält als ebenso erfolgreiche wie gefragte Charakterdarstellerin für ihre Rolle in „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard in...

... der Inszenierung von Frank Castorf am Burgtheater in Wien den Gertrud-Eysoldt-Preis am Samstag, 25. Oktober. Fotos: Matthias Horn
BENSHEIM. - Der März gilt als Theatermonat in Bensheim – mit der Woche junger Schauspieler sowie der Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Ring.
In diesem Jahr weichen die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste allerdings von dieser Tradition ab. Und das aus gutem Grund: Mit Birgit Minichmayr hat die Jury eine ebenso erfolgreiche wie gefragte Charakterdarstellerin als neue Ring-Trägerin ausgewählt.
Die Terminfindung gestaltet sich daher etwas schwieriger, weil die Österreicherin sowohl am ursprünglichen als auch am Ersatztermin verhindert ist.
Im März fand sich somit kein Wochenende, an dem die Schauspielerin für ihre Rolle in „Heldenplatz“ von Thomas Bernhard in der Inszenierung von Frank Castorf am Burgtheater in Wien die Würdigung hätte entgegennehmen können.
Den renommierten und mit 10.000 Euro dotierten Theaterpreis erhält Birgit Minichmayr nun am Samstag, 25. Oktober, im Bensheimer Parktheater. Darauf verständigten sich Verantwortliche, Preisträger sowie alle weiteren Beteiligten.
Mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis wird an jenem Abend außerdem Ran Chai Bar-zvi ausgezeichnet für die Inszenierung von „Blutbuch“ nach dem Roman von Kim de l’Horizon am Staatstheater Hannover. Dotiert ist der Preis mit 5.000 Euro. Die beliebte Matinee wird am Sonntag, 26. Oktober, im Parkhotel Krone in Auerbach ausgerichtet.
Verzicht auf die Eysoldt-Gala im Bürgerhaus
Verzichtet wird in diesem Jahr allerdings auf die Gala im Anschluss an die Preisverleihung. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Magistrat in seiner jüngsten Sitzung.
Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage und die Außenwirkung einer solchen Veranstaltung hatte die Stadtverwaltung die Absage empfohlen – zumal es fraglich war, ob die Gala wie in den vergangenen Jahren ausnahmslos mit Sponsorengeldern hätte getragen werden können.
„Ich bedauere, dass wir in diesem Jahr die Gala ausfallen lassen müssen“, erklärt Bürgermeisterin Christine Klein. „Unser Haushalt befindet sich nach wie vor in einer schwierigen Situation. Weitere Einsparungen sowie Steuer- und Gebührenerhöhungen stehen bekanntlich im Raum.
Eine solche Veranstaltung ist der Öffentlichkeit meines Erachtens nur schwer zu vermitteln, auch wenn hierfür bisher keine Mittel aus dem städtischen Haushalt geflossen sind.
Ich möchte mich herzlich bei allen Sponsoren bedanken, die uns in der Vergangenheit stets unterstützt haben und die auch weiterhin einen wichtigen Beitrag zu den kulturellen Ereignissen in unserer Stadt leisten.“
Die Absage für dieses Jahr bedeutet nicht das generelle Aus für die Eysoldt-Gala im Bürgerhaus. Über eine Ausrichtung 2026 wird zu gegebener Zeit entschieden.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring gilt als einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum und wird seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben.
Mit der Vergabe des Gertrud-Eysoldt-Ringes, einem mit 10.000 Euro dotierten Ehrenring, würdigen die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste eine schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne.
Erste Preisträgerin war Doris Schade, ihr folgten große Schauspieler wie Klaus Maria Brandauer, Cornelia Froboess, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Ulrich Mühe, Ulrich Matthes, Tobias Moretti, Charly Hübner, Lina Beckmann und Sandra Hüller.
Der Gertrud-Eysoldt-Ring geht auf ein Vermächtnis des Journalisten und Theaterkritikers Wilhelm Ringelband zurück, der von 1944 bis zu seinem Tod in Bensheim lebte und in seinem Testament einen Schauspielerpreis mit dem Namen seiner Lieblingskünstlerin Gertrud Eysoldt verfügte.
Gertrud Eysoldt gilt als erste Feministin des deutschen Theaters. Sie war in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Max Reinhardt eine der bedeutendsten Theaterschauspielerinnen im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts.
Finanziert wird die Verleihung des Gertrud-Eysoldt-Rings durch die Ringelband-Stiftung und dank des Engagements von Sponsoren. Als Wilhelm Ringelband 1981 ohne Nachkommen in Bensheim starb, hinterließ er ein Vermögen – und ein Testament mit Auflagen. Schließlich sollte sein Erbe dem Allgemeinwohl dienen.
Die Stadt Bensheim gründete daher 1983 nach dem letzten Willen des Verstorbenen die „Johanna-, Friedrich Wilhelm- und Will-Ringelband-Stiftung“, aus der seitdem die kulturellen und sozialen Testamentsverpflichtungen finanziert werden. Dazu zählt neben dem renommierten Theaterpreis auch das Ringelbandhaus, eine Wohngruppe für psychisch kranke Männer.