GeMAInsam Zukunft gestalten
Aufruf zur 1. Mai Kundgebung in DarmstadtDARMSTADT. - „GeMAInsam Zukunft gestalten“ - unter diesem Motto stehen die gewerkschaftlichen Kundgebungen am 1. Mai 2022.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Südhessen ruft zur 1. Mai Kundgebung in Darmstadt auf. Der traditionelle Demonstrationszug beginnt ab 10 Uhr am DGB Haus, Rheinstraße 50 in Darmstadt. Die Kundgebung beginnt um 11 Uhr auf dem Marktplatz.
Die Hauptrede wird in diesem Jahr der neue DGB Regionsgeschäftsführer in Südhessen, Jens Liedtke halten. Weitere Redebeiträge kommen aus der Jugend, aus den Betrieben und der Friedensbewegung. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von der Band Mannijo mit Manfred Pohlmann.
Auf einem Markt der Möglichkeiten gibt es Action, Essen, Getränke und jede Menge Möglichkeit ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss wird ab 15 Uhr, im Jugendhof Bessunger Forst, Aschaffenburger Straße 189, in Darmstadt weitergefeiert.
Der DGB Südhessen ruft alle Gewerkschaftsmitglieder, alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und alle Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an der Mai-Kundgebung auf.
Jens Liedtke, DGB Regionsgeschäftsführer Südhessen sagt: „Nach zwei Jahren Pandemie wollen wir dieses Jahr wieder gemeinsam auf die Straße gehen und am Tag der Arbeit ein sichtbares Zeichen für eine gerechte Zukunft setzen:
Für Frieden und Demokratie, für gute Arbeit und soziale Gerechtigkeit, für aktiven Klimaschutz, für ein soziales und solidarisches Europa, für internationale Solidarität, gegen rechte Hetze, für ein gutes Leben für alle Menschen.
Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften setzen sich für eine Gesellschaft ein, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, nicht der Markt. Mensch und Umwelt müssen Vorrang haben vor Kapital- und Profitinteressen. Lasst uns GeMAInsam Zukunft gestalten: Sozial, ökologisch, demokratisch und solidarisch. Dafür demonstrieren wir am 1. Mai.“
Zum Krieg in der Ukraine betont Liedtke: „Der Tag der Arbeit ist auch ein Tag der Solidarität. Diese gehört in diesem Jahr auch den Menschen in der Ukraine und den mutigen Menschen in Russland, die gegen den Krieg demonstrieren.
Der schreckliche Angriffskrieg der russischen Regierung muss sofort beendet werden. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften verurteilen den brutalen völkerrechtswidrigen Krieg und fordern Putin auf, den Krieg sofort zu beenden und die russischen Truppen aus der Ukraine zurückzuziehen. Das wird auch ein zentrales Thema auf der Kundgebung zum 1. Mai sein!“
Die Coronapandemie, der Krieg in der Ukraine, die steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der rasante Wandel im Berufsleben zeigen wie vielfältig und vielschichtig die aktuellen Herausforderungen sind, denen sich der DGB und die Gewerkschaften annehmen.
Karin Harder, Geschäftsführerin von ver.di Südhessen verweist auf die Tarifrunde für die Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen, in der Sozialen Arbeit und in der Behindertenhilfe: „Die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst arbeiten am Limit.
Die Personaldecke in den Einrichtungen ist zu dünn. Nicht erst seit der Corona-Pandemie. Durchschnittlich fehlen in den KiTas drei Kolleg*innen pro Einrichtung, um den Kindern gerecht zu werden. Wir fordern daher bessere Arbeitsbedingungen und eine deutlich bessere finanzielle Anerkennung der Kolleg*innen.
Das hier dringend mehr Fachkräfte benötigt werden, beklagen auch die Arbeitgeber*innen, ansonsten waren sie bisher jedoch nicht einsichtig. Sie sind am Zug und müssen sich in der Tarifrunde jetzt endlich auf die Arbeitnehmer*innen zubewegen.
Jürgen Glaser, Bezirksleiter des IG BCE Bezirks Darmstadt kann positives berichten: „Den Betrieben in den von uns organisierten Branchen, geht es überwiegend sehr gut! Wir haben sehr gute Jahresergebnisse 2021, Rekordergebnisse mit zweistelligen Wachstums- und Renditezahlen.
Glaser mahnt jedoch: „Die gute Entwicklung könnten künftig durch Knappheit an Fachkräften in Frage gestellt werden. Wir erwarten daher, dass die Unternehmen durch vorausschauende Ausbildung ihren Beitrag leisten. Derzeit sind die angebotenen Ausbildungsplätze eher auf dem Rückzug.
Wir haben derzeit auch große Sorge, insbesondere was in der Folge des Ukraine-Krieges, neben der humanitären Katastrophe, noch passieren kann. Die größten Befürchtungen sind mit einer eingeschränkten Gasversorgung verbunden.
Für diesen Fall rechnen wir mit nachhaltigen Folgen für unsere Betriebe. Kurzfristig geht es um Produktionsstilllegungen, mittelfristig aber um die Frage welche Bereiche in Deutschland eine industrielle Zukunft haben.
Deswegen beziehen wir Position und koordinieren unsere Aktivitäten hierzu bundesweit. Vor dem Hintergrund der ungewissen Situation haben wir einen sehr ungewöhnlichen Tarif-(zwischen)abschluss gemacht.
Mit einer Brückenzahlung von1400€ für sieben Monate wollen wir aktuell Kaufkraft schaffen aber auch Zeit gewinnen, um die weitere Entwicklung der Tarifentgelte im Oktober weiter zu verhandeln.“
Auch das Thema Transformation hat bei der IG BCE einen hohen Stellenwert. „Wir brauchen die Modernisierung, aber sie muss sozialverträglich sein.
Die Qualifizierung der Mitarbeiter wird hierbei eine Schlüsselrolle spielen. Wir brauchen aber auch eine staatliche Begleitung und Förderung des Prozesses, z.B. durch Sicherstellung kostengünstiger grüner Energie“, teilt Glaser mit.
Max Zeiher, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Darmstadt unterstreicht: „Unsere Gewerkschaftsarbeit lebt insbesondere vom Erleben und vom gemeinsamen Kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen.
Daher ist der diesjährige Titel für den 1. Mai „GeMAInsam Zukunft Gestalten“ besonders passend. Wir stehen nicht nur gesellschaftspolitisch, sondern auch in unseren Betrieben vor großen Herausforderungen, die in manchen Bereichen die Zukunft unsicher wirken lassen. Das sind in unseren Betrieben insbesondere die vielfältigen Herausforderungen in der Transformation der Industrie.“
Zeiher klagt an: „Viele Arbeitgeber haben die Pandemie als Deckmantel benutzt, um die Transformation voranzutreiben und Umstrukturierungen durchzusetzen. Das prominenteste Beispiel ist die geplante Werksschließung von Continental in Babenhausen, die wir bis Ende 2028 verhindern konnten.
Das Beispiel Continental zeigt auch, dass wir in den letzten Jahren trotz Pandemie handlungs- und kampffähig waren. Dies belegen auch die Betriebsratsneugründungen, die wir im letzten Jahr initiiert und begleitet haben.
Dabei waren klassische „Metallbereiche“ wie beispielsweise bei IW Gussputz in Babenhausen, als auch neue Hightech Branchen wie der Batteriehersteller Akasol in Darmstadt betroffen.“
Die Zielrichtung der nächsten Jahre steht für Zeiher fest: „Bestehende Industrien werden von uns begleitet auf dem Weg zu besseren Arbeits- und Lebensbedingungen sowie auf dem Weg hin zu modernen Produkten, während wir in sich neu entwickelnden Branchen die Betriebe, die bereits innovative Lösungen anbieten, unterstützen sich die betriebliche Mitbestimmung zu sichern und Tarifbindung herzustellen.
Ein wichtiger Bestandteil dabei wird die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie diesen Herbst sein. Bereits jetzt im Mai beginnen wir mit einer Beschäftigtenbefragung die Tarifrunde in der für uns größten Industriebranche.“
Für die Gewerkschaften steht fest, dass die Vielfältigkeit dieser Aufgaben zeigt, wie wichtig es ist, dass sie gemeinsam angegangen werden, denn die besten Zukunftslösungen finden wir seit jeher solidarisch als Gemeinschaf, indem wir GeMAInsam Zukunft gestalten.