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In SĂŒdhessen lĂ€sst es sich sicher leben

SĂŒdhessen / Darmstadt: Die Polizeiliche Kriminalstatistik des PolizeiprĂ€sidiums SĂŒdhessen aus dem Jahr 2022

SÜDHESSEN / DARMSTADT. - Die Polizeiliche Kriminalstatistik des PolizeiprĂ€sidiums SĂŒdhessen 2022 - In SĂŒdhessen lĂ€sst es sich sicher leben:

- SĂŒdhessen ist das fĂŒnfte Jahr in Folge sicherste Region in Hessen
- hohes Sicherheitsniveau
- konstant gute AufklÀrungsquote seit 10 Jahren
- Wohnungseinbruch und StraßenkriminalitĂ€t innerhalb der letzten  20 Jahre halbieren
- weiterer Anstieg der Rohheitsdelikte
- tÀtliche Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nehmen weiter deutlich zu

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist seit zwei Jahren erstmals wieder ohne grĂ¶ĂŸere Corona-EinflĂŒsse entstanden. Ein direkter Zahlenvergleich mit dem Vorjahr ist daher nur bedingt aussagekrĂ€ftig.

Der Langzeitvergleich ist demzufolge ein wichtiger Gradmesser, wie sich KriminalitÀt, aber auch
Gesellschaft entwickelt haben. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass durch die Corona-Pandemie positiv beeinflusste Deliktsbereiche in 2022, aufgrund der RĂŒckkehr zum öffentlichen Leben und damit verbunden auch mehr Tatmöglichkeiten, eine Steigerung erfahren haben.

Delikte, die hingegen in Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Miteinander stehen, verzeichnen, wie bereits in den letzten Jahren, weiterhin einen Anstieg, unabhĂ€ngig von der Pandemie. Dies zusammen fĂŒhrte zu einem Anstieg der Fallzahlen im Gesamten.

Die polizeilich registrierten Straftaten sind nach fĂŒnf Jahren in 2022 erstmals wieder von einem niedrigen KriminalitĂ€tsniveau angestiegen.

Der sehr deutliche RĂŒckgang der Straftaten und die damit gleichzeitig gestiegene AufklĂ€rungsquote in den von der Pandemie beeinflussten Jahren wirkten sich in 2022 noch einmal verstĂ€rkt auf den Anstieg der Fallzahlen und den RĂŒckgang der AufklĂ€rungsquote aus.

Blendet man die beiden Corona-Jahre aus, so ist mit 44.084 registrierten FĂ€llen lediglich ein moderater Anstieg von 5,3 % im Vergleich zu 2019 zu verzeichnen.

Die AufklĂ€rungsquote von 63,2 % ist konstant zum Vor-Pandemie-Niveau. SĂŒdhessen liegt im Vergleich insgesamt im Landestrend. Überall sind nach den Pandemiejahren wieder steigende Fallzahlen zu verzeichnen.

„Betrachtet man die KriminalitĂ€tsentwicklung der letzten Jahre, so ist festzustellen, dass SĂŒdhessen insgesamt eine gute Sicherheitsbilanz vorweisen kann.

Besonders erfreulich ist, dass SĂŒdhessen erneut, und das bereits das fĂŒnfte Mal in Folge, sicherste Region in dem im bundesweiten Vergleich ohnehin sehr sicheren Hessen ist. Darmstadt konnte sich erneut an der Spitze der kreisfreien StĂ€dte behaupten.

Konkret heißt das, dass die KriminalitĂ€tsbelastung insgesamt in SĂŒdhessen so gering ist, wie nirgends anders in Hessen. Das zeigt, unabhĂ€ngig von den Fallzahlen, dass sich die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger in SĂŒdhessen weiterhin sicher fĂŒhlen können", so PolizeiprĂ€sident Björn Gutzeit.

Die KriminalitÀtsbelastung, gemessen an der HÀufigkeitszahl (HZ), die die Anzahl an Straftaten pro 100.000 Einwohner innerhalb eines Jahres angibt, betrÀgt 4.004.

Der Anstieg der HÀufigkeitszahl im Vergleich zum Vorjahr korrespondiert mit dem allgemeinen Fallzahlenanstieg. Eine HÀufigkeitszahl von 4.004 bedeutet daher weiterhin, dass die KriminalitÀtsbelastung niedrig ist

„WĂ€hrend vor 20 Jahren nicht einmal die HĂ€lfte der Straftaten geklĂ€rt werden konnte, können wir bereits seit 10 Jahren auf eine AufklĂ€rungsquote von ĂŒber 60 % blicken. Vergleicht man die Fallzahlen mit denen von vor 20 Jahren, so ist eine deutliche Reduzierung von 18,3 % zu verzeichnen.

Das heißt, wir haben deutlich ĂŒber ÂŒ weniger Straftaten als 2004, verbunden mit einer deutlich
besseren AufklÀrungsquote. Wir können daher auf eine positive Gesamtentwicklung blicken.

Diese Entwicklung ist nur durch gute Polizeiarbeit in Verbindung mit guten Rahmenbedingungen, sowohl im Bereich der KriminalitÀtsbekÀmpfung als auch mit passgenauer PrÀvention möglich.

FĂŒr die dafĂŒr geleistete Arbeit bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tĂ€glich rund um die Uhr fĂŒr die Sicherheit der BĂŒrgerinnen und BĂŒrger in SĂŒdhessen unterwegs sind“, so PolizeiprĂ€sident Björn Gutzeit zur Entwicklung der KriminalitĂ€t innerhalb der letzten 20 Jahre.

Wohnungseinbruch und StraßenkriminalitĂ€t

Der Anstieg von WohnungseinbrĂŒchen und StraßenkriminalitĂ€t, deren Fallzahlen sich in 2021 auf historischem Tiefstand befanden, erklĂ€rt sich insbesondere durch den Wegfall der pandemiebedingten EinschrĂ€nkungen und der RĂŒckkehr zum öffentlichen Leben, wodurch wieder mehr Tatgelegenheiten vorhanden waren.

„Durch den direkten Vergleich zum Vorjahr entsteht bei diesen beiden Delikten möglicherweise ein falscher Eindruck. Der Langzeitvergleich zeigt deutlich, wie hoch die Fallzahlen noch vor einigen Jahren waren und wo wir jetzt stehen“, sagte PolizeiprĂ€sident Björn Gutzeit.

Im Vergleich zu 2017, das mit 1.258 FĂ€llen das Jahr mit den meisten EinbrĂŒchen der letzten 20 Jahre war, haben EinbrĂŒche um 46 % auf 680 FĂ€lle abgenommen.

Blendet man die beiden Pandemiejahre aus, die die Tatmöglichkeiten deutlich reduziert haben, so haben wir ÂŒ weniger EinbrĂŒche als 2019. Parallel dazu ist der Anteil an Versuchen gestiegen und liegt bei 44 %.

Das heißt in 44 % aller FĂ€lle gelang es Einbrechern nicht, in die WohnrĂ€ume zu gelangen oder Wertsachen zu entwenden. Hier zahlen sich gute Objektsicherungen und PrĂ€ventionsmaßnahmen aus.

Ein Ă€hnliches Bild zeigt auch die Entwicklung der StraßenkriminalitĂ€t. Durch intensive Kontrollmaßnahmen und mehr PrĂ€senz im öffentlichen Raum konnte die StraßenkriminalitĂ€t in SĂŒdhessen in den letzten 20 Jahren um mehr als die HĂ€lfte (- 54,2 %) reduziert werden.

Besonders erfreulich ist, dass sowohl der Straßenraub als auch der einfache Diebstahl aus Fahrzeugen (625 FĂ€lle, - 7 %) in den letzten Jahren abgenommen haben.

Mit 90 FĂ€llen in ganz SĂŒdhessen und einer SpitzenaufklĂ€rungsquote von 73,3 % verzeichnet der Straßenraub die besten Werte in den letzten sechs Jahren. Gerade im ersten Corona-Jahr waren die Werte auf einen Höchststand von 134 Taten angestiegen.

Dies insbesondere, weil durch pandemiebedingte EinschrÀnkungen andere Tatgelegenheiten, wie zum Beispiel Diebstahlsmöglichkeiten, ausblieben.

Fast halbiert haben sich auch die Fallzahlen des schweren Diebstahls aus Fahrzeugen. Die Fallzahlen nahmen von 1.243 FĂ€llen in 2017 um 48,3 % auf 643 ab.

„Die BekĂ€mpfung der StraßenkriminalitĂ€t und des Wohnungseinbruchs wird auch weiterhin im besonderen Fokus der sĂŒdhessischen Polizei stehen.

Bereits zu Beginn meiner Amtszeit habe ich deutlich gemacht, dass die BekĂ€mpfung der beiden Delikte, insbesondere durch regelmĂ€ĂŸige und auch direktionsĂŒbergreifende Kontrollmaßnahmen, weiterhin eine hohe PrioritĂ€t in unserer polizeilichen Arbeit darstellen muss und noch intensiviert wird.

Gerade die Sicherheit im öffentlichen Raum ist fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger von besonderer Bedeutung. Ihr Sicherheitsempfinden ist dabei maßgeblich, unabhĂ€ngig von der tatsĂ€chlichen KriminalitĂ€t.

Die wohl mittlerweile allen bekannte bundesweit einmalige Sicherheitsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel), deren Ziel es ist, den öffentlichen Raum noch sicherer zu machen, ist eine dieser Maßnahmen.

Es freut mich ganz besonders, dass mit aktuell 34 teilnehmenden Kommunen nahezu die HĂ€lfte aller 72 Kommunen in SĂŒdhessen bereits an KOMPASS teilnehmen. Weitere 16 haben bereits ihr Interesse bekundet", so der sĂŒdhessische PolizeiprĂ€sident.

Eine besondere Rolle, in Bezug auf Sicherheit im öffentlichen Raum, haben auch die Schutzfrau und der Schutzmann vor Ort, die als direkte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner in den Kommunen zur VerfĂŒgung stehen.

Sie sind ein Bindeglied zwischen BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern, Kommunen und Polizei. Mit dem erfolgten Personalaufwuchs konnte ihre Zahl verstĂ€rkt werden und es stehen in SĂŒdhessen beachtliche 33 Schutzfrauen und SchutzmĂ€nner den BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern in nahezu allen KOMPASS-Kommunen und auch weiteren Kommunen zur VerfĂŒgung.

Diese Zahl wird noch weiterwachsen und zeigt, wie wichtig die NĂ€he und der direkte Kontakt zu den BĂŒrgerinnen und BĂŒrgern ist.

Zudem bietet das vom hessischen Innenministerium eingefĂŒhrte >Sicherheitsportal Hessen< (www.sicherheitsportal.hessen.de) fĂŒr die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger die Möglichkeit, ihre Anliegen einfach, direkt und online mitzuteilen.

„Mitteilungen an die Polizei sind fĂŒr eine gute und bĂŒrgernahe Polizeiarbeit sehr wichtig. Dies machen die Menschen in dieser Region vorbildlich. DafĂŒr gilt Ihnen mein außerordentlicher Dank und die Bitte, hierbei nicht nachzulassen“, so der PolizeiprĂ€sident ergĂ€nzend.

Delikte mit pandemieunabhÀngigem Fallzahlenanstieg

Rohheitsdelikte

Der Negativtrend in der Fallzahlenentwicklung bei den sogenannten Rohheitsdelikten, dazu zÀhlen Körperverletzungsdelikte, Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Raubdelikte, setzt sich auch in 2022 weiter fort.

Mittlerweile sind 17,5 % aller Straftaten Rohheitsdelikte, 2018 waren es lediglich 13,3 %. Mit 7.701 Straftaten sind die Fallzahlen auf dem höchsten Stand der letzten Jahre. Allein im Vergleich zum Vorjahr erfolgte ein Anstieg von fast 20 %.

Bei den Rohheitsdelikten ist in den letzten Jahren auch vermehrt eine deutliche Respektlosigkeit in den sozialen Medien festzustellen. Auch dieser Trend dauert weiter an und spiegelt sich bei der Fallzahlenentwicklung der Bedrohungstaten wider.

Die Zahl der strafrechtlich relevanten Bedrohungen nimmt seit Jahren stetig zu. Seit 2017 ist mit einer Zunahme von 112 % eine deutliche Steigerung der Fallzahlen von 809 auf 1.717 Taten zu verzeichnen.

Im virtuellen Bereich ist der Anstieg durch die AnonymitĂ€t des Internets noch deutlicher. Hier werden Bedrohungen insbesondere in den sozialen Medien verĂŒbt. Die Fallzahlen sind seit 2017 um ĂŒber 187 % von 64 auf 184 gestiegen.

Auch die Körperverletzungsdelikte haben mit fast 5.000 Taten in 2022 ihren Höchststand erreicht. Nach einem RĂŒckgang von knapp 8 % im Vorjahr, sind sie in 2022 um 21,7 % gestiegen.

Die Mehrheit der FÀlle sind einfache vorsÀtzliche Körperverletzungen (3.397 FÀlle). Sie sind im Vergleich zum Vorjahr um 23,7 % gestiegen. Schwere Körperverletzungen haben um 15,3 % auf 1.330 Taten zugenommen.

„Die Ursachen fĂŒr diese anhaltenden Fallzahlenanstiege sind vielschichtig. Sie sind neben einer Erhöhung der Anzeigenbereitschaft in den letzten Jahren im Wesentlichen, auch durch eine spĂŒrbare Verrohung der Gesellschaft und mangelnde Respektlosigkeit zu erklĂ€ren, verstĂ€rkt durch mehr Egoismus und einen allgemein raueren Umgangston.

Die Polizei kann hier meist nur schlichtend und vermittelnd auf Betroffene einwirken, wenn Konflikte bereits eskaliert sind. Letztlich liegt ein gesamtgesellschaftliches Problem vor, das durch uns alle als Teil dieser Gesellschaft gemeinsam mit den gesellschaftlichen und staatlichen Institutionen angegangen werden muss.

Zudem leben wir immer mehr in einer virtuellen beziehungsweise digitalen Welt und verlernen dabei vielleicht ein wenig einen angemessenen Umgang miteinander.

Diese Entwicklung ist leider auch deutlich bei der Gewalt gegen EinsatzkrĂ€fte zu verzeichnen. Die steigende Gewaltbereitschaft der letzten Jahre und die negative Einstellung gegenĂŒber der Polizei und staatlichen Handelns allgemein, verbunden mit mangelndem Respekt, lĂ€sst sich an den Zahlen deutlich ablesen.

Erneut haben die Angriffe und somit auch die Opfer deutlich zugenommen. Das ist weiterhin eine besorgniserregende Entwicklung und auch nicht ansatzweise so zu akzeptieren", so PolizeiprÀsident Björn Gutzeit.

Mehr Angriffe auf EinsatzkrÀfte

2022 wurden 513 Polizeibeamtinnen oder Polizeibeamte Opfer einer Straftat. Das sind 294 mehr als noch 2017 und entspricht einer Zunahme von 134 %. Allein von 2021 auf 2022 sind die Opferzahlen um beachtliche 15 % gestiegen.

Eine deutliche Zunahme der Opfer ist auch bei Feuerwehr und Rettungsdienst zu verzeichnen. Waren es 2017 insgesamt 4 Opfer, so hat sich ihre Zahl auf 24 versechsfacht.

Seit EinfĂŒhrung des sogenannten Schutzparagraphen im Jahr 2017 sind die tĂ€tlichen Angriffe auf Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte mit 280 Taten auf Höchststand. &#8195;

Bei einem Blick auf die ermittelten 270 TatverdÀchtigen fÀllt auf, dass 92 % nicht allein handelten. Hier zeigt sich ganz klar, dass es einen deutlichen Solidarisierungseffekt gibt, sobald die Polizei tÀtig wird.

Als Vorreiter in Hessen hat das PolizeiprĂ€sidium SĂŒdhessen bei der Kriminaldirektion ein eigenes Sachgebiet eingerichtet, das in enger Absprache mit der Staatsanwaltschaft Darmstadt entsprechende Verfahren zentral bearbeitet. Ziel ist dabei eine schnelle Abarbeitung, die im besten Fall zu einer Verurteilung fĂŒhrt.

„Dieser negativen Entwicklung muss mit allen Mitteln begegnet werden. Insbesondere mĂŒssen die TĂ€ter schnell die Konsequenzen fĂŒr ihr Handeln spĂŒren.

FĂŒr die gute Zusammenarbeit bedanke ich mich ausdrĂŒcklich bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt. Weiterhin begrĂŒĂŸe ich die Forderung der Landesregierung nach einer StrafverschĂ€rfung von drei auf sechs Monate Mindeststrafe in Zusammenhang mit dem sogenannten Schutzparagraphen.

Denn dann ist das Strafmaß nicht mehr in eine Geldstrafe umwandelbar. Zudem ist eine deutlichere Ausschöpfung des Strafrahmens bis zu fĂŒnf Jahren wĂŒnschenswert, um potentielle TĂ€ter frĂŒhzeitig abzuschrecken.

Mit der Schutzschleifen-Kampagne zeigt das Hessische Innenministerium nicht nur SolidaritĂ€t mit den EinsatzkrĂ€ften, sondern wirbt auch fĂŒr einen gesellschaftlichen Konsens und eine Kultur des Respekts und der WertschĂ€tzung.

Mit dem Tragen der Schleife kann jeder klar Stellung beziehen. Wir als Gesellschaft können es doch nicht akzeptieren, dass Menschen, die zum Helfen kommen, angegriffen werden", betont PolizeiprÀsident Björn Gutzeit deutlich.

JugendkriminalitÀt

Mit Sorge blickt der PolizeiprĂ€sident auch auf die JugendkriminalitĂ€t. Rund 20 % der ermittelten TatverdĂ€chtigen sind unter 21 Jahren. Die Zahl der Straftaten, die von Jugendlichen verĂŒbt wurde, ist auf dem höchsten Stand der letzten sechs Jahre.

1.989 aller ermittelten TatverdĂ€chtigen (20.830 Personen) waren zwischen 14 und 18 Jahren. WĂ€hrend der Anteil der straffĂ€lligen Heranwachsenden in den letzten fĂŒnf Jahren von 9,3 % in 2018 auf 7,3 % in 2022 kontinuierlich zurĂŒckging, ist der von Jugendlichen von 7,8 % auf 9,5 % gestiegen. Der von Kindern ist ebenfalls von 2,0 % auf 3,3 % gestiegen.

Bei Körperverletzungsdelikten betrĂ€gt der Anteil der unter 21-JĂ€hrigen 20 % und ist damit auf Höchststand. 13,7 % der TatverdĂ€chtigen in Zusammenhang mit Widerstandshandlungen waren unter 21 Jahren. Hier wird die Respektlosigkeit gegenĂŒber der Staatsgewalt deutlich.

„Die Polizei arbeitet hier im Rahmen ihrer ZustĂ€ndigkeiten und Möglichkeiten mit verschiedenen PrĂ€ventionskonzepten und auch tĂ€terorientierten Ermittlungen mit Nachdruck daran, dass diese negative Entwicklung gestoppt wird.

Hierbei sind aber vor allem auch gesamtgesellschaftliche Angebote und Maßnahmen gefordert, um eine StraffĂ€lligkeit zu verhindern beziehungsweise junge StraftĂ€ter von ihrem delinquenten Verhalten abzubringen", so Björn Gutzeit.

Die Polizei in SĂŒdhessen befasst sich im Rahmen von PrĂ€vention, Intervention, Repression und AufklĂ€rung intensiv mit straffĂ€lligen Jugendlichen und Heranwachsenden in den Kommissariaten fĂŒr tĂ€terorientierte Ermittlungen, die auch von der Jugendkoordination der Polizeidirektionen unterstĂŒtzt werden und setzt sich neben einer internen Optimierung von ArbeitsablĂ€ufen auch fĂŒr die weitere StĂ€rkung der notwendigen behörden- und institutionsĂŒbergreifenden Zusammenarbeit ein.

Sexualdelikte

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben sich in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt. Allein im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von ĂŒber 36 % zu verzeichnen.

Im Vergleich zum Vorjahr haben Sexualdelikte um 35,7 %, sexuelle BelÀstigungen um 37,6 % und Beleidigungen auf sexueller Grundlage um 45, 2 % zugenommen.

Die Zunahme der sexuellen BelĂ€stigungen und Beleidigungen sind zum einen durch ein verĂ€ndertes Anzeigeverhalten in Zusammenhang mit der öffentlichen Thematisierung, zum anderen durch den RĂŒckgang der Corona-EinschrĂ€nkungen und der RĂŒckkehr zum öffentlichen Leben, verbunden mit mehr Tatgelegenheiten, zu erklĂ€ren.

Der Anstieg der Sexualdelikte resultiert im Wesentlichen aus den Ermittlungen der BAO FOKUS, in der seit Oktober 2020 der Kampf gegen Kindesmissbrauch intensiviert wurde. Das PolizeiprĂ€sidium SĂŒdhessen ist ein Regionalabschnitt der BAO FOKUS und bearbeitet die sĂŒdhessischen FĂ€lle.

Nach wie vor ist ein deutlicher Anstieg der FÀlle, in Zusammenhang mit Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Kinderpornografie, zu verzeichnen. Allein im Vergleich zum Vorjahr haben die Fallzahlen um 68,5 % auf 627 Taten zugenommen. Seit 2017 haben sich die Zahlen mehr als verzwölffacht.

Im Rahmen der Ermittlungen haben die sĂŒdhessischen Ermittlerinnen und Ermittler in 2022 ĂŒber 200 DurchsuchungsbeschlĂŒsse vollstreckt. Seit Bestehen des Regionalabschnitts SĂŒdhessen gab es bereits 503 anlassbezogene Durchsuchungen.

„Der weitere deutliche Anstieg der Fallzahlen resultiert zum einen aus deutlich mehr Meldungen von VerdachtsfĂ€llen durch NGOs, zum anderen aber auch aus den polizeilichen Maßnahmen.

So wird durch Ermittlungsverfahren eine Vielzahl von weiteren Verfahren gegen weitere Abnehmer oder Konsumenten erzeugt. Zudem werden durch Intervention und PrÀvention auch mehr FÀlle gemeldet.

Das macht sich bei den sĂŒdhessischen Zahlen deutlich bemerkbar. Betonen möchte ich, dass es sich bei den FĂ€llen mehrheitlich um Taten im digitalen Raum handelt", erklĂ€rt der Leiter der Abteilung Einsatz des PolizeiprĂ€sidiums SĂŒdhessen, Abteilungsdirektor Dieter Rein, die Entwicklung.

„Eine Vielzahl unserer TatverdĂ€chtigen sind Jugendliche, die oft in Unwissenheit der Strafbarkeit ĂŒber ihre Smartphones entsprechende Bilder empfangen und versenden.

Um diesem PhĂ€nomen entgegenzuwirken, haben wir in 2022 die Interventionskampagne „Denken statt Senden“ an Schulen initiiert, die von unseren Schutzfrauen und SchutzmĂ€nnern begleitet wird.

Diese klĂ€rten SchĂŒlerinnen und SchĂŒler ĂŒber Risiken im Netz und damit verbundene Konsequenzen auf. Damit haben wir bereits ĂŒber 15.000 SchĂŒler, 820 LehrkrĂ€fte und 1.340 Erziehungsberechtigte erreicht.

Die Feedbacks sind durchweg positiv und haben gezeigt, dass diese Art von AufklĂ€rung dringend erforderlich war“, so Abteilungsdirektor Dieter Rein.

PolizeiprĂ€sident Björn Gutzeit ergĂ€nzt: „Es freut mich, dass sich das PolizeiprĂ€sidium SĂŒdhessen ganz besonders im Kampf gegen Kindesmissbrauch engagiert.

„Brich Dein Schweigen - Hinter jedem Missbrauch steckt ein Gesicht“, lautet der Name unserer PrĂ€ventionskampagne, die unter FederfĂŒhrung von PolizeivizeprĂ€sident Rudi Heimann seit MĂ€rz 2022 gemeinsam mit zahlreichen Akteuren aus der Region angestoßen wurde.

Unter anderem der Verein „BĂŒrger und Polizei Bergstraße e.V.“, Rotary - Clubs aus der Region sowie zahlreiche weitere UnterstĂŒtzer leisten hier gemeinsam einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen im sĂŒdhessischen Raum.

Die Teilnehmer und UnterstĂŒtzer werden immer mehr. Die Aktionen sind vielfĂ€ltig und reichen von Kinoveranstaltungen fĂŒr Schulen, Infopakete fĂŒr Arztpraxen, Expertendiskussionen und vieles mehr. Auch unsere Schulintervention ist mittlerweile fester Bestandteil der Kampagne.

Weitere Delikte im Überblick

Sprengung von Geldautomaten

Das PhĂ€nomen der Geldautomatensprengungen ist seit 2015 bekannt. In 2021 waren die Fallzahlen mit 56 Taten, davon acht in SĂŒdhessen, auf Höchststand.

Durch gezielte PrĂ€ventionskonzepte, verbesserte Sicherungsmaßnahmen sowie lĂ€nder- und grenzĂŒberschreitende KriminalitĂ€tsbekĂ€mpfung ist es gelungen, die Taten in Hessen zu reduzieren.

In 2022 konnten 41 FĂ€lle in Hessen registriert werden, sieben davon waren in SĂŒdhessen. In SĂŒdhessen haben die TĂ€ter dabei durch ihr Vorgehen ĂŒber eine Million Euro Schaden angerichtet, nur in drei FĂ€llen konnten sie mit Beute flĂŒchten.

Die Taten fanden mit Ausnahme des Odenwaldkreises in allen Landkreisen statt. Der Schwerpunkt lag mit vier FĂ€llen im Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Insbesondere durch die vom Hessischen Innenministerium ins Leben gerufene hessenweite Sicherheitskooperation mit den Banken, ist es gelungen, das PhĂ€nomen einzudĂ€mmen und Hessen fĂŒr TĂ€ter unattraktiv zu machen. PrĂ€vention und intensiver Kontrolldruck haben zu einer VerdrĂ€ngung der TĂ€ter gefĂŒhrt.

Diebstahlsdelikte

bilden mit 32,2 % neben Vermögens- und FĂ€lschungsdelikten einen Schwerpunkt aller Straftaten. Durch DiebstĂ€hle ist in 2022 ein Vermögensschaden von ĂŒber 21 Millionen Euro entstanden. Die Diebstahlsdelikte befinden sich mit 14.217 FĂ€llen auf Vor-Pandemie-Niveau.

Innerhalb der letzten 20 Jahre haben Diebstahlsdelikte um 55 % abgenommen. Im Vergleich zu 2017 haben schwere DiebstĂ€hle um ÂŒ abgenommen, einfache DiebstĂ€hle um 9 %. Die AufklĂ€rungsquote von 36,1 % ist die Beste innerhalb der letzten sechs Jahre.

Die meisten Taten im Bereich des einfachen Diebstahls sind mit 2.720 FĂ€llen LadendiebstĂ€hle. Diese haben im Vergleich zum Vorjahr um 46 % zugenommen, nachdem von 2021 im Vergleich zu 2020 ein RĂŒckgang von 30 % zu verzeichnen war.

Im 20-Jahresvergleich haben die LadendiebstÀhle von 4.942 FÀllen auf 2.635 abgenommen. Das ist eine Reduzierung um beachtliche 46,7 %.

Eine positive Entwicklung ist auch im Bereich des Taschendiebstahls festzustellen. Hier gingen die Taten innerhalb der letzten 20 Jahre sogar um fast 60 % zurĂŒck. Wurden 2002 noch 763 FĂ€lle registriert, so waren es 2022 lediglich 315 und das in ganz SĂŒdhessen.

Beim schweren Diebstahl wurden die meisten Taten mit 1.909 FĂ€llen beim Fahrraddiebstahl registriert. Hier sind die Fallzahlen von 1.522 FĂ€llen auf 1.909 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und haben somit eine Zunahme von 25,4 % erfahren.

Ihr Anteil am schweren Diebstahl betrĂ€gt 31,6 %. Dabei stehen vermehrt hochwertige FĂ€hrrĂ€der und E-Bikes besonders im Fokus. Dieser Entwicklung begegnet die Polizei in SĂŒdhessen bereits mit verschiedenen PrĂ€ventions- und gezielten Kontrollmaßnahmen sowie einer zentralisierten Sachbearbeitung.

Missbrauch von Notrufen

Ein besonderes PhÀnomen, das in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, ist der Missbrauch von Notrufen. Waren es 2016 noch 24 Taten oder 2018 bereits 32, so mussten wir in 2022 insgesamt 84 FÀlle registrieren.

Die Fallzahlen erscheinen mit 84 nicht hoch, doch jeder Notruf, der keiner ist, kann wichtige Zeit kosten, die andere möglicherweise benötigen.

Dies ist leider mehr und mehr der Fall. Bei den 84 FÀllen handelt es sich in der Regel nicht um reine Anrufe oder KuriositÀten, von denen es eine Vielzahl bei der Leitstelle gibt.

Oftmals wird eine Straftat, zum Teil sogar schlimme Straftaten, vorgetĂ€uscht, die wiederum zu entsprechenden Einsatzmaßnahmen fĂŒhren und eine Vielzahl von Beamtinnen und Beamten binden.

Diese stehen bis zur KlĂ€rung des Sachverhalts fĂŒr andere EinsĂ€tze nicht zur VerfĂŒgung. Diesem Trend gilt es durch AufklĂ€rungsarbeit deutlich entgegenzuwirken, denn der Missbrauch von Notrufen ist kein Kavaliersdelikt.

Weitere Aufgaben und Herausforderungen

UnabhĂ€ngig von der Polizeilichen Kriminalstatistik gab es fĂŒr die Polizei in SĂŒdhessen noch eine Vielzahl von weiteren Aufgaben und Herausforderungen. Es galt unter anderem fast 160.000 bei der Leitstelle eröffnete EinsĂ€tze abzuarbeiten, ĂŒber 24.100 UnfĂ€lle aufzunehmen, 2.600 EinsĂ€tze aus besonderem Anlass, wie zum Beispiel Versammlungen, Feste oder Fußballspiele zu sichern.

Insbesondere in der ersten JahreshĂ€lfte, fĂŒhrten Demonstrationen und andere Veranstaltungen von Corona-Gegnern und damit verbundene Gegenveranstaltungen zu einem deutlich gestiegenen Einsatzaufkommen.

Hinzu kam der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mit einem ebenfalls hohen Veranstaltungsgeschehen. Auch die Auswirkungen, wie Energiekrise und Inflation brachten neue Herausforderungen mit sich, auf die sich die Polizei vorbereiten musste.

„Die Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass die Polizei in SĂŒdhessen gute Arbeit fĂŒr die Sicherheit der Menschen hier leistet.

Mehr Personal, eine moderne Ausstattung, digitaler Fortschritt, eine strategische Anpassung der KriminalitĂ€tsbekĂ€mpfung sowie passgenaue PrĂ€vention haben in den letzten Jahren insgesamt zu einer deutlichen Reduzierung der KriminalitĂ€t und gleichzeitigen StĂ€rkung der Sicherheitslage sowie des SicherheitsgefĂŒhls der Bevölkerung gefĂŒhrt.&#8195;

Diese Entwicklung gilt es fortzufĂŒhren. Die Herausforderungen werden dabei, wie wir es gerade in 2022 wieder erlebt haben, nicht weniger.

FĂŒr ihren Einsatz und ihr hohes Engagement danke ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die tĂ€glich rund um die Uhr fĂŒr die Sicherheit der Bevölkerung in SĂŒdhessen sorgen. Die BĂŒrgerinnen und BĂŒrger können auf ihre Polizei zĂ€hlen", so PolizeiprĂ€sident Björn Gutzeit abschließend.

Hinweis:

Weitere Informationen zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2022 des PolizeiprĂ€sidiums SĂŒdhessen und der KriminalitĂ€tsentwicklung in Darmstadt und den Landkreisen sind auf der Homepage des PolizeiprĂ€sidiums SĂŒdhessen unter www.polizei.hessen.de/ppsh abrufbar.